Bekannt wurden diese Pläne durch eine Großbestellung. So steht ein deutsches Unternehmen kurz davor, bis zu 63 komplette Züge beim spanischen Hersteller Talgo zu ordern. Der Zug ist in Deutschland als ICE-L bekannt und auch die Deutsche Bahn hat 79 Stück davon bestellt.
Deutsche Bahn bekommt Konkurrenz
Bei dem Unternehmen handelt es sich um Flix – also die Firma hinter Flixtrain und Flixbus. Bereits seit 2017 bietet man unter der Marke Flixtrain Zugreisen an. Das Angebot ist jedoch überschaubar. So fährt man aktuell vier Routen, die maximal zweimal pro Tag bedient werden. Einige sogar nur an ausgewählten Tagen.
Auch stehen die eingesetzten Wagen in der Kritik. So ist der Sitzabstand deutlich geringer im Vergleich zur Deutschen Bahn und die Sitze können nicht verstellt werden. Zudem stammen die gebraucht gekauften Interregio-Wagen aus den 80er und 90er Jahren und verfügen über keine Klimaanlage. Stattdessen lassen sich die Fenster einen Spalt weit öffnen, was zu einer hohen Lautstärke im Wagen in den Sommermonaten führt.

Aktuell besitzt Flixtrain 135 dieser Wagen und kann damit circa 15 bis 20 Züge zusammenstellen. Kommen nun bis zu 63 nagelneue, komplette Züge dazu, kann der Anbieter sein Angebot vervierfachen. Zusätzlich soll Flixtrain bis zu 100 gebrauchte IC-Wagen gekauft haben, die zuvor bei der Deutschen Bahn im Einsatz waren. Diese stammen zwar wie das bisherige Rollmaterial aus dem letzten Jahrhundert, verfügen aber über eine Klimaanlage.
Die gewaltige Expansion hat Flixtrain schon lange geplant. So hatte man bereits 2022 versucht, neue Reisezugwagen bei einem russischen Unternehmen zu bestellen. Der Auftrag geriet jedoch nach der russischen Invasion in die Ukraine ins Stocken und wurde nicht weiterverfolgt.
ICE-L bei Flixtrain
Der „Talgo 230“ ist für eine Geschwindigkeit von 230 km/h ausgelegt. Die von der Deutschen Bahn bestellten Züge bestehen aus jeweils 17 Wagen und bieten 574 Sitzplätze. Ob Flixtrain eine kürzere Variante bestellt, ist nicht bekannt. Außerdem wird man durch geringere Sitzabstände und den Verzicht auf eine erste Klasse wohl mehr Sitzplätze bei gleicher Wagenanzahl anbieten können.
Die Wagen sind fest miteinander verbunden und können nicht getrennt werden. Zudem befindet sich an einem Ende ein Steuerwagen. Dadurch kann auch ohne Lokwechsel die Fahrtrichtung geändert werden. Lokomotiven gehören wohl nicht zum Großauftrag. So besitzt Flixtrain auch bisher seine Lokomotiven nicht selbst und kauft diese Leistung von anderen Unternehmen ein.
Viele Fragen sind noch ungeklärt. So sind zur geplanten Ausstattung der Züge noch keine Details bekannt. Diese wird sich voraussichtlich stark vom ICE-L der Deutschen Bahn unterscheiden. Und auch welche Routen Flixtrain mit den neuen Zügen anbieten möchte, ist noch komplett unklar. Zwei Routen hat man bereits beantragt: von Oberhausen über Amsterdam nach Den Haag und von Berlin über Posen nach Warschau. Beide Strecken könnten ab 2026 angeboten werden. Dann jedoch noch mit altem Rollmaterial.