Vodafone steht am Abgrund. Das meldeten wir vor wenigen Tagen. Der Grund: Nachdem tausende Kunden dem Netzbetreiber den Rücken zugekehrt haben, folgen tausend Mitarbeiter. Jedoch nicht freiwillig. Vodafone räumt auf und schmeißt raus. Das Unternehmen will profitabler werden. Doch warum springen so viele Kunden ab? Es gibt mehrere Gründe.
Vodafone: Tricks, Abzocke, untergeschobene Verträge
Zum einen ist da ein undurchsichtiges Tarif-Portfolio. Es gibt keine drei oder vier Mobilfunktarife mit bestimmten Leistungen zu einem bestimmten Preis. Immer wieder gibt es Rabatte, Tarife, mit oder ohne zusätzliche SIM-Karten, Gigabyte, oder Handys. Zudem gibt es an der Hotline andere Tarife als im Internet, bei Facebook andere Rabatte als im Shop. Kunden werden verwirrt und auch immer häufiger über den Tisch gezogen. Wenn ein Shop-Mitarbeiter mit dem Kunden etwas ausgemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass der Kunde auch das am Ende bekommt.
Ob Verbraucherzentralen oder Gerichte: Immer wieder steht Vodafone wegen Abzocke von Kunden im Fokus. Wir berichteten bereits oft über untergeschobene Verträge. Über Katzen, die plötzlich einen Vodafone-Vertrag abgeschlossen haben oder Verstorbene, die einen Vertrag unterschreiben. Solche Maschen sprechen sich herum. Das lesen wir in der Redaktion von inside digital regelmäßig in den Kommentaren zu Artikeln, in denen es um Kundenabzocke seitens Vodafone geht. Und was macht Vodafone? Ein ums andere Mal versucht man die Schuld von sich zu schieben und verweist darauf, dass es Partner-Shops sind, die mit illegalen Tricks arbeiten und Kunden reinlegen. Doch dem hat ein Gericht vor Kurzem einen Riegel vorgeschoben. Vodafone liefert Zugänge zu den Systemen, Kundendaten und alles, was dazu gehört, damit die sogenannten Partner-Shops Kunden Verträge unterjubeln können. Mitgefangen, mitgehangen.
Mitarbeiter packen aus
So werden in Shops etwa Handys zum Vertrag dazu verkauft, die Kunden aber nie erhalten. Stattdessen verkaufen Shop-Mitarbeiter die teuren Handys einfach bei eBay. Hier berichten wir darüber, wie der Betrug mit iPhones bei eBay Kleinanzeigen läuft. Erst vor wenigen Tagen ist ein neuer Fall bekannt geworden. Vodafone hat Bestandskunden im laufenden Vertrag eine Preiserhöhung angedroht. Die Verbraucherzentrale plant dagegen mit einer Massenklage vorzugehen. Und wer bei Vodafone anruft, um nachzufragen, was los ist, bekommt plötzlich einen Rabatt statt einer Erhöhung. Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Welche anderen Tricks Vodafone hat, Kunden abzuzocken, zeigen wir hier, hier und hier. Doch das ist noch längst nicht alles.
→ Vodafone-Mitarbeiter packt aus: Warum Kunden reingelegt werden und wer dahintersteckt
Ein ehemaliger Mitarbeiter des Netzbetreibers macht seit Jahren auf die Missstände bei Vodafone aufmerksam. Während das Unternehmen seinen Ex-Mitarbeiter inzwischen verklagt hat und ihn wegen Erpressung drankriegen will, macht er weiter. Er wirft Vodafone Massenbetrug vor, erklärt in hunderten Mails – uns liegen knapp 800 E-Mails vor – wie das Schneeballsystem bei Vodafone funktioniert, erklärt, dass es in den Reihen der Shop-Betreiber Korruption und Geldwäsche gibt. Dass Kundendaten missbraucht und gefälscht werden und Vodafone Shop-Mitarbeiter, die mit ihren Machenschaften den großen Reibach machen, auch noch in Schutz nimmt. Darüber berichten nicht nur wir regelmäßig, sondern auch andere Zeitungen wie etwa der Spiegel.
Vodafone ist krank
Am Ende ging es Vodafone immer nur darum, mehr und mehr SIM-Karten zu verkaufen und damit „Kunden“ zu gewinnen. Und so ist es keine Seltenheit, wenn ein Kunde plötzlich vier laufende Verträge hat. Das sorgte in der Vergangenheit dafür, dass die Kundenzahlen immer weiter stiegen und das Unternehmen auf „Wachstumskurs“ war, was vor allem für die Aktionäre wichtig ist. Doch Vodafone ist an dem System krank geworden. Die Auswirkungen bekommt man jetzt zu spüren. Das Unternehmen versucht gegenzusteuern. So wurde erst der Vodafone-Chef in Deutschland ausgetauscht und vor Kurzem auch der CEO des britischen Konzerns. Doch wenn sich die grundsätzlichen Strukturen nicht ändern, könnte die Krankheit auch zum Tod führen.