Wahl-Check: Strompreise und Netzentgelte nach der Bundestagswahl 2025

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Die Bundestagswahl 2025 rückt näher und die Parteien präsentieren ihre Konzepte zur Energiepolitik. Wir fassen dir die Positionen von Union, SPD, Grünen, FDP, Linke, BSW und AFD zusammen. Hier sind die Kernaussagen der Parteien zu Strompreisen und Netzentgelten.
Stromzähler
StromzählerBildquelle: Shutterstock / Jochen Netzker

Bevor wir zu den Positionen der Parteien zur Bundestagswahl kommen, wollen wir dir mit auf den Weg geben, welche Aussagen in diesem Artikel eine Rolle spielen. Zunächst einmal haben wir uns mit den verabschiedeten Wahlprogrammen oder, sofern diese noch nicht final vorlagen, mit den Entwürfen beschäftigt. Hier haben wir alle Aussagen rund die Themen Energie, Strompreise und Netzentgelte herausgesucht. Aus den unterschiedlich langen Passagen in den Wahlprogrammen haben wir anschließend die Kernaussagen für dich herausgearbeitet. Wichtig: Wir haben uns bewusst dagegen entschlossen, die Aussagen der Parteien journalistisch einzuordnen. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Abschneiden der Parteien bei der Wahl 2021, ergänzt um das BSW, das wir aufgrund der Umfragewerte aufgenommen haben.

Die Energiepolitik ist eines der zentralen Themen der Bundestagswahl 2025. Hier ein Überblick über die wichtigsten Forderungen der wichtigsten und größten Parteien insbesondere mit Fokus auf Strompreise und Netzentgelte.

SPD: Bezahlbare Energie durch klare Preispolitik

Die SPD stellt bezahlbare Energie ins Zentrum ihrer Pläne. „Wir brauchen bezahlbare Energie, sonst geht unseren Unternehmen in Deutschland die Energie aus“, so das Wahlprogramm. Die Partei setzt auf den Ausbau erneuerbarer Energien und plant, die Netzentgelte, die besonders im Norden und Osten Deutschlands hohe Belastungen verursachen, zunächst zu stabilisieren und dann auf 3 Cent pro Kilowattstunde zu deckeln. Dies soll sowohl Unternehmen als auch Haushalten langfristige Planungssicherheit geben.

Darüber hinaus will die SPD die Stromsteuer auf das europäische Mindestmaß absenken und energieintensive Unternehmen stärker entlasten, um deren internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Ein soziales Wärmepumpen-Leasing für ärmere Haushalte und bundesweite Beratungsprogramme sollen auch privaten Verbrauchern helfen, Kosten zu senken.

Union: Günstiger Strom durch Steuer- und Netzentgeltreformen

Die Union verfolgt das Ziel, die Energiepreise für alle schnell und spürbar zu senken. „Wir senken die Stromsteuer und die Netzentgelte“, heißt es im Wahlprogramm. Die Partei plant, mit einer Reform der Netzentgelte die Belastung gleichmäßiger zu verteilen und die Akzeptanz für den Netzausbau zu erhöhen. Dabei lehnt sie eine zusätzliche Belastung für industrielle Großverbraucher, die nicht flexibel produzieren können, strikt ab.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf einer flexibleren Stromnutzung durch Digitalisierung und Smart Meter. Verbraucher sollen profitieren, indem sie Energie günstiger nutzen können, wenn Wind und Sonne reichlich Strom liefern. Zusätzlich soll ein Klimabonus höhere CO2-Abgaben abfedern und zur Senkung der Stromsteuer und Netzentgelte beitragen.

Grüne: Klimafreundliche Energie als Basis für niedrige Strompreise

Die Grünen setzen auf eine Kombination aus Klimaschutz und Kostenreduktion. Sie wollen die Netzentgelte für überregionale Stromleitungen aus dem Deutschlandfonds übernehmen und die Stromsteuer auf das europäische Minimum senken. Damit soll „günstiger Strom bei Menschen und Unternehmen ankommen“. Energieeffizienzmaßnahmen und der Ausbau der Infrastruktur stehen ebenfalls im Mittelpunkt.

Die Partei fordert eine stärkere Digitalisierung des Energiesektors. Dynamische Stromtarife sollen es Verbrauchern ermöglichen, in Zeiten von Überschuss, etwa bei starkem Wind, besonders günstigen Strom zu nutzen. Auch ein Schutz vor Stromsperren ist geplant, um sozial Schwächere abzusichern.

AfD: Rückkehr zu fossilen Energien und Kernkraft

Die AfD setzt in ihrer Energiepolitik auf eine Rückkehr zu fossilen Energieträgern und eine Renaissance der Kernenergie. Laut Wahlprogramm lehnt sie den „ideologischen Zwang zum Ausbau erneuerbarer Energien“ ab und fordert stattdessen, „Energiesicherheit durch einen technologieoffenen Energiemix“ sicherzustellen. Die Partei sieht fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas als unverzichtbar an und kritisiert die Energiewende als „wirtschaftlich und technologisch schädlich“.

