Die Pressekonferenz, die Toyota auf der CES 2020 abhielt, war eine der etwas anderen Art. Gerade heraus, kein Aufwärmen mit minutiös verbesserten Bauteilen für neue Autos oder Prototypen, die nie wirklich auf den Markt kommen. Nein, Toyota zeigte nur eine Sache: Woven City.
Woven City: Ein Mega-Projekt startet
Was ist Woven City? Am Fuße des Vulkans Mount Fuji in Japan errichtet Toyota mit einem Leuchtturm-Projekt eine ganze Stadt. Zusammen mit der Architektenfirma BIG um Bjarke Ingels (BIG = Bjarke Ingels Group) realisiert Toyota die „Woven City“ auf einem rund 71 Hektar großen Gelände einer ehemaligen Toyota-Autofabrik.
Das Mega-Projekt soll als Modellstadt einer „Smart City“ eine Vorbildfunktion einnehmen und dient außerdem als Forschungsprojekt, um zu sehen, wie eine moderne Stadt von Grund auf neu aufgebaut werden kann. Komplett regenerativ mit Energie versorgt und mit einem neuartigen Mobilitätskonzept versehen – das macht unter anderem den Reiz für dieses Reißbrett-Projekt aus.
„Der Aufbau einer kompletten Stadt von Grund auf, selbst in einem kleinen Maßstab wie diesem, ist eine einzigartige Gelegenheit, Zukunftstechnologien zu entwickeln, einschließlich eines digitalen Betriebssystems für die Infrastruktur der Stadt“ Aiko Toyoda, CEO Toyota auf der CES 2020
Verkehrskonzept mit Vorbildfunktion?
Insbesondere das Verkehrs- und Infrastruktur-Konzept der Plan-Stadt ist bereits ziemlich konkret. Ingels und sein Team stellen sich ein dreispuriges Straßensystem vor: Eine für schnelle und durchfahrende Fahrzeuge, die zweite für einen Verkehrs-Mix aus entschleunigtem Personenverkehr – sowohl auf fahrbarem Untersatz als auch zu Fuß. Die dritte ist dann eine reine Flaniermeile im Park-Stil, ausschließlich für Fußgänger. Die Toyota-Stadt fußt also vor allem auf den Säulen Nachhaltigkeit, Entschleunigung und Autonomie.
Als „lebendes Labor“ konzipiert, soll trotz hochtechnisiertem Angebot auch die soziale und gesellschaftliche Komponente nicht zu kurz kommen: Angebote hierzu – insbesondere eine zentrale Plaza für Events – werden fest ins Stadtbild integriert. Zusätzlich legt die Planung Wert auf eine vollumfängliche Gesundheitsvorsoge und besonders im Fokus steht dabei das Zusammenleben mehrerer Generationen.
Die Energiefrage: So soll die Stadt leben
Wie eine ganze Stadt mit ihrer emissionsfreien Infrastruktur betrieben werden soll, ist die erste Frage, die sich beim Betrachten der Demos und Bilder stellt. Toyota will hier vorrangig auf Wasserstoff-Brennstoffzellen setzen, um das Stadtleben als solches mit Energie zu versorgen. Produkte der Reaktionen aus Wasserstoff und Sauerstoff, die in den Zellen stattfinden, sind je nachdem Wasser, Strom und Hitze. Insbesondere die Stromerzeugung wird hier gefragt sein.
Das Stadtbild: Nachhaltig und hölzern
Das Stadtbild soll von Holz-Gebäuden dominiert sein. Dabei stellen sich die Planer große Blocks vor. Diese haben geschwungene Dächer, auf denen maximal effiziente Photovoltaik-Anlagen zur Hausenergie-Erzeugung liegen. Hier ist also ein weiterer, nachhaltiger Energieträger – aber eben kein vom Sonnenlicht unabhängiger – im Spiel.
Wie groß wird Woven City?
Als Konzept gestartet, soll Woven City alsbald in die Tat umgesetzt werden. Erste Bewohner werden ganz gewiss noch nicht in diesem Jahr einziehen. Konkrete Zeitpläne gibt es ebenso noch nicht, auf der CES zeigte Toyota das Projekt „Woven City“ überhaupt zum ersten Mal. 2021 könnten die ersten Gebäude und Straßen entstehen.
Auf einem ehemaligen Fabrikgelände angesiedelt und mit nur 71 Hektar Fläche, dürfte die Stadt auch nicht ins Rennen de größten Metropolen unserer Zeit eingreifen. Sie ist etwa halb so groß wie die Hamburger HafenCity. Um die beliebten Beispiele zu nehmen: Woven City ist so groß wie 100 Fußballfelder oder 0,00028 Saarlands.
Dennoch: Um realistische Szenarien darstellen zu können und auch, um dem ganzen einen Sinn und eine Relevant zu geben, sollte mindestens eine mittlere vierstellige Zahl an Bewohnern in einem ersten Schritt nach Woven City ziehen.
Super Idee, kann ich nur unterstützen, allerdings sollte man dann das Konzept der vielen herumfahrenden (wenn auch autonomen) Fahrzeuge überdenken. Logistik und Co. kann man dann doch wunderbar unterirdisch machen und oben gibt es nur noch Fußgänger (+Fahrrad/Scooter)