Seit vielen Monaten wird in Deutschland darüber diskutiert, ob möglichst schon bald in den hiesigen Mobilfunknetzen auf Technologie von chinesischen Herstellern wie Huawei und ZTE verzichtet werden sollte. Die Angst vor Spionage hält nicht nur die Politik in Atem. Auch mancher Handynutzer ist skeptisch, ob persönliche Daten per Mobilfunk auf direktem Wege nach China abfließen könnten. Vodafone will nun in einer internen Studie laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa ermittelt haben, dass ein schneller Verzicht von Mobilfunktechnik chinesischer Anbieter zu spürbaren Beeinträchtigungen in den deutschen Handynetzen führen werde.
Vodafone warnt vor deutlichen Qualitätsverlusten im Mobilfunk
Pure Lobby-Arbeit, weil man selbst auf Netztechnologie von Huawei setzt oder eine Warnung mit Substanz? Das ist schwer zu beurteilen, Vodafone selbst gibt aber an, dass die Studie klare Ergebnisse geliefert habe. In Ländern, in denen es zu einem raschen Ausschluss von einzelnen Technologieanbietern gekommen sei, habe es zum Teil deutliche Qualitätsverluste in den Mobilfunknetzen gegeben. Neue Funklöcher in deutschen Handynetzen könnten die Folge sein.
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton hatte schon im Juni in Bezug auf die Sicherheit von 5G-Netzen gesagt: „Wir können es uns nicht leisten, kritische Abhängigkeiten aufrechtzuerhalten, die zu einer ‚Waffe‘ gegen unsere Interessen werden könnten. Das wäre eine zu große Schwachstelle und ein zu ernstes Risiko für unsere gemeinsame Sicherheit.“
Weiter führte der Politiker aus, die Sicherheit von 5G-Netzen sei essenziell. Insbesondere für „die Entwicklung von Anwendungen im Internet der Dinge, die Teil unseres Alltags sind“. Deswegen seien alle EU-Mitgliedsstaaten und Telekommunikationsbetreiber angehalten, „unverzüglich die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen“. Heißt übersetzt: Mobilfunknetze sind nach Auffassung von Breton besser vor potenziell risikobehafteten Anbietern aus Fernost zu schützen.
5G-Ausbau in Gefahr
Vodafone stellt dem gegenüber: bloß nichts überstürzen! Denn noch bis zu einem Jahr nach Austausch der Antennen könne es zu einer negativen Beeinflussung der Netzqualität kommen. Gesprächsabbrüche seien auf der einen Seite die Folge, aber auch ein spürbar verlangsamter 5G-Netzausbau. Denn überall dort, wo Facharbeiter mit dem Rückbau von der EU beanstandeter Technik gebunden seien, sei ihr Einsatz für den 5G-Ausbau nicht mehr möglich.
Vodafones Technik-Chefin, Tanja Richter, verweist zudem auf Statistiken der EU-Kommission aus dem neuesten 5G-Observatory-Bericht. Auf den Plätzen mit der geringsten 5G-Bevölkerungsabdeckung landeten demnach jene fünf Länder, die Huawei und ZTE frühzeitig als 5G-Lieferanten für ihre jeweiligen 5G-Netze ausgeschlossen oder stark eingeschränkt hatten: Estland, Lettland, Belgien, Rumänien und Schweden.
5 Jahre Zeit geben