Wasserstoff-Wende? Studie sieht Potenzial, doch Grenzen bleiben

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Die Meinungen über die Möglichkeiten zur Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland gehen auseinander. Häufig werden vor allem hohe Kosten damit in Verbindung gebracht. Eine Studie des Fraunhofer ISE gibt jedoch Grund zur Hoffnung für die Wasserstoffbranche.
Wasserstoff-Sinnbild

Wasserstoff-Wende? Studie sieht Potenzial, doch Grenzen bleiben

Vorab sei gesagt, dass es als unwahrscheinlich einzustufen ist, dass Deutschland mit der eigenen Wasserstoffproduktion je unabhängig von anderen Ländern werden könnte. Der Bedarf an Wasserstoff ist hoch, gerade, wenn energieintensive Prozesse wie aus der Stahlindustrie damit betrieben werden sollen. Die lokalen Produktionsmöglichkeiten sind jedoch beschränkt. Einen Silberstreifen am Horizont gibt es dennoch. Denn laut der „Analyse verschiedener Versorgungsoptionen Baden-Württembergs mit Wasserstoff und Wasserstoffderivaten“ des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE wird auch die heimische Herstellung zu Importen ein wichtiger Bestandteil des Wasserstoffhochlaufs werden.

Baden-Württemberg investiert in lokale Wasserstoff-Industrie

Erst vor einigen Tagen hat das Bundesland Baden-Württemberg mit dem Förderprogramm „ELY“ 100 Millionen Euro bereitgestellt, um die lokale Wasserstoffindustrie zu fördern. Die in Auftrag gegebene Studie zeigt sowohl Limitationen als auch Chancen auf. So könnten etwa die Kosten für die heimische Produktion für gasförmigen Wasserstoff 2032/2040 auf einem ähnlichen Niveau liegen wie der Import über den geplanten südlichen Wasserstoffkorridor. Dadurch könnte die lokale Herstellung von Wasserstoff einen Teil dazu beitragen, die Abhängigkeit von anderen Ländern zu senken. Und das, ohne große Mehrkosten zu verursachen. Die Kostenspanne schätzt das Institut dabei zwischen 3,4 und 3,8 Euro pro Kilogramm Wasserstoff.

Gänzlich unabhängig kann Baden-Württemberg dabei jedoch ebenso wenig werden wie Deutschland als gesamtes Land. Die mangelnde Flächenverfügbarkeit für Erneuerbare-Energien-Anlagen, die zur Fertigung von Wasserstoff eingesetzt werden könnten, limitiert die hiesigen Produktionskapazitäten. Die Bereitstellungskosten per Pipeline schätzt das Unternehmen bis 2040 auf etwa 2,4 bis 4,3 Euro pro Kilogramm Wasserstoff. Sie könnten somit günstiger als auch teurer als die hiesige Produktion ausfallen, bewegen sich jedoch auf einem vergleichbaren Niveau. Langfristig stuft man die Kosten für den Import über die geplante Pipeline dabei als günstiger ein als den Transport per Schiff. Allerdings bietet dieser eine höhere Flexibilität bei der Wahl eines Energieträgers sowie der Diversifizierung von Importländern.

Acht mögliche Regionen beziehungsweise Länder wurden dabei als mögliche Lieferanten von Wasserstoff untersucht. Darunter Ostkanada, Algerien, Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Norwegen, Finnland, Schottland und Spanien. Tunesien, Italien und Österreich, die sich ebenso an dem südlichen Wasserstoffkorridor beteiligen wollen, wurden in der Studie bisher nicht berücksichtigt. Dafür untersuchte die Studie nicht nur gasförmigen und flüssigen Wasserstoff, sondern auch Derivate wie Ammoniak und Methanol. Alle in der Untersuchung eingeflossenen Länder bieten geeignete Standorte für große Erneuerbaren-Anlagen und somit eine mögliche Wasserstoffproduktion.

Lösung für Energiewende – große Wasserstoffpipeline soll Import nach Deutschland ermöglichen

Südlicher Wasserstoffkorridor soll 4.000 Kilometer verbinden

Ein genaues Startdatum für die Entstehung des geplanten südlichen Wasserstoffkorridors gibt es bisher nicht. Neben Deutschland haben sowohl Algerien, Italien, Österreich als auch Tunesien eine gemeinsame Absichtserklärung für das gemeinsame Wasserstoffnetz unterzeichnet. Gerade Tunesien und Algerien sollen über die rund 4.000 Kilometer lange Leitung zukünftig grünen Wasserstoff in andere Länder liefern können. Eine Kombination aus Wasserstoffimporten und lokaler Fertigung könnte Deutschland helfen, unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu werden. Zugleich bleibt dennoch stets ein gewisses Abhängigkeitsrisiko bestehen. Somit gilt es zu hoffen, dass die zukünftige Versorgung mit Wasserstoff auf mehreren Ländern und unterschiedlichen Anbietern aufbaut, um eine zu große Abhängigkeit durch die Preispolitik eines einzelnen Landes von Beginn an auszuschließen.

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