Ohne Zweifel ist Vodafone aktuell der Anbieter, der die meisten Haushalte mit Gigabit-Datenraten versorgen kann. Dazu betreibt der Anbieter sein von Kabel Deutschland und Unitymedia übernommenes Kabelnetz, einst konzipiert für TV-Übertragungen. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Denn die Möglichkeiten des Kabels sind gegenüber der Glasfaser-Technologie beschränkt. Deswegen vermarktet Vodafone nicht nur die Glasfaser-Anschlüsse der Deutschen Telekom und der Deutschen Glasfaser, sondern investiert auch in eigene Leitungen. 7 Millionen Haushalte sollten zusammen mit einem Partner versorgt werden. Doch genau dieses Projekt droht nun zu scheitern.
OXG: Vodafone-Partner wollte längst in 150 Städten bauen
Unter dem kryptischen Namen OXG hat Vodafone 2023 angekündigt, sieben Millionen Haushalte mit Glasfasernetzen zu versorgen. Daraus geworden ist bis heute vergleichsweise wenig. Bis Ende 2024 sollte der Ausbau in 150 Städten starten. Ein Blick auf die Webseite von OXG zeigt: Es sind deutlich weniger. Und auch Vodafone rückte zuletzt von den einstigen Ausbauzielen ab. Ende 2024 gab Vodafone lediglich bekannt: „Vodafones Joint Venture OXG baut bereits in 20 Städten Glasfaser für mehr als 730.000 Haushalte.“ Das ist gerade einmal ein Zehntel dessen, was geplant war. Wie viele Haushalte schon ausgebaut oder gar aktiv sind – unklar.
Nun berichtet das Handelsblatt, dass ein künftiger massiver Ausbau ohnehin schwieriger werden könnte. Denn: Der OXG-Investmentpartner Altice sucht laut der Zeitung nach einem Käufer für seinen Anteil am Joint Venture. Eine Bestätigung dafür gibt es aber nicht. Ein Vodafone-Sprecher teilte der Zeitung lediglich mit, dass ein Verkauf des Anteils der Zustimmung Vodafones bedürfe. Gleichzeitig teilte man dem Handelsblatt aber auch mit, die OXG sei unabhängig und mit einem Kreditrahmen von 4,6 Milliarden Euro ausgestattet. Die Investitionen in den kommenden sechs Jahren seien gesichert.
Glasfaser-Netze wesentlich für die Zukunft
Die Gefahr für Vodafone: Ohne eigenes Glasfasernetz verliert der Netzbetreiber langfristig wieder den Anschluss beim schnellen Internet. Zwar bietet Vodafone mit Gigabit per Kabel heute schon weitaus mehr Downstream, als die meisten Haushalte benötigen. Doch Experten gehen davon aus, dass die aktuellen Kabel-Geschwindigkeiten langfristig nicht ausreichen werden. Neben dem Downstream stehen auch Upstream und Latenz künftig im Mittelpunkt der Entscheidung für oder gegen eine Anschlusstechnologie. Und hier kann das Koaxial-Kabelnetz im Vergleich zur Glasfaserleitung nicht mithalten. Hinzu kommt, dass der Netzbetrieb deutlich energieintensiver ist als bei einem passiven Glasfasernetz.
Der Glasfaserausbau in Deutschland gerät aber generell derzeit hier und da ins Stocken. Die Deutsche Telekom verkündet zwar eine Erfolgsmeldung nach der nächsten, schafft es aber kaum, Anschlüsse zu schalten. Das liegt auch daran, dass ein Wohnhaus als versorgt gilt, wenn die Glasfaserleitung noch vor der Tür liegt. Bei dieser als „Homes Passed“ bezeichneten Zählweise liegen noch keine schnellen Leitungen im Haus oder der Wohnung und müssen erst noch aufwendig verlegt werden. Bei anderen Anbietern läuft die Konsolidierungswelle an. So hat unlängst „Unsere Grüne Glasfaser“ (ein Gemeinschaftsunternehmen von Telefónica und Allianz) die Infrafibre übernommen, hinter der wiederum die Marken Leonet und die Breitbandversorgung Deutschland (BBV) stehen. Sie haben bereits eine Million Haushalte an ihr Glasfasernetz angeschlossen.
