Wärmepumpe zu teuer? Hausbesitzer begehen folgenschweren Fehler

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Es gibt viele Hürden, die den Fortschritt der Wärmepumpe verzögert haben. Allen voran die Unsicherheit, die noch immer unter der Bevölkerung durch das neue Heizungsgesetz herrscht. Lange Übergangsfristen und die Hoffnung auf eine kommunale Wärmeplanung lassen Hausbesitzer zögern.
Wärmepumpe zu teuer - Hausbesitzer begehen folgenschweren Fehler
Wärmepumpe zu teuer - Hausbesitzer begehen folgenschweren FehlerBildquelle: Brunner

Eine Umfrage offenbart, welche Gründe zur Wärmepumpen-Flaute beitragen und Hausbesitzer daran hindern, sich für das effiziente Energiesystem zu entscheiden. Mit dem erliegen des Neubaugeschäfts dank der hohen Zinsen und lahmen Baukonjunktur finden sich auch immer weniger Wärmepumpen in Neubauten. Die größte Unsicherheit scheinen jedoch die maßlos überschätzten Anschaffungskosten des Heizsystems für Hausbesitzer darzustellen. Eine teure Fehleinschätzung, wenn man die zukünftige Preisentwicklung fossiler Energieträger wie Gas oder Öl bedenkt.

Medien und Politik wird beim Thema Wärmepumpe misstraut

Der Wärmepumpen-Boom, der sich vor dem Heizungsgesetz durch Deutschland zog, kam mit dem neuen Gesetz schließlich zum Erliegen. Was dazu geführt hat, wollte das britische Unternehmen Octopus Energy herausfinden. Octopus Energy ist bereits seit Längerem im Wärmepumpen-Geschäft tätig und hat Fuß im deutschen Markt gefasst. Mittlerweile hat das Unternehmen unter anderem die Aktion gestartet, dass Wärmepumpen jetzt gekauft werden können und Hausbesitzer nur den Eigenanteil unter Berücksichtigung zukünftiger Fördergelder zahlen müssen. Eine Aktion, die nötig ist, um gegen die Verunsicherung der Bevölkerung zu wirken. Dabei scheinen die Probleme, die Käufer hemmen, vielschichtig zu sein. Octopus Energy beauftragte das Befragungs-Unternehmen Civey mit einer Umfrage, die klare Daten lieferte.

Civey befragte rund 2.500 Hausbesitzer repräsentativ, eben jene Personengruppe, die relevant für das Thema ist. Ein deutliches Zeichen setzten die Umfragewerte beim Vertrauen der Befragten in Politik und Medien. Nur 9,1 Prozent vertrauen Zeitungen und Online-Medien bei der Heizungsauswahl. Politiker waren mit lediglich 0,3 Prozent aller Befragten sogar deutlich im Aus und spielen für die Heizungsfindung wohl keine tragende Rolle. Wesentlich wichtiger war den Befragten die Meinung lokaler Handwerker und Handwerksunternehmen. Mehr als die Hälfte (56,5 Prozent) gaben an, dass sie lokalen Firmen ihr Vertrauen als Informationsquelle schenken würden. Platz zwei mit 34,7 Prozent der Umfrageteilnehmer belegten unabhängige Institutionen. Auf dem dritten Platz stuften die Befragten die Erfahrungen von Familien und Freunden ein (34,7 Prozent).

Kosten für Wärmepumpen werden überschätzt

Bei der Frage, warum die Teilnehmer nicht planten, in den nächsten 24 Monaten eine neue Heizung einzubauen, zeigt sich eine klare Verteilung. 67,5 Prozent aller Teilnehmer, die keinen Heizungswechsel planen, gaben an, die alte Heizung laufe noch. Ein nachvollziehbarer Grund, denn nicht jeder Haushalt kann oder möchte sich etwas Neues leisten, solange die aktuelle Heizanlage keinen Raum zur Beanstandung gibt oder in ihren Funktionen beeinträchtigt ist. Doch auch 37,4 Prozent aller Teilnehmer erklärten, die Wärmepumpe sei ihnen zu teuer. Noch expliziter fiel die Nennung der Anschaffungskosten bei den Bedenken gegen den Umstieg der Wärmepumpe an. Mit 59,2 Prozent aller Befragten gab mehr als die Hälfte an, dass die hohen Anschaffungskosten sie daran hindern würden. Dicht gefolgt von der Aussage „Nicht passend für mein Haus“ mit 44,7 Prozent sowie „Versorgung bei niedrigen Temperaturen“ mit 34,8 Prozent.

Insbesondere, da die Anschaffungskosten der größte Sorgenpunkt aller Befragten darstellten, ist es bedauerlich, wie falsch diese häufig eingeschätzt wurden. Fast 90 Prozent aller Befragten schätzten die Preise für Luftwärmepumpen in Einfamilienhäusern viel zu hoch ein. Nur 11,8 Prozent der Schätzungen fanden sich unterhalb von 15.000 Euro, was laut Octopus Energy mit Einberechnung der Förderung schon unrealistisch sein. Geht man von der vollen Fördersumme und aktuellen Boni von Wärmepumpenherstellern aus, kann man sich eine Wärmepumpe schon ab 7.500 Euro sichern.

Rund 63 Prozent aller Befragten vermuteten dennoch, dass die Wärmepumpe über 25.000 Euro kosten würde. 21,4 Prozent schätzten die Kosten sogar über 35.000 Euro ein. Zugleich waren jedoch 46,2 Prozent aller Befragten gewillt, mehr für eine neue Heizung zu zahlen, wenn sie langfristig günstiger im Betrieb wäre. Allerdings vermutete die Hälfte dennoch, dass die Wärmepumpen selbst im Betrieb teurer sei als eine Gasheizung. Eine häufige Fehleinschätzung – insbesondere, wenn man die geplante Erhöhung der CO₂-Preise der kommenden Jahre bedenkt.

Wärmepumpe zu teuer? Mythen als Kostenfalle

Diese Fehleinschätzungen halten sich hartnäckig unter Hausbesitzern, gemeinsam mit vielen anderen Mythen rund um die Wärmepumpe. Dabei betonen Experten, dass die Wärmepumpe in theoretisch allen Gebäuden möglich ist und sogar Altbauten gut und günstig mit Energie versorgen kann. Wer diesen Irrglauben anheimfällt, könnte dabei Kaufentscheidungen treffen, die er in den kommenden Jahren teuer bereuen könnte. Denn obwohl schon heute Menschen beim Einbau von neuen Gas– und Ölheizungen vor den horrenden Kosten gewarnt werden, entscheiden sich noch immer Menschen dafür. Nicht nur die Gaspreise dürften zukünftig mit CO₂-Abgaben stärker belastet werden. Auch die Gasversorgungsnetze sollen, um Kosten zu reduzieren, in Deutschland immer stärker zurückgebaut werden.

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