Batterie-elektrisch angetriebenen Fahrzeugen soll zwar die Zukunft gehören, doch die Käufer wollen davon nicht viel wissen. Im vergangenen Jahr gingen die Verkaufszahlen im Vergleich zu 2023 zurück. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden im letzten Jahr in Deutschland 380.609 E-Autos verkauft, das entspricht einem Rückgang von 27,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem Marktanteil von lediglich 13,5 Prozent.
Das bekommt insbesondere VW zu spüren. Die Wolfsburger haben nach langem Zögern umfangreich in die Umstellung auf die neue Antriebstechnologie investiert. Doch die Fertigungen sind nicht ausgelastet, Umsatz und Gewinn bleiben hinter den Erwartungen zurück. Von einem enormen Personalabbau und möglicherweise der Schließung von Werken ist die Rede. Ursprünglich hatte sich VW zum Ziel gesetzt, bereits ab 2033 in Europa nur noch Stromer anbieten zu wollen. Nun zieht der Konzern die Reißleine.
VW T-Roc, Tiguan und Golf bleiben länger verfügbar
Anfang März sollen die künftigen Investitionen geplant – und dabei das längere Festhalten am Verbrenner verkündet werden. Den Informationen des Handelsblatts zufolge sollen verkaufsstarke Modelle wie der T-Roc, der Tiguan und der Golf in den 2030ern noch einmal ein Facelift erhalten. Ähnliche Überlegungen bestehen beim Audi A3.
Damit könnten sie noch bis 2035 angeboten werden, ursprünglich sollte der Verkauf in Europa schon ab 2033 enden. Zumindest nach aktuellem Stand dürfen PKW mit klassischen Verbrennungsmotoren danach in der EU höchstens noch als Gebrauchtwagen angeboten werden. Neuwagen erhalten dann keine Zulassung mehr.
Der Macan bekommt wieder einen Auspuff
Auch bei Porsche stehen die Benzinmotoren vor einem Comeback. Im vergangenen Jahr erschien nicht nur ein neuer Macan mit einem E-Motor, er löste den Verbrenner vollständig ab. Doch den erhofften Schwung brachte dieser nicht. Zwar fahren 27 Prozent der ausgelieferten Porsche elektrisch – Hybridantriebe sind in der Zahl inkludiert – diesen Wert in diesem Jahr wie geplant auf 50 Prozent zu steigern, gilt mittlerweile jedoch als unrealistisch. Bis 2030 sollte dieser Anteil auf 80 Prozent anwachsen.
Nun könnte eine schnelle Kehrtwende folgen. Der Audi Q5 könnte zum Techniklieferant werden und dafür sorgen, dass das kleinste Porsche-SUV schon bald wieder mit einem Auspuff zur Verfügung steht. Ähnlich will der Hersteller beim Cayenne verfahren, bei dem auf die Technik des Audi Q7 zurückgegriffen werden soll.
Audi setzt auf flexiblere Produktion
Das Festhalten an der Verbrennertechnologie könnte darüber hinaus auch zu Konsequenzen in der Produktion führen. Demnach sondiert Audi bereits die Möglichkeit, um auf den Fertigungslinien flexibel zwischen Elektro-, Verbrenner- und Hybridmodellen wechseln zu können. Nach einer ersten Abschätzung sollen die damit verbundenen Kosten deutlich geringer ausfallen als ursprünglich prognostiziert.
Damit könnte man auch innere Konflikte befriedigen. Nach den bisherigen Plänen werden die Verbrenner ab 2030 ausschließlich in den Werken in Ungarn und der Slowakei vom Band laufen. Die Entscheidung sorgt jedoch im Stammwerk in Ingolstadt für Unmut, wo derzeit über den Abbau von Personal verhandelt wird.
Zuwächse bei E-Autos prognostiziert
VW ist nicht der einzige Konzern, der seine ambitionierten Ziele beim Elektroauto schrittweise revidieren muss. Während BMW zuletzt erklärte, in der aktuellen Situation von seiner Offenheit gegenüber verschiedenen Antriebskonzepten zu profitieren, musste man sogar bei Smart einräumen, dass die Absätze hinter den Verbrennern zurückbleiben – und man diese reaktivieren wolle.
Interessenten sollten sich allerdings genau überlegen, für welchen Antrieb sie sich entscheiden. Auch wenn die großen Konzerne dem Verbrenner die Treue halten, haben die E-Autos technisch an vielen Stellen aufgeholt. Steigende Benzin- und sinkende Strompreise liefern weitere Argumente. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) geht davon aus, dass in Deutschland in diesem Jahr bis zu 666.000 Fahrzeuge mit einem batterie-elektrischen Antrieb verkauft werden könnten. Das entspräche einer Steigerung von 75 Prozent.