Studie offenbart: YouTube-Nutzerkontrollen praktisch unbrauchbar

3 Minuten
Kommt es dir manchmal so vor, als würde YouTube dir absichtlich für dich ungeeignete Inhalte vorschlagen, obwohl du diese bereits dutzende Male mit „mag ich nicht“ markiert hast? Dafür gibt es einen Grund, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Video-Streaming
YouTubeBildquelle: Hello I'm Nik / Unsplash

Das Angebot an YouTube-Videoinhalten ist überaus umfangreich. Bereits 2019 sollen Nutzer jede Minute 500 Stunden Videomaterial hochgeladen haben – 720.000 Stunden am Tag. Kein Wunder, dass nicht sämtliche Videos den Geschmack jedes einzelnen Anwenders treffen. Ein Problem, dass YouTube mittels unterschiedlicher Nutzerkontrollen beseitigen möchte, die das zu Google respektive Alphabet gehörende Unternehmen seinen Nutzern an die Hand gibt. Nur scheinen diese Werkzeuge kaum einen Effekt zu haben, wie eine aktuelle Untersuchung offenbart.

YouTube-Nutzer werden alleingelassen

Eigentlich sollen Nutzerkontrollen YouTubes Empfehlungs-Algorithmus insofern beeinflussen, als dass dem Anwender nur solche Videos vorgeschlagen werden, die auch seinen Geschmack treffen – zumindest auf den ersten Blick. Das grundsätzliche Prinzip ist dabei recht simpel: Klickst du bei mehreren Marvel-Trailern auf den „kein Interesse“-Button, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du auch die restlichen Marvel-Trailer nicht sehen möchtest. Folglich sollten diese aus deinen Empfehlungen herausgenommen werden. Doch wie eine neue Untersuchung der Mozilla Foundation gezeigt hat, geschieht genau das nicht. Beziehungsweise nur in einem überschaubaren und zeitlich begrenzten Umfang.

Im Rahmen ihrer Studie analysierte Mozilla rund 570 Millionen angezeigte Videos von knapp 23.000 Teilnehmern. Geprüft wurde, inwiefern sich die vier Nutzerkontrollen „keine Videos von diesem Kanal empfehlen“, „kein Interesse“, „mag ich nicht“ und „aus Wiedergabeverlauf entfernen“ auf YouTubes Empfehlungen auswirken. Der Fokus lag dabei auf sogenannten „schlechten Empfehlungen“, also solchen, die Nutzer bereits zuvor abgelehnt haben. Und das Ergebnis spricht Bände.

Demnach ließen sich mittels der „keine Videos von diesem Kanal empfehlen“-Schaltfläche lediglich 43 Prozent der schlechten Empfehlungen verhindern. Damit ist es die beste Maßnahme, die YouTube-Anwendern zur Verfügung stellt. Die Kontrollfunktion „aus Wiedergabeverlauf entfernen“ beseitigte nämlich nur 29 Prozent der schlechten Empfehlungen. Währenddessen unterbanden die Buttons „kein Interesse“ und „mag ich nicht“ sogar nur 11 und 12 Prozent der ungewünschten Videoinhalte. Ferner scheinen schlechte Empfehlungen mit der Zeit wieder in das Empfehlungs-System aufgenommen zu werden. Sollte dies zutreffen, wären die erwähnten Maßnahmen langfristig betrachtet gänzlich ineffizient.

YouTube kritisiert Untersuchung

YouTube-Sprecherin Elena Hernandez kritisierte die Mozilla-Studie in einem Statement gegenüber The Verge. Demnach würde die Untersuchung nicht berücksichtigen, wie YouTubes System tatsächlich funktioniere. Der „kein Interesse“-Button entferne etwa lediglich ein spezielles Video, während die „keine Videos von diesem Kanal empfehlen“-Schaltfläche ausschließlich den jeweiligen Kanal aus den künftigen Empfehlungen tilgt. Laut Hernandez sei dieses Verhalten beabsichtigt, da die Plattform nicht versuche, sämtliche mit einem Thema verwandten Inhalte zu blocken. Denn dies könne negative Effekte auf die Zuschauer haben, wie die Schaffung von Informationsblasen. Mozilla rief indes eine Petition ins Leben, mit dem Ziel, YouTubes Feedback-Tools zu verbessern und Nutzern „echte Kontrolle über ihre Videoempfehlungen zu geben“.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein