Die Energiewende in Deutschland steht vor vielen Hürden, die auf Unmut in der Bevölkerung stoßen. Der Ausbau der Stromnetze ist teuer, für die Errichtung von Windkraftanlagen steigen regional die Abgaben auf Strom an. Immer wieder stößt auch das optische Erscheinungsbild von Windrädern auf Gegner. Einer der Gründe, wieso die Energieerzeugungsanlagen nicht an jedem Standort willkommen sind. Doch was würde tatsächlich geschehen, wenn wir uns in wenigen Wochen bei den Bundestagswahlen entscheiden würden, die Windkraft gänzlich abzuschaffen? Die Konsequenzen wären deutlich verheerender, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Die Windenergie ist eine wichtige Stütze für Deutschland
Die Kosten der Energiewende stoßen in der Bevölkerung auf Unmut. AFD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel kündigte an, „alle Windmühlen der Schande“ abreißen zu wollen. Doch ist das in der Praxis tatsächlich so einfach, wie es in der Theorie klingt? Betrachten wir die Energieversorgung in Deutschland als einen Steg, der uns über Wasser trägt, so ist die Windkraft darin eine Säule, die nicht ohne Weiteres abgerissen werden darf. Denn stolze 34 Prozent des Energieverbrauchs eines Jahres decken wir derzeit mit Windenergie. Darunter zählt Strom für Gewerbe, Industrie, Mobilität sowie Haushalte. Rund ein Drittel des Stroms, den wir heute zur Verfügung haben, speist sich also aus den Windrädern, die überall in Deutschland stehen. Rund 29.000 Windanlagen versorgen das Land mit Strom und liefern etwa 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Schlägt man diese Stütze fort, fehlt ein Drittel des benötigten Stroms im Land.
Eine Maßnahme, die nur gelingen könnte, wenn es ausreichend Alternativen zur Versorgung gäbe. Doch die gibt es nach heutigem Stand schlichtweg nicht und das aus vielfältigen Gründen. Der Weiterbetrieb von Atomkraftwerken in Deutschland ist keine realistische Lösung. Selbst die Betreiber alter Anlagen wollen die Kosten der Sanierung nicht tragen. Der Zubau neuer Gaskraftwerke ist teuer und langwierig, wäre also keineswegs über Nacht verfügbar. Ganz zu schweigen von der erneuten Abhängigkeit, die mit der Belieferung durch andere Länder wie den USA oder Russland dadurch entstehen würden. Die Windenergie in Deutschland abzuschaffen, benötigt somit nichts anderes, als ein Drittel der Unabhängigkeit unserer Energieversorgung gegen eine Ungewissheit zu tauschen, die weder die deutsche Industrie noch Verbraucher gebrauchen können.
Windräder sind kein Schandfleck, sondern eine Erfolgsgeschichte
Dazu sollte auch ein weiterer Faktor nicht übersehen werden. Deutsche Unternehmen wie Siemens, Nordex, Enercon und Forschungsinstitute wie dem Fraunhofer-Institut gelang es in den vergangenen Jahren, zahlreiche Innovationen für die Windenergie hervorzubringen. Diese deutschen Errungenschaften ermöglichten es der Windenergie, erst zu ihrem weltweiten Durchbruch zu gelangen. Insbesondere was den Ausbau von Offshore-Windparks auf hoher See betrifft, konnte sich Deutschland international behaupten. Selbst ohne staatliche Förderungen liegen die Kosten für den Strom bei Onshore-Anlagen häufig zwischen 3 und 6 Cent pro Kilowattstunde (kWh).
Deutlich günstiger als Strom zu den meisten Zeiten im Großhandel verkauft wird. Auch weltweit erlebt die Windenergie einen regelrechten Boom, wenn er auch nicht so groß ausfällt wie bei der Solarenergie. Dennoch sollte man die Bedenken von Windkraftgegnern keineswegs mit einem Schulterzucken ignorieren. Probleme wie Dunkelflauten in Deutschland müssen gelöst werden. Auch in Zeiten, in denen Solar- und Windenergie nicht ausreichend zur Verfügung stehen, benötigt man eine sichere Stromversorgung. Dazu muss der Netzausbau voranschreiten, ebenso wie ausreichend Speicherkapazitäten, und es müssen Alternativen zur Verfügung stehen. Über Ergänzungen oder Alternativen zur Wind- und Solarkraft nachzudenken und die vorhandenen Probleme zu lösen, ist wünschenswert. Alle aktuell vorhandenen Erzeugungskapazitäten abzuschaffen, löst jedoch das Problem der Dunkelflauten nicht, sondern beschert der Stromversorgung lediglich neue Engpässe.