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Videospiele am Ende: Das Aus für Free-to-Play und Live-Service?

4 Minuten
Am 3. Dezember kündigte Ubisoft die Abschaltung von XDefiant an. Das gleiche Schicksal ereilte in den letzten Jahren schon viele Spiele. Mir stellt sich jetzt die Frage, ob uns das Ende von Free-to-Play und Live-Service-Games bevorsteht.
Ein Screenshot aus Ubisofts XDefiant.
Steht uns das Aus der Live-Service Games bevor?Bildquelle: Ubisoft

Es ist schon wieder passiert: Ein weiteres Videospiel steht nur wenige Monate nach der Veröffentlichung vor der Abschaltung. Diesmal trifft es XDefiant, den Call of Duty-Konkurrenten aus dem Hause Ubisoft. Dabei stand es eigentlich gar nicht schlecht um das Spiel. Am Tag der Veröffentlichung stellte es gar einen positiven Rekord auf. In nur zweieinhalb Stunden schaffte es das Spiel, eine Million Spieler zu erreichen. Warum steht also jetzt schon das Ende kurz bevor?

Nach der Veröffentlichung ist vor der Abschaltung

Wer neue Videospiel-Veröffentlichungen der letzten Jahre aktiv verfolgt hat, dem ist vermutlich ein besorgniserregender Trend aufgefallen. Und zwar scheint sich die Lebensdauer neuer Spiele stetig zu verringern. Concord und XDefiant sind nur zwei Spiele von vielen, deren Ende kurz nach der Veröffentlichung kam. Gerade Free-to-Play- und Live-Service-Games können sich immer öfter nicht halten. Viele werden nach nur ein bis zwei Jahren abgeschaltet, mache sogar nach nur wenigen Monaten.

Entwicklerstudios begründen das Ende eines Spiels oft mit geringen Spielerzahlen. Insbesondere Free-to-Play- und Live-Service-Games leben und sterben mit ihren Spielern. Wiederkehrende Spieler sind es, die Profite in Form von Microtransactions mit sich bringen. Fehlen die Spieler, dann bleiben auch die Gewinne aus. Aber früher haben Free-to-Play Spiele doch noch funktioniert. Was hat sich also in den vergangenen Jahren geändert?

Ein Teufelskreis, kein Ende in Sicht

Videospielentwickler befinden sich aktuell in einem Teufelskreis, den sie mit jeder Abschaltung weiter befeuern. Das liegt daran, dass Spieler den Trend schneller Abschaltungen mittlerweile erkannt haben. Und wer möchte noch in ein Spiel investieren, dessen Lebensdauer ungewiss ist? Die frühzeitige Abschaltung von Spielen sorgt für mehr Zurückhaltung bei Spielern. Dadurch bleiben Microtransactions aus und neue Spiele schaffen es nicht, die gewünschten Gewinne zu verzeichnen.

Immerhin ist selbst das Überleben eines, im Großen und Ganzen guten, Spiels wie XDefiant nicht mehr garantiert. Und obwohl einige Studios zumindest den ursprünglichen Kaufpreis zurückerstatten, sieht es bei Microtransactions und sonstigen Käufen oft anders aus.

In der Folge bestätigt jedes abgeschaltete Spiel die Sorgen der Spieler einmal mehr. So entsteht der Teufelskreis, in dem die Entwickler immer weiter versinken. Mittlerweile möchte kaum ein Spieler mehr in ein neues Spiel investieren, das nicht zu einem etablierten Franchise gehört. Für Free-to-Play- und Live-Service-Games ist es eine schwierige Situation. Das ist gerade dann der Fall, wenn es bereits etablierte Spielereihen gibt, in die Spieler mehr Vertrauen haben. Denn warum in ein neues, unsicheres Spiel investieren, wenn sich große Player schon seit Jahren halten?

Ein Vorteil für Indie Games

Eine positive Nebenwirkung der aktuellen Situation ist der Boom von Indie-Games. In den vergangenen Jahren schafften es immer mehr Indie-Games, in der Gaming-Szene Fuß zu fassen. Das liegt auch daran, dass Free-to-Play- und Live-Service-Spiele einen immer schlechteren Ruf bekommen. Räuberische Microtransactions rücken mehr ins Bewusstsein der Gamer und auch die häufigen Abschaltungen schaden dem Vertrauen.

Der daraus resultierende Mangel an guten neuen Games, die weder Free-to-Play noch Live-Service sind, ermöglicht es Indie-Games, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Bei Indie-Games handelt es sich nämlich oft um Leidenschaftsprojekte. Sie bringen neue Ideen mit sich und versuchen nicht, großen Franchises die Stirn zu bieten. Zudem sind sie meist günstiger und beinhalten kaum Microtranscations.

Was können Entwicklerstudios tun?

Die aktuelle Strategie der großen Entwicklerstudios scheint nicht zu funktionieren. Ubisoft ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein einst respektiertes Studio mittlerweile kurz vor dem Abgrund steht. Der Fokus auf Live-Service-Games schadet den Entwicklern, denn Spieler haben genug davon. Anstatt zu versuchen, mit großen Franchises zu konkurrieren, sollten Entwicklerstudios sich darauf konzentrieren, neue Ideen ins Spiel zu bringen.

Spieler können an der aktuellen Situation nicht viel ändern. Bei Free-to-Play- und Live-Service-Games ist jedoch immer mehr Vorsicht geboten. Es wird stets wahrscheinlicher, dass Spiele kurz nach der Veröffentlichung schon wieder vor der Abschaltung stehen. Dessen solltest du dir bewusst sein, wenn es darum geht, größere Summen in ein neues Videospiel zu investieren. Denn anders als bei Singleplayer-Games gehört dir ein Live-Service-Spiel zu keinem Zeitpunkt; auch, wenn du es für einen festen Preis gekauft hast. Denn schaltet der Entwickler die Server ab, dann endet auch deine Zeit im Spiel.

Mitreden

3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Kleinerdeal

    Ich finde es ein wenig frech zu sagen, dass die F2P und live Service Branche den Bach runter geht nur weil eine Firma ihre Politik in die Spiele einfließen lassen wollte. Riot mit League of Legends geht es gut, Rockstar mit GTA V Geht es gut, Activision Blizzard mit WOW oder COD geht es auch gut.

    Das Problem, warum der Gigant Ubisoft so schlecht abgeschnitten hat, lag schlicht weg daran, ihre Politik in die Games einzugliedern. Die Gamer lassen sich zu nichts zwingen.

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    • Nutzerbild Corinna Oettinger inside digital Team

      Hey Kleinerdeal,
      genau darum geht es mir in meinem Kommentar 🙂 Es gibt bereits etablierte Franchises, denen geht es gut. Aber neue Spiele scheitern kontinuierlich. Kein einziges der von dir genannten Spiele ist neu, du beweist also meine These.

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  2. Nutzerbild Yukkq

    ich finde es gut, dass solche Spiele langsam aber sicher sterben.Der Großteil will solche Spiele ja anscheinend auch nicht. Aber bei A+++ Spielen steht halt schon lange nicht mehr das spielen an sich im Vordergrund,sondern nur noch der Cash Gedanke. Verständlich, dass dann die Spielerzahlen schrumpfen. Ursache und Wirkung 😉

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