Windräder stehen immer häufiger still und du zahlst dafür

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Einmal mehr gelangt das Stromnetz in Deutschland an seine Belastungsgrenze. Während in einigen Regionen in Deutschlands der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW zum Strom sparen mahnt, müssen im Norden die Windräder stillgelegt werden. Dadurch entstehen hohe Kosten und Strom wird verschenkt.
Windräder stehen immer häufiger still und du zahlst dafür

Windräder stehen immer häufiger still und du zahlst dafür

Stehende Windräder werden auch in diesem Jahr zu einem vermeidbaren Dilemma, das sich als teure Kostenfalle für zahlreiche Stromkunden entpuppt. Durch den langsamen Netzausbau in Deutschland fehlen Kapazität, die im Norden produzierte Strommengen in den Süden bringen können. Schuld daran ist ein viel zu langsamer Wandel in unserem Netzausbau, der deutlich zügiger hätte vonstattengehen müssen. Während sich die Stromproduktion in Deutschland zu einem Großteil in den Norden verlagert hat, sind unsere Stromleitungen noch so ausgelegt, als würden weiterhin viele kleinere Kraftwerke lokal den Strom produzieren. Immer häufiger muss der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW zum Strom sparen aufrufen, da das Stromnetz an Kapazitätsgrenzen stößt.

Windräder stehen still und verursachen hohe Entschädigungskosten

Doch warum genau entstehen durch stillgelegte Windräder eigentlich Kosten für dich? Das Problem liegt in der Abschaltung der Anlagen begründet. Dieser als „abregeln“ bezeichnete Prozess verursacht gleich zwei Probleme. Zum einen verschenken wir damit Strom, den wir hätten nutzen können. Stünde all der produzierte Strom tatsächlich zur Verfügung, würden die Strompreise für den Endkunden sinken. Da das Netz ihn jedoch nicht aufnehmen kann, muss das Windrad stehen bleiben. Dadurch büßen wir nicht nur günstigen Strom ein, für den Betreiber des jeweiligen Windrads wird zusätzlich eine Entschädigungszahlung fällig, da ihm durch das Ausschalten Nachteile in der Einspeisevergütung entstehen. Diese Kosten summierten sich allein im letzten Jahr auf stolze 3,1 Milliarden Euro. Rund doppelt so viel, wie noch im Jahr 2017 durch solche Maßnahmen anfielen. Diese Kosten bleiben jedoch nicht beim jeweiligen Netzbetreiber.

Vielmehr werden sie in Form von Netzentgelten direkt an dich weitergegeben und machen somit einen nicht unerheblichen Anteil an deinen Stromkosten aus. Die Prognosen von Netzbetreibern zeichnen ein düsteres Bild für die kommenden Jahre. Sie gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2026 rund 6,5 Milliarden Euro dieser Kosten auf Kunden umgelegt werden müssen. Die Summe hätte sich somit in weniger als zwei Jahren mehr als verdoppelt. Bis 2035 könnte sich der Anteil der Netzentgelte bereits auf bis zu 23 Cent die Kilowattstunde belaufen. Diese hohen Kosten sind nicht nur eine hohe Belastung für jeden Haushalt in Deutschland. Sie könnten auch die Produktionskapazitäten in Deutschland dämpfen und die Energiewende in ein schlechtes Licht rücken. Dabei wäre die Lösung für das Problem auf zwei mögliche Varianten zu erreichen.

Zwei Ansätze könnten das Stromnetz nachhaltig entlasten

Zum einen durch einen zügigeren Ausbau des Stromnetzes, zum anderen durch den Zubau von Speicherkapazitäten, in denen überschüssiger Strom eingespeichert werden kann. Zwar gibt es in beiden Bereichen in den vergangenen Monaten immer mehr Vorstöße. Bisher gehen sie jedoch zu langsam vonstatten, als dass wir eine zeitnahe Lösung erhoffen könnten. Man kann nur hoffen, dass Projekte wie der Umbau des Atomkraftwerkes (AKW) Brokdorf in Schleswig-Holstein zum größten Batteriespeicher Europas mit der notwendigen Priorität behandelt werden.

Allerdings beginnt die erste Ausbauphase auf dem Kraftwerksgelände erst im Jahr 2026. Viele weitere Speicherprojekte haben die Planungsphase noch nicht verlassen oder können ihren Bau erst in den kommenden Jahren abschließen. Bis die ersten von ihnen ans Netz gehen und der groß angekündigte Ausbau der Stromtrassen eine echte Veränderung bewirkt, könnten noch Jahre vergehen. Zugleich schreitet der Bau von mehr Wind- und Solarkraftanlagen in Deutschland jedoch voran. Um eine Verbesserung zu erzielen, müssten mehr Speicherkapazitäten und Übertragungskapazitäten als neue Erzeugungskapazitäten ans Netz gehen. Ein Gleichgewicht, auf dessen Einstellen wir vorerst vergeblich warten dürften.

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