Wärmepumpe mit PV-Anlage kombinieren: Wie unabhängig kann man damit heizen?

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Werbeversprechen suggerieren eine Autarkie mit Wärmepumpen, PV-Anlagen und Stromspeichern. Doch die Realität ist um ein Vielfaches komplexer als es in Werbeaktionen erscheinen mag. Ohne Zweifel kann die Kombination die Unabhängigkeit vom Netz erhöhen. Es gibt jedoch begrenzende Faktoren.
Wärmepumpe und PV-Anlage
Wärmepumpe mit PV-Anlage kombinieren - Wie unabhängig kann man damit heizenBildquelle: Vaillant

Eine Wärmepumpe mit PV-Anlage kann die eigenen Energiekosten deutlich senken. Doch wie unabhängig kann man mit dieser Kombination tatsächlich heizen? Wer schon einmal über den Kauf einer Wärmepumpe oder einer PV-Anlage nachgedacht hat, hat sich diese Frage sicherlich bereits gestellt. Ohne Zweifel kannst du deine Energiekosten mit einer PV-Anlage und einem Stromspeicher oder einer Wärmepumpe senken. Wer beide Systeme kombiniert, spart sowohl im Stromverbrauch als auch Heizkosten ein. Rechnest du jedoch damit, dass deine PV-Anlage deine Wärmepumpe komplett eigenständig versorgt, solltest du dich auf eine Enttäuschung einstellen.

Vollständige Autarkie ist mit PV-Anlagen nicht erreichbar

Selbst bei idealen Bedingungen könntest du ein Haus nie ausschließlich über Solarstrom versorgen lassen, zumindest nicht mit den heute möglichen Optionen. Spätestens in der Nacht, wenn kein neuer Strom mehr produziert werden kann, stößt selbst ein Stromspeicher einmal an seine Grenzen. Hinzu kommt, dass in den dunkleren Monaten des Jahres auch die Leistung deiner PV-Anlage entsprechend gering ausfällt. Als Faustregel kannst du von ungefähr 5 Prozent in den finstersten Wintermonaten des Jahres ausgehen, etwa 10 Prozent könnten es in den angrenzenden Monaten werden. Hast du also etwa eine Anlage mit einer Leistung von 10 Kilowattpeak (kWp) hättest du in den dunklen Monaten noch etwa eine Leistung von 0,5 Kilowatt (kW) – und das lediglich für um die 9 Stunden des Tages.

Das kann genügen, um die Grundlast von Gefrier- und Kühlschränken abzudecken sowie einige kleinere Geräte. Sicherlich jedoch nicht für eine Wärmepumpe, die natürlich genau in den dunkelsten und kältesten Monaten des Jahres den meisten Strom benötigt. Die Wetterlage sorgt für zusätzliche Schwankungen in der Stromerzeugung. Bei sonnigeren Tagen oder Stunden kann auch im Februar eine Leistung von 1 bis 3 kW möglich sein, jedoch selten konstant über den ganzen Tag. Im Schnitt verringert die Anwesenheit einer Wärmepumpe deinen Autarkiegrad, da sie zusätzlichen Strom benötigt, den deine PV-Anlage über das Jahr hinweg nicht komplett abdecken kann.

PV-Anlage und Wärmepumpe arbeiten im Herbst und Frühling am besten zusammen

Das heißt jedoch keineswegs, dass die Kombination der beiden Technologien sinnfrei wäre. Den größten Nutzen hast du voraussichtlich in Übergangsphasen im Frühling und Herbst, wenn die Außentemperaturen nicht hoch genug sind, um auf das Heizen zu verzichten, aber zugleich mehr Sonnenschein als im Winter zur Verfügung steht. Im Sommer hingegen wirst du je nach Größe deiner PV-Anlage wohl häufig zu viel Strom produzieren. Eine Wärmepumpe muss dann weniger arbeiten, häufig lediglich zur Warmwasserbereitung bei Kombisystemen, nicht zum Heizen. Anders sieht es aus, wenn du eine Poolwärmepumpe besitzt – diese kann im Sommer von überschüssigem PV-Strom profitieren und deine gewünschte Wassertemperatur so kostengünstig herstellen.

Neben der Jahreszeit hat die Dämmung eines Gebäudes eine große Auswirkung darauf, wie effektiv die Kombination der beiden Technologien nutzen lässt. Je besser deine Gebäudehülle isoliert ist, desto weniger Strom benötigt deine Wärmepumpe insgesamt. Dadurch fällt folglich auch dein Autarkiegrad höher aus. In einem Gebäude mit geringem Stromverbrauch und guter Dämmung kannst du bis zu 60 Prozent deines Strombedarfs selbst erzeugen. Bei ungenügender oder fehlender Wärmedämmung hingegen fällt der Wert geringer aus. Aus wirtschaftlicher Betrachtung heraus sollte dein Eigenverbrauchsanteil nicht unter 30 Prozent der durch die PV-Anlage erzeugten Menge liegen. Das liegt daran, dass die Einspeisevergütung deutlich geringer ausfällt als eine eingesparte Kilowattstunde Strom durch die hohen Energiepreise. Deine Anlage rentiert sich schneller, je mehr davon du selbst auch nutzen kannst. Eine überdimensionierte PV-Anlage oder ein überdimensionierter Stromspeicher kosten dich lediglich mehr Geld, ohne dir einen höheren Nutzen zu bringen.

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Smarte Onlinerechner können dir vorab Auskunft über Autarkiegrade erteilen

Glücklicherweise stehen einige smarte Onlinerechner für deinen Autarkiegrad zur Verfügung, um eine erste Einschätzung zu erhalten, wie sehr sich die Kombination von PV-Anlage und Wärmepumpe für dich lohnen kann. So etwa dieser Rechner der HTW Berlin, in dem du auch große Verbraucher wie Wärmepumpen oder E-Autos passend für deine Planung berücksichtigen kannst. Bei Fragen rund um die Dimensionierung von Wärmepumpen, PV-Anlagen oder Energiespeichern kannst du auch das individuelle Beratungsangebot der Verbraucherzentrale nutzen. Wer von den beiden Technologien in Kombinationen besonders profitieren möchte, kann dabei einige Punkte beachten.

Eine gute Lösung kann gerade bei alten Häusern sein, den Wärmebedarf des Gebäudes zu senken. Je nach Bauart kann das beispielsweise über eine kostengünstige Einblasdämmung in der Gebäudehülle geschehen. Auch eine Dachdämmung oder die Dämmung der obersten Geschossdecke sind im Vergleich günstige Einzelmaßnahmen, die häufig mehr Nutzen bringen als die teure Außendämmung der gesamten Gebäudefassade. Mithilfe von smarten Energiemanagement-Systemen wie etwa Ecoflows Oasis oder priwatts Orbit kannst du deinen Stromverbrauch besser auf deine Stromerzeugung abstimmen. Dadurch kannst du etwa einstellen, dass der Solarstrom zuerst an die Wärmepumpe oder die Batterie geliefert wird, wenn der Strombedarf im Haushalt bereits gesichert ist.

Da Wärmepumpen über eine SG-Ready-Schnittstelle verfügen, kannst du die Temperaturen deines Pufferspeichers oder deines Warmwasserspeichers genau dann anheben lassen, wenn ein Überschuss an PV-Strom vorhanden ist. Dadurch nutzt du mehr des Überschussstroms selbst, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen, und kannst den Stromverbrauch fürs Heizen bewusster steuern. All diese Maßnahmen können helfen, einen möglichst großen Nutzen aus den umweltfreundlichen Technologien zu ziehen. Trotzdem solltest du dir im Klaren sein, dass eine vollständige Unabhängigkeit vom Stromnetz damit nicht erreicht werden kann. Im Vergleich zur Versorgung deines Haushalts mit lediglich Strom aus dem Netz oder fossilen Heizsystemen besteht dennoch ein ordentliches Einsparpotenzial.

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