Gibt es doch eine Zukunft für E-Fuels? Den in der Gesamtbilanz klimaneutralen, synthetischen Kraftstoffen wurde zwar nie der generelle Nutzen abgesprochen, aber die Herstellung