Ein Kernpunkt ist die Wiederaufnahme der Nutzung von Kernenergie. Die AfD fordert „die sofortige Reaktivierung stillgelegter Kernkraftwerke und den Neubau moderner Reaktoren“, da diese eine verlässliche und kostengünstige Energiequelle darstellen sollen. Die AfD steht dem europäischen Emissionshandel und CO₂-Abgaben ablehnend gegenüber und spricht von einer „bestrafenden Klima-Agenda“, die beendet werden müsse. Zusammengefasst stellt die Partei den Preis und die Verfügbarkeit von Energie in den Vordergrund und betrachtet erneuerbare Energien als ineffizient und teuer.

FDP: Marktmechanismen und technologieoffene Lösungen

Die FDP verfolgt einen marktwirtschaftlichen Ansatz und setzt auf die Effizienz des Wettbewerbs, um die Energieversorgung zu sichern. Im Wahlprogramm heißt es: „Wir wollen die Energiewende zu einem wirtschaftlichen Erfolg machen, indem wir auf die Innovationskraft des Marktes setzen.“ Die Partei plädiert für eine drastische Senkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß und spricht sich für die Abschaffung weiterer staatlicher Umlagen und Abgaben aus.

Ein zentraler Punkt der FDP-Strategie ist die Flexibilisierung der Netzentgelte. „Wir wollen, dass Netzentgelte durch Digitalisierung und dynamische Preisgestaltung gerechter und kostensenkender wirken.“ Damit sollen die Verbraucher direkt von technologischen Fortschritten und einer optimierten Energienutzung profitieren. Die FDP kritisiert zudem Subventionen für erneuerbare Energien und fordert, dass „der Ausbau erneuerbarer Energien sich an den Möglichkeiten der Netze und Speicher orientieren muss“.

Die FDP sieht eine zentrale Rolle in neuen Technologien, wie etwa Wasserstoff und Speicherlösungen. Auch beim Ausbau erneuerbarer Energien bleibt sie technologieoffen und lehnt feste Quoten oder Verbote ab.

Die Linke: Soziale Gerechtigkeit und staatliche Steuerung

Die Linke stellt soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Verbraucher ins Zentrum ihrer Energiepolitik. Sie fordert im Wahlprogramm eine „grundlegende Demokratisierung und Vergesellschaftung der Energieversorgung“. Dies schließt die Verstaatlichung großer Energieunternehmen ein, um Gewinne stärker zugunsten der Gesellschaft einzusetzen.

Ein zentrales Element ist die Einführung eines gestaffelten Energiepreissystems: „Der Grundbedarf an Energie muss bezahlbar bleiben. Für Großverbraucher hingegen sollen die Preise steigen.“ Mit dieser Maßnahme will die Linke einkommensschwache Haushalte entlasten und gleichzeitig einen Anreiz für Energieeinsparungen schaffen. Darüber hinaus fordert sie ein gesetzliches Verbot von Strom- und Gassperren, um soziale Härten zu vermeiden.

In Bezug auf erneuerbare Energien betont die Linke, dass „der Ausbau von Wind und Solar in öffentlicher Hand erfolgen muss, um die Klimaziele sozial verträglich zu erreichen“. Sie kritisiert das Merit-Order-Prinzip, das die Preisbildung an den Börsen beeinflusst, als Ursache für hohe Strompreise und fordert dessen Abschaffung. Die Linke sieht die Energiepolitik als Schlüssel zu einer sozial gerechten Klimapolitik und lehnt Marktmechanismen als unzureichend ab.

BSW: Koordination und Kostenkontrolle

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kritisiert die derzeitige Energiepolitik als ineffizient und kostenintensiv. „Der unkoordinierte Ausbau erneuerbarer Energien führt zu Preisspitzen und Netzengpässen, die Unternehmen und Verbraucher belasten.“ Die Partei fordert eine stärkere Abstimmung zwischen Netzausbau, Reservekapazitäten und erneuerbaren Energien.

Eine zentrale Forderung ist der Bau neuer Gaskraftwerke als Reservekapazität, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, bestehende Netze zu verstaatlichen, um die Kosten für Unternehmen und Verbraucher zu senken. „Wir brauchen ein zukunftsfähiges Energiesystem, das Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit vereint“, heißt es im Entwurf zum Wahlprogramm des BSW.

Das BSW sieht den Staat in der Verantwortung, ein Rahmenwerk für langfristige Investitionen zu schaffen, während die Energiewende gleichzeitig marktwirtschaftlich ausgestaltet werden soll.

Fazit: Unterschiedliche Wege, aber gleiches Ziel?

Die Parteien teilen das Ziel, Strompreise zu senken und Netzentgelte gerechter zu gestalten, verfolgen dabei aber unterschiedliche Ansätze: Während die SPD auf eine staatlich gedeckelte Preispolitik setzt, will die Union durch Marktmechanismen und Digitalisierung Kosten senken. Die Grünen kombinieren Maßnahmen für Klimaschutz und Energieeffizienz mit sozialpolitischen Sicherungen. Die AfD setzt auf fossile Energien, Kernkraft und die Minimierung staatlicher Eingriffe, um die Strompreise niedrig zu halten. Bei der FDP verfolgt man einen marktwirtschaftlichen Ansatz mit Fokus auf Innovation und Technologieoffenheit bei gleichzeitiger Reduktion von Abgaben. Die Linke fordert eine sozial gerechte Energiepolitik durch Verstaatlichung und gestaffelte Energiepreise. Beim BSW betont man die Notwendigkeit einer besseren Koordination und Kostenkontrolle im Energiesektor und plädiert für gezielte staatliche Eingriffe.

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