Stell dir vor, du schließt einen Vertrag mit einem Strom- oder Gasanbieter und am Ende wird dir viel mehr berechnet, als vertraglich vereinbart war. Genau das ist offenbar beim Energie-Discounter stadtenergie geschehen, einer Marke des kommunalen Stadtwerks Dortmund (Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH / DEW21). Wie zunächst die Ruhr Nachrichten berichteten, ist wegen zu hohen Abrechnungen bei betroffenen Kunden ein Millionenschaden wegen zu hoch abgerechneten Ökostrom- und Ökogas-Tarifen entstanden.
Tausende Kunden von stadtenergie abgezockt?
Nach Informationen der Zeitung ärgern und beschweren sich schon seit einigen Wochen unzählige Verbraucher über die ihrer Meinung nach zu hohen Rechnungen und Abbuchungen. Teils seien die Abweichungen von vereinbarten Vertragsdaten demnach gravierend. Während DEW21 selbst in einer Stellungnahme schreibt, dass nur einzelne Kunden betroffen sind, berichten die Ruhr Nachrichten von bundesweit bis zu 30.000 Kunden, die zu viel für ihre Energie bezahlt haben. Bei einzelnen Haushalten sei es womöglich sogar mehrfach zu Unregelmäßigkeiten in den Jahren 2022 und 2023 gekommen.
DEW21 selbst will bereits „eine Reihe notwendiger Maßnahmen bei ihrer Tochtergesellschaft eingeleitet“ haben, wie es von dem Unternehmen weiter heißt. Eine zuständige Führungskraft habe man umgehend freigestellt und externe Prüfer mit einer genauen Untersuchung des Vorfalls betraut. Auch Kontakt zur Staatsanwaltschaft sei bereits aufgenommen worden. Auf eine Strafanzeige habe man bisher aber verzichtet.
Betroffene Kunden müssen nichts unternehmen
Von einer fehlerhaften Abrechnung betroffene Kunden will DEW21 nach eigenen Angaben über stadtenergie selbst schnellstmöglich informieren und die falschen, zu hohen Abrechnungen korrigieren. Kunden müssen dem Vernehmen nach nicht selbst aktiv werden. Klar dürfte sein, dass die Kontrollmechanismen beim Anbieter stadtenergie verschärft werden. Noch unklar ist hingegen, was mit den zu viel erwirtschafteten Summen passiert ist. Haben Mitarbeiter in die eigene Tasche gewirtschaftet? Sollte die Bilanz des Billiganbieters aufgewertet werden? Offene Fragen…
Nach Recherchen der Ruhr Nachrichten könnte es in Summe um einen zweistelligen Millionenbetrag im unteren bis mittleren Bereich gehen. Und der könnte auch Auswirkungen auf das Jahresergebnis 2023 von DEW21 haben. Ob der erwirtschaftete Jahresgewinn noch, wie ursprünglich vorgesehen, an die Gesellschafter abfließen lassen kann, steht gegenwärtig in den Sternen. Klarheit soll voraussichtlich erst Ende Juni herrschen. Sogar über ein vollständiges Aus der Marke stadtenergie will die Muttergesellschaft dem Vernehmen nach beraten. So oder so: Der Image-Schaden ist schon jetzt gewaltig.