Ohne Messenger wie WhatsApp, Signal oder Telegram geht heute nichts. War man früher auf teure SMS angewiesen und konnte lediglich Textnachrichten verschicken, ist heute alles viel einfacher. Ob Text oder Bilder, ob Sprach- und sogar Videonachrichten oder der Austausch in Gruppen: Messenger haben die Art der Kommunikation übers Handy vollkommen verändert. Doch nun drohen Signal, WhatsApp und Threema mit Rückzug. Die Politik ist schuld.
WhatsApp und Signal könnten verschwinden
Vor wenigen Tagen berichteten wir darüber, dass die EU eine Chatkontrolle einführen könnte. Messenger wie WhatsApp, Telegram und Signal sollen dann dazu verpflichtet werden können, auf Anordnung persönliche Bilder und Videos der Nutzer zu durchsuchen. Anders ausgedrückt: Fotos, die man Freunden und Familie schickt, sollen gescannt werden dürfen. Das Ziel der EU-Kommission sei, Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder aufzuspüren und Urheber oder Personen, die die Inhalte weiterverbreiten, zu verfolgen. So weit, so gut. Doch Messenger wie Signal und WhatsApp müssten dann ihre Verschlüsselung aufbrechen. Und das, so sind sich Signal und WhatsApp einig, werde man nicht tun, sondern stattdessen vom Markt verschwinden.
→ Diese beliebte WhatsApp-Funktion solltest du lieber nicht nutzen
„Es gibt keine Möglichkeit, die Integrität der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu wahren und gleichzeitig verschlüsselte Inhalte der Überwachung auszusetzen“, sagt die Chefin des Messenger-Dienstes Signal. „Dennoch tauchen immer wieder solche Vorschläge auf – alter Wein unendlich oft in neue Schläuche gefüllt“, erklärt Meredith Whittaker in einer Stellungnahme. Und sie kündigte bereits im Mai an, Signal in Europa abzuschalten, sollte es so weit kommen. Und auch WhatsApp hat Abschaltpläne.
Welche Alternative bleibt Nutzern?
Das Vorhaben der EU, eine Chatkontrolle einzuführen, ist nicht neu. Doch bislang ist das Vorhaben immer wieder gescheitert. Und jetzt hat man die Pläne erneut vertagt. Auch, weil abzusehen war, dass keine Mehrheit dafür zustande kommen würde. Vom Tisch ist das Thema aber noch längst nicht. Sollte es zu einem späteren Zeitpunkt doch umgesetzt werden, müssten WhatsApp, Signal und andere Messenger auf Anordnung Bilder und Videos ihrer Nutzer durchsuchen und an Behörden weiterleiten. Allerdings müssten Nutzer diesem Vorgehen erst zustimmen. Das Problem dabei: Lehnt man ab, wird man keine Bilder und Videos mehr senden oder empfangen können. Deshalb sagen etwa der Chaos Computer Club oder der Grünen-Bundestagsabgeordneter Tobias Bacherle, die Behauptung, es handle sich dabei um Freiwilligkeit, sei schlicht irreführend.
→ WhatsApp: Aus diesen 3 Gründen wechselt kaum jemand zu Signal, Telegram und Co.
Zwar hat WhatsApp bisher nicht – wie die Signal-Chefin – klargestellt, man werde sich aus Europa zurückziehen, sollte es zu diesem Entschluss kommen. Allerdings spielt sich derzeit in Indien etwas ganz Ähnliches ab. Dort steht ebenfalls zur Debatte, dass WhatsApp seine Verschlüsselung aufbricht. Und WhatsApp hat bereits angekündigt, Indien zu verlassen, sollte es dazu kommen. Der Messenger hat also keine Probleme damit, über eine halbe Milliarde Nutzer zu verlieren. Das gleiche Schicksal droht auch Nutzern in Europa. Die Alternative? Es wird mit Sicherheit weiterhin Messenger geben, über die man chatten und Bilder verschicken kann. Aber dann mit der Gewissheit, dass Fotos und Videos jederzeit auch von anderen einsehbar sind. Vorausgesetzt, die EU setzt die Chatkontrolle, die Kritiker als „Massenüberwachung“ bezeichnen, irgendwann durch.