Zu viel abgebucht? Viele Telekom-Kunden bekommen Post

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Knapp 300 Euro soll Telekom zu viel von seinen Kunden abgebucht haben. Das geht aus E-Mails hervor, die diese gegenwärtig in ihren digitalen Briefkästen vorfinden. Im weiteren Verlauf des Schreibens ist von einer Rückerstattung die Rede. Die Verbraucherzentrale rät jedoch davon ab, diese anzunehmen.
Telekom-Schild

Telekom soll zu viel von den Kunden abgebucht haben

Die Verbraucherzentrale listet im Rahmen ihres Phishing-Radars kontinuierlich die neuesten Phishing-Mails auf. Selbstverständlich ist die Liste nicht erschöpfend; auch andere Mails sind im Umlauf. Sie zeigt allerdings, bei welchen E-Mails man als Nutzer derzeit auf jeden Fall ein Auge offen halten sollte. In der laufenden Woche gehören dazu die folgenden Unternehmen und Organisationen.

Telekom und Co. im Fokus

Telekom

Auf den ersten Blick wirkt die Situation unmissverständlich. In einer E-Mail, die vonseiten der Telekom verschickt worden sein soll, heißt es: „Wir haben kürzlich eine Buchhaltungsprüfung durchgeführt und dabei einen Fehler auf Ihrem Konto entdeckt. Aufgrund einer fehlerhaften Rechnungsstellung wurden Ihnen in den letzten fünf Monaten insgesamt 289,13 Euro fälschlicherweise abgebucht.“

Empfänger werden gebeten, ein beigefügtes Rückerstattungsformular auszufüllen, die eigenen IBAN-Daten zu hinterlegen und die Unterlagen als Anhang zurückzuschicken. Davon rät die Verbraucherzentrale jedoch ab, denn bei dem Schreiben handelt es sich in Wahrheit um Betrug. Allerdings um einen, der sich von der Masse abhebt.

Üblicherweise fordern Cyberkriminelle Empfänger dazu auf, auf einen Phishing-Link zu klicken, der sie auf eine gefälschte Website in der Optik von Telekom und Co. weiterleitet. Hier werden persönliche Daten abgefragt, die anschließend dazu genutzt werden können, um Bankkonten zu knacken und Cyberkriminalität zu begehen. Mittlerweile wurde dieses Vorgehen jedoch bereits so oft angewandt, dass sich viele Nutzer nun davor hüten, auf fragwürdige Links zu klicken. Das scheint auch den Absendern des Telekom-Schreibens bewusst zu sein. Denn sie setzen nicht etwa auf eine Verlinkung (obwohl diese weiter unten ebenfalls vorhanden ist), sondern auf einen Anhang.

Das Ergebnis ist jedoch in beiden Fällen dasselbe: Wer das angebliche Rückerstattungsformular ausfüllt und zurückschickt, teilt sensible Daten mit Kriminellen. Ferner kann der Anhang Malware enthalten. Daher empfehlen wir, die E-Mail unbeantwortet in den Spam-Ordner zu verschieben. Zumal bereits der Buchstaben-Trick offenbart, dass es sich bei der E-Mail mit hoher Wahrscheinlichkeit um Phishing handelt.

Vier weitere Fälle: ING, Postbank, 1&1, Kleinanzeigen

Abseits der Telekom meldete die Verbraucherzentrale in der laufenden Woche vier weitere Fälle von Phishing. Betroffen waren zunächst einmal die beiden Kreditinstitute ING und Postbank. Mit Blick auf ING wurden die Empfänger gebeten, ihre App auf die neueste Version zu aktualisieren, während Postbank-Kunden ein „aus Sicherheitsgründen“ deaktiviertes Online-Banking-Profil reaktivieren sollen. Auch Kunden von Kleinanzeigen wurden aufgefordert, ihre Identität zu bestätigen, um ein aufgrund auffälliger Aktivitäten deaktiviertes Nutzerkonto wieder freizuschalten. Weiterhin haben die Täter 1&1-Kunden mit angeblichen Synchronisierungsproblemen konfrontiert, die diese per Klick auf einen hinterlegten Button beheben sollen.

In solchen Fällen empfehlen wir grundsätzlich, niemals auf den hinterlegten Button zu klicken. Stattdessen kannst du dich eigenständig in die fraglichen Dienste einloggen und den Wahrheitsgehalt der Schreiben auf diesem Wege überprüfen.

Phishing 2024 – bisherige Fälle

Die Liste an Phishing-Versuchen in Deutschland wird immer länger. Klar zu erkennen ist, dass es vorwiegend große Unternehmen betrifft. Sie haben viele Kunden und damit viele potenzielle Opfer von Phishing. Diese Liste zeigt, welche Unternehmen im Jahr 2024 schon von Phishing-Betrügern genutzt wurden, um deine Daten oder dein Geld zu stehlen:

  • 1&1
  • Amazon
  • Booking.com
  • Comdirect
  • Commerzbank
  • Consorsbank
  • Deutsche Bahn
  • Deutsche Bank
  • DHL
  • Disney+
  • DKB
  • FedEx
  • HypoVereinsbank
  • ING
  • IONOS
  • Klarna
  • LBB
  • McAfee
  • N26
  • Netflix
  • PayPal
  • Postbank
  • Santander
  • Schufa
  • Sparkasse
  • Strato
  • Targobank
  • Telekom
  • TF Bank
  • VR-Bank
  • WEB

Was ist Phishing eigentlich?

Wenn man an Cyberkriminelle denkt, kommen einem sofort Hollywood-Bilder von Unbekannten in Kapuzenpullis in den Sinn, die in einem Keller vor fünf Bildschirmen sitzen und ihren Blick auf das Pentagon richten. Die Wahrheit sieht allerdings oftmals ganz anders aus. Denn man braucht weder fünf Bildschirme noch große Kenntnisse über Sicherheitssoftware, um an das Geld von Internetnutzern zu gelangen. Sogar ein Kapuzenpulli ist dafür nicht zwingend erforderlich. Viele Anwender verraten ihre Zugangsdaten nämlich freiwillig, wenn man sie darum bittet.

Alles, was dazu benötigt wird, ist eine E-Mail etwa im Amazon-Look, die Empfänger über ungewöhnliche Kontoaktivitäten oder eine AGB-Änderung unterrichtet. Anschließend fordern die Täter ihr Opfer dazu auf, eine Autorisierung durchzuführen; indem es einen Link anklickt und sich in seinem Account anmeldet. Nur führt der Link nicht zur Amazon-Website, sondern zu einer Kopie. Die hier eingetragenen Login-Daten landen direkt bei den Cyberkriminellen. Mittlerweile steckt hinter Phishing eine regelrechte Industrie.

Weitere Betrugsmaschen & Schutzmechanismen:

So erkennst du Phishing-Mails

Sobald die Betrüger deine Nutzerdaten erbeutet haben, können sie diese beispielsweise zum Identitätsdiebstahl verwenden. Sollten die Anmeldedaten zu einem mit dem Bankkonto verknüpften Dienst gehören, könnte auch dein Portemonnaie darunter leiden. Darum solltest du auf E-Mails im Allgemeinen und auf Nachrichten der oben genannten Anbieter im Besonderen achten. Weist die E-Mail Rechtschreibfehler auf? Wie sieht es mit direkter Kundenansprache aus? Handelt es sich bei dem Absender respektive bei der E-Mail-Adresse des Absenders im Kopf der E-Mail tatsächlich um PayPal? Gehört die verlinkte Webseite dem Online-Bezahldienst, oder ist die URL eher kryptisch? Alle diese Fragen können eine Phishing-Mail enttarnen.

Eine weitere gute Selbstschutz-Maßnahme stellt die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) dar. Dabei handelt es sich um einen doppelten Anmeldeschutz, bei dem neben den Anmeldedaten eine zweite Anmeldeschranke eingerichtet wird – etwa in Form eines Codes, der auf eine zuvor hinterlegte Telefonnummer zugestellt wird. Diesen können Cyberkriminelle in der Regel nicht so einfach ergattern. Obwohl auch diese Schutzlinie nicht unüberwindbar ist. Weitere Informationen zu dem Thema erhältst du in unserem Phishing-Ratgeber:

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