Der Grundgedanke hinter den neuen EU-Regularien war durchaus sinnvoll: Die Marktmacht von WhatsApp beruht zu großen Teilen darauf, dass die Nutzerzahlen eine „kritische Masse“ überschritten haben. Im vergangenen Jahr überrollte zwar eine Kritikwelle den US-Messenger, doch das konnte WhatsApps Verbreitung nicht nachhaltig schaden. Denn selbst dann, wenn Anwender auf einen alternativen Messenger-Dienst umsteigen, findet sich im Freundeskreis stets jemand, der ausschließlich über WhatsApp erreichbar ist. Folglich stellt eine komplette Deinstallation für viele Verbraucher keine Option dar. Dagegen wollte die EU vorgehen.
Das war der Plan
Um das Problem zu lösen, wollte die EU auf die sogenannte Interoperabilität setzen. WhatsApp sollte sich zugunsten eines fairen und offenen Marktes für andere Messenger öffnen. Sprich: Nutzer von etwa Signal sollten WhatsApp-Nutzern schreiben können und umgekehrt. WhatsApp auf dem Handy installiert haben, müsste man dafür nicht. Verbrauchern sollte also die Wahl geboten werden, mit und über welchen Instant-Messaging-Dienst sie kommunizieren wollen.
- Auch interessant: WhatsApp-Ultimatum: Wird sich der Messenger ändern müssen?
Nur scheint der Plan nicht aufzugehen, denn mehrere alternative Messenger-Dienste stellen sich quer.
Signal und Threema wollen nichts von Interoperabilität wissen
Die neue EU-Regelung gilt ausdrücklich nur für Messenger, die im Monat mehr als 45 Millionen aktive Nutzer vorweisen können. Kleinere Anbieter können sich dagegen frei entscheiden, ob sie an der gesetzlichen Interoperabilität partizipieren wollen. Und genau das könnte dem ursprünglichen Plan nun zum Verhängnis werden. Denn zwei der bekannteren Alternativen, Threema und Signal, haben bereits jetzt Kritik geäußert. Seitens der Signal Foundation hieß es dazu:
„Das Ziel von Signal ist es, private und sichere Kommunikation für alle und jeden bereitzustellen. Die Zusammenarbeit mit iMessage und WhatsApp würde letztendlich die Privatsphäre von Signal und seinen Benutzern verschlechtern.“ Ferner äußerte Signal die Befürchtung, dass Messenger, „die nicht die gleichen Datenschutzstandards wie Signal haben“, Zugriff auf große Mengen von Benutzerdaten erhalten würden.
Und auch beim speziell auf Datenschutz fokussierten Instant-Messaging-Dienst Threema schätzt man die Situation ähnlich ein. Die Verantwortlichen heben hervor, dass das Datenschutz-Niveau bei einer Interoperabilität dem des schwächsten Glieds entsprechen würde. Daher werde Threema nicht mitmachen.
Dieses Element von Twitter kann auf dieser reduzierten Version der Webseite nicht dargestellt werden.
jetzt ansehenFür diejenigen Messenger, die mitmachen wollen oder müssen, gilt eine Übergangszeit von zwei Jahren.