Wärmepumpen gratis? So einfach könnte die Energiewende sein

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Man sollte meinen, wenn man als Bürger das Angebot erhält, kostenlos eine PV-Anlage und eine Wärmepumpe zu erhalten, wären die meisten begeistert. Warum sollte man ablehnen, 100 bis 200 Euro monatlich einzusparen ohne investieren zu müssen? Die Realität ist jedoch wesentlich komplizierter.
Wärmepumpen gratis - So einfach könnte die Energiewende sein
Wärmepumpen gratis - So einfach könnte die Energiewende seinBildquelle: Viessmann

Es könnte so einfach sein. Fördergelder und private Investoren, die zusammenkommen, um einen Ort kostenlos mit PV-Anlagen und Wärmepumpen auszustatten. Genau das wollten Bürgermeister Markus Buschkühl und Landrat Dirk Neubauer im Ortsteil Neukirchen in Reinsberg in Mittelsachsen umsetzen. Unterstützung erhalten sie dabei durch die Landwerke Mittelsachsen. Überraschenderweise ist jedoch nicht die Finanzierung des Projekts eine Hürde, sondern die Skepsis der Bevölkerung. Der Fall zeigt exemplarisch, wie häufig sich Deutschland für die Energiewende selbst im Wege steht.

Wärmepumpen und PV-Anlagen sollen gratis auf Dächer

Die Idee hinter dem Projekt ist einfach. Installiert man bei 100 Häusern relativ kurzfristig Wärmepumpen und PV-Anlagen ist dies um ein Vielfaches günstiger zu bewerkstelligen, als bei einzelnen Gebäuden über die nächsten 20 Jahre. Besser könnten die Bedingungen für die Bürger kaum werden. Die monatlichen Kosten sänken pro Haushalt um 100 bis 200 Euro. Dazu entfallen hohe Investitionskosten für Wärmepumpe und PV-Anlage, die niemand stemmen muss. Je nach Konfiguration und Modell kann beides zusammen schnell 50.000 Euro kosten –  selbst mit höchster Förderung auf die Wärmepumpe sind es schnell 29.000 Euro für beides. Den Strom der PV-Anlagen sollen die Kunden nach einem Leasingmodell zwar zahlen. Das jedoch zu viel günstigeren Konditionen als Strom aktuell auf dem Markt erhältlich ist.

Ließen sich in Regionen jeweils wenigstens eine Mehrheit unter den Bürgern finden, die an der Aktion teilnehmen möchten, würde sich das Großprojekt bereits lohnen. Die Finanzierung der Maßnahmen steht bereits, wie Landrat Dirk Neubauer dem MDR gegenüber mitteilte. „Das Geld ist das einzige, was bei der Sache kein Problem ist. Da sich diese Sachen wirtschaftlich rechnen, finden Sie immer jemanden, der investiert. Geld war schnell geklärt“, erklärte er. Doch die Bürger von Neukirchen blieben der Aktion gegenüber skeptisch. Nur 50 von 800 Eingeladenen nahmen an der Aktion im Dorfgemeinschaftshaus teil. Auf Besorgnis stieß vor allem die mögliche Nutzung von aktiver landwirtschaftlich genutzter Fläche für Teile des Dorf-Solarkraftwerks. Bürgermeister Buschkühl hätte sich mehr Beteiligung gewünscht. Dennoch fiel die Quote in Neukirchen zumindest höher aus als an anderen Orten. Bei vergleichbaren Veranstaltungen in NRW etwa werden lediglich Quoten von 200 von 20.000 Einwohnern erreicht.

Deutschland steht sich selbst im Weg für die Energiewende

Für das Zögern der Bevölkerung kann es viele Gründe geben. Sie alle stehen jedoch stellvertretend dafür, warum sich die Energiewende in Deutschland so schwertut. Einerseits sehen die Menschen E-Autos, Wärmepumpen und Solaranlagen als teure Anschaffungen für Reiche. Auf der anderen Seite werden dafür Flächen benötigt, die nicht endlos zur Verfügung stehen. Nicht überall können Gemeinden auf stillgelegte Flächen zurückgreifen, die sich einem neuen Zweck zuführen lassen. Wenn die Energiewende im gesamten Land gelingen soll, müssten viele Einzelne zusammen kommen und die Bereitschaft zeigen, sich für solche Projekte zu öffnen.

Einige Gemeinden schaffen dabei einen vorbildlichen Zusammenschluss, wie etwa das Dorf Feldheim, auf dessen Besonderheiten wir in einer Folge unseres Podcasts „überMORGEN“ eingehen. Viele Menschen gemeinschaftlich zu überzeugen, sich solchen Aktionen zu öffnen, ist keine Kleinigkeit. Es benötigt ein gewisses Maß an Offenheit für die Möglichkeiten, Transparenz über die Folgen und Bedingungen sowie eine gemeinsame, konstruktive Projektplanung. Erhalten Menschen die Möglichkeit, ihre Energiewende selbst zu gestalten und für sie relevante Prioritäten zu setzen, so wäre gewiss wesentlich weniger Überzeugungsarbeit von außen nötig.

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