Zehnmal günstiger als Lithium-Akkus: Unterschätzter Speicher hat es in sich

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Stell dir vor, du könntest die Sonne in eine Box sperren und sie dazu bringen, immer zu leuchten, wenn du gerade Strom erzeugen möchtest. Natürlich ist das in der Realität nicht in dieser Form umsetzbar. Ein Ansatz des Unternehmens Fourth Power kommt dem Szenario jedoch äußerst nahe.
Zehnmal günstiger als Lithium-Akkus - Unterschätzter Speicher hat es in sich
Zehnmal günstiger als Lithium-Akkus - Unterschätzter Speicher hat es in sichBildquelle: Shutterstock

Eine günstige Speicherkapazität, mit der sich dennoch Strom auf Vorrat bereithalten lässt. Das ist es, was die Batterietechnologie von Fourth Power von Konkurrenten unterscheidet. Das Unternehmen hat mit seiner „Sun in a box“ ein System geschaffen, das Strom aus Erneuerbaren speichern kann. Alles, was dafür nötig ist, ist die Speicherung von flüssigem Graphit. Das Mineral kann Temperaturen bis zu 2.400 Grad erreichen. Die Sonnenoberfläche ist mit rund 5.500 °C zwar deutlich heißer, dennoch kommt das System dem realen Vorbild nahe.

Kostengünstige Materialien bilden langlebigen Speicher

Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Akkus kann der Stromspeicher aus kostengünstigen und in größerer Menge verfügbaren Materialien gefertigt werden. Bei „Sun in a box“ handelt es sich um eine sogenannte Thermalbatterie. Das Funktionsprinzip dieser Batteriespeicher ist keineswegs neu, sondern existiert bereits seit einiger Zeit. Eine Thermalbatterie speichert Energie in Form von Hitze, um sie danach als Licht wieder freizugeben. Die meisten dieser Thermalbatterien besitzen jedoch eine schlechte Effizienz, weshalb sie keinerlei echte Alternativen zu Lithium-Ionen-Batterien darstellten. Anders sieht das hingegen mit dem Ultrahochtemperatur-Energiespeicher von Fourth Power aus. Seit 2017 hält das Unternehmen den Guinness-Weltrekord für die höchste Temperatur von Pumpen von Flüssigmetall mit 1.200 °C. Dafür musste das Unternehmen eine eigene Keramikpumpe entwickeln. Altbekannte Systeme versagten bereits bei Temperaturen ab 1.000 °C.

Keine Explosionsgefahr bei Thermalbatterien

Verglichen mit Druckluftspeichern besteht bei diesen Thermalbatterien keine Explosionsgefahr, da sich kein Druck im Inneren aufbaut. Insgesamt sicherte sich das Unternehmen eine Finanzierung von 19 Millionen US-Dollar, die in den Bau einer Prototypanlage in der Nähe von Boston fließen. Sie soll voraussichtlich im Jahr 2026 in Betrieb gehen und den Einsatz des Speichertyps in großen Systemen testen. Besteht „Sun in a box“ diese Testläufe, könnte das Unternehmen künftig einen wertvollen Beitrag für günstige und flexible Energiespeicher leisten. Gerade durch die immer größeren Mengen an Erneuerbaren in unserem Strommix, ist auch die Nachfrage nach Speicherlösungen groß. Je mehr Variationen sich dabei zu bezahlbaren Konditionen auf dem Markt finden, desto mehr Flexibilität kann sich im Stromnetz aufbauen.

Benötigt man Strom, kann die „Sun in a box“ diesen über flüssiges Zinn bereitstellen. Das Zinn fließt durch ein Rohrleitungssystem und erhitzt dabei die Graphitblöcke, die weiß glühend zu leuchten beginnen. Mithilfe von Thermophotovoltaikzellen kann dieses Licht wieder in Strom umgewandelt werden. Die Energie steht damit erneut zur Verfügung. Durch die Isolierung des flüssigen Zinns nach außen kann die Temperatur im Inneren des Speichers lange gehalten werden, ohne viel Energie zu verlieren. Genaue Zahlen zu endgültigen Effizienz der Anlage dürfte es jedoch erst nach Betrieb des Prototyps in Boston geben.  

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