Vor einigen Tagen warnte die Polizei Rheinland-Pfalz vor „Trickdiebstahl durch falsche Vodafone-Mitarbeiter“. Es hätten viele Vodafone-Kunden Schreiben des Anbieters in ihren Briefkästen. Darin steht, dass es eine Störung im Haus gäbe und man zur Behebung auch die Wohnung betreten müsse. Gegenüber der Polizei sagte Vodafone, dass die in dem Schreiben angeführte Firma Circet Kabel Service GmbH nicht für sie arbeite. Doch das Unternehmen aus Bergisch Gladbach gibt auf der eigenen Internetseite sehr wohl an, Partner des Netzbetreibers zu sein. Sind hier wirklich falsche Vodafone-Mitarbeiter unterwegs, die in Wohnungen eindringen wollen oder handelt es sich um echte Techniker, die eine Störung beheben möchten?
Vodafone-Partner, der keiner sein soll
Im November 2020 gab das Unternehmen Circet bekannt, dass man die Firma Cableway übernommen habe. Cableway hatte zu dem Zeitpunkt sechs Niederlassungen und war Lieferant und Anbieter von Installations-, Wartungs- und Baudienstleistungen für das Kabelnetz von Vodafone. Wie Circet selbst auf seiner Website schreibt, erhielt man durch die Übernahme Zugang zum Geschäft für Glasfaser– und Mobilfunkdienste – zusätzlich zum Kabelvertrag. Inzwischen beschäftigt Circet Kabel deutschlandweit 700 Techniker und bestätigt auf seiner Website, dass man mit Vodafone zusammenarbeite. Mehr noch.
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Auch im Forum von Vodafone wird deutlich, dass der Netzbetreiber mit der Firma Circet Kabel zusammenarbeitet. „Technikertermin – Circet legt auf, lügt oder Warteschleife“ etwa lautet einer der vielen Einträge. Und das ist kein Einzelfall, wie der Eintrag „Schlechtester Service von Vodafone und Circet Kabel“ zeigt. Die Beschwerden über geplatzte Technikertermine und schlechten Service häufen sich auch bei Google. Schaut man sich die Bewertungen der Firma Circet Kabel an, wird aber auch noch etwas anderes deutlich: Aus vielen Rezensionen geht hervor, dass es Kunden des Netzbetreibers sind, die unzufrieden ihre Meinung kundtun. Hier heißt es unter anderem: „Es ist eine Schande, dass Vodafone mit einem solchen Unternehmen zusammenarbeitet.“
Das sagt der Netzbetreiber
Wir haben sowohl bei der Firma Circet Kabel als auch bei Vodafone nachgefragt, was denn nun stimmt. Hat der Netzbetreiber der Polizei falsche Angaben gemacht oder sind die vielen Vodafone-Kunden und Circet Kabel selbst im Unrecht? „Tatsächlich ist die Circet einer der größten Vodafone-Dienstleister, wenn es darum geht, Störungen im Kabelnetz zu beseitigen“, erklärt uns ein Vodafone-Sprecher. Der Technikbereich arbeite seit Jahren mit Circet zusammen.
Weiter heißt es: „In Neuwied hat Vodafone diesen Dienstleister aktuell mit der Entstörung von Rückwegstörern beauftragt. Diese Rückkanalstörer legen das Internet und die Telefonie der betroffenen Kabelkunden in Neuwied immer wieder zeitweise lahm – immer dann, wenn sie gerade aktiv sind. Natürlich wird der Zugang zu Häusern benötigt, um die Störquellen zu ermitteln. Dabei bitten wir die Anwohner zuvor über Aushänge und Karten um Mithilfe. Das ist ein absolut übliches und seriöses Vorgehen“, so der Vodafone-Sprecher.
Woher kommt die falsche Vodafone-Aussage?
Der Netzbetreiber stellt also klar: Ja, man arbeite mit der Firma Circet zusammen. Für die Polizeidirektion Neuwied ist der Fall damit abgeschlossen. inside digital gegenüber erklärt der zuständige Beamte der Kriminalpolizei, dass somit kein Trickbetrug vorliege. Die Polizeimeldung hat man deshalb gelöscht. Doch eine Frage bleibt offen: Warum schrieb die Polizei Neuwied in ihrer Warnung: „Vodafone bestätigte, dass die in dem Schreiben angeführte Firma Circet Kabel Service GmbH nicht für sie arbeite.“
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Vodafone hat uns dazu keine Antwort gegeben. Auch Circet Kabel hat auf unsere Nachfrage nicht reagiert und konnte so kein Licht ins Dunkle bringen. Wenn die Firma Circet „einer der größten Vodafone-Dienstleister“ ist, wieso wusste die Person, die gegenüber der Polizei die Aussage tätigte, nichts davon und erklärte, man arbeite nicht mit Circet zusammen?
Wie man die Unterschrift einer Toten fälschte
In unregelmäßigen Abständen warnen Verbraucherzentralen vor sogenannten Drückerkolonnen – auch von Vodafone. Es kommt immer wieder vor, dass im Namen des Netzbetreibers tätige Subunternehmen unterwegs sind und ahnungslosen und insbesondere älteren Menschen Verträge unterschieben, die sie nicht benötigen. Das zeigte etwa dieser Fall. Hier wurde sogar die Unterschrift einer Toten gefälscht, um dem Witwer einen Vertrag unterzujubeln.
In einem Punkt hat die Polizei Rheinland-Pfalz jedenfalls recht. „Lassen Sie allgemein keine fremden Menschen in Ihre Wohnung“, hieß es in der Warnung. Die Kriminalpolizei erklärte uns in diesem Zusammenhang, dass man einen Techniker niemals aus den Augen lassen sollte, wenn er sich bereits in der Wohnung befindet. Am besten sei, wenn eine zweite Person anwesend ist.
Übrigens: Im Fall des Witwers, dem Vodafone-Mitarbeiter einen Vertrag untergeschoben haben, machte der 86-Jährige noch nicht einmal die Tür auf. Und trotzdem kam einige Tage später eine Vertragsbestätigung per Post ins Haus geflattert. Am Ende half nur eine Anzeige.