Der Status quo rund um den Wohnungsmarkt ist bereits seit Jahren alles andere als zufriedenstellend – Tendenz fallend. Sowohl Käufer von Immobilien als auch Mieter sehen sich inzwischen mit horrenden Preisen und einer starken Konkurrenz konfrontiert. In Bonn bewerben sich beispielsweise stets dutzende, oftmals hunderte Wohnungssuchende für eine einzelne Mietwohnung. Doch auch außerhalb von Ballungsräumen verschlechtern sich die Verhältnisse fortlaufend. Dieses Problem ist sowohl Bürgern als auch in Regierungskreisen wohlbekannt. Was dagegen kaum jemandem bewusst ist und beinahe niemanden zu interessieren scheint, ist der Datenklau bei der Wohnungssuche. Und genau das ist ein gewaltiger Fehler. Denn jegliches Datenleck, das in den vergangenen Monaten und Jahren für Skandale sorgte, ist ein Witz im Vergleich zu den Daten, die mittels einer einfachen Wohnungsanzeige erbeutet werden können – und werden.
Die Mutter aller Datenklau-Maschen
Im Rahmen eines „gewöhnlichen“ Datenlecks, wie es beispielsweise des Öfteren auf Facebook auftritt, werden in der Regel Telefonnummern, E-Mail-Adressen und gelegentlich Zahlungsinformationen oder gar Passwörter erbeutet. All das sind wichtige personenbezogene Daten, deren Verlust man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Doch der Wohnungsanzeigen-Betrug spielt in einer gänzlich anderen Liga. Aufgrund der wahnsinnigen Konkurrenz fühlen sich Wohnungssuchende dazu genötigt – und zwar leider vollkommen zurecht –, dem Vermieter die eigenen Vorzüge schnell und umfassend darzulegen. Denn wenn nicht du, dann tut es sicherlich ein anderer. Oder mehrere andere. Dutzende. Hunderte. Und das ist nicht weiter verwunderlich. Denn bei einer Bewerbung würde auch derjenige bevorzugt werden, der seinen Qualifikationen belegen und sie mit guten Arbeitszeugnissen würzen kann. Der zweite Bewerber, der lediglich ein Blatt mit der Aufschrift „Vertrau mir, ich hab’s drauf“ in die Bewerbungsmappe packt, dürfte dagegen leer ausgehen – auch dann, wenn er tatsächlich besser für die Stelle geeignet ist.
Nur erfordert eine Wohnungssuche keine Arbeitszeugnisse, sondern eine andere Art von Daten. Bei Immo Scout24, der nach eigenen Angaben „Nummer 1 rund um Immobilien“, zahlt man beispielsweise für eine Plus-Mitgliedschaft, um mitunter den Mietzahlungsnachweis und den Einkommensnachweis (auf Abrechnungen finden sich übrigens auch Banking-Daten) schnell an die potenziellen Vermieter schicken zu können. Ferner können im Rahmen einer Selbstauskunft unter anderem Name, Anschrift, E-Mail-Adresse, Telefonnummer, Alter, das Beschäftigungsverhältnis sowie der Beschäftigungsstatus und das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen geteilt werden. Einige Vermieter fordern ferner sogar die Arbeitsverträge und ein Schufa-Bonitätscheck ist mittlerweile sowieso obligatorisch.
Das alles geschieht vollkommen freiwillig, lediglich aus der Motivation heraus, die eigenen Chancen auf dem Wohnungsmarkt ein wenig zu verbessern. Und das größte Problem dabei: Diese Maßnahmen sind auch notwendig. Denn wer auf Nummer sicher gehen möchte, riskiert Mietwohnungen wie Zugvögel an sich vorbeiziehen zu sehen, ohne diese jemals einholen zu können. Das ist die traurige Realität.
Was passiert mit den gestohlenen Daten?
Es existieren zahlreiche Wege, um aus deinen Nutzerdaten Profit zu schlagen. Zunächst einmal können die Betrüger diese im Darknet veräußern und auf diese Weise zahlreichen weiteren Kriminellen zugänglich machen. Ferner eignen sich die Daten, um Identitätsdiebstahl zu begehen und etwa Verträge auf deinen Namen abzuschließen – oder aber sich per Kauf auf Rechnung auf deine Kosten zu bereichern. Doch auch das ist noch nicht alles. Die Nutzerdaten können auch für gezielte Phishing-Angriffe verwendet werden. Denn die Erfolgschancen steigen exponentiell, wenn das Opfer nicht nur mit seinem Namen angesprochen, sondern auch mit weiteren Informationen wie der IBAN gefüttert wird. Denn diese dürfte niemand kennen; natürlich abseits der eigenen Bank. Auf diese Weise lässt sich auch die letzte Hürde überwinden – die der Zugangsdaten.
So viel zum Wohnungsanzeigen-Betrug mit dem Ziel, Nutzerdaten abzuschöpfen. Daneben existieren auch andere Betrugsmaschen, wie der Wohnungskautionsbetrug. Worum es dabei geht und wie du Fake-Immobilien enttarnen kannst, erfährst du in unserem Ratgeber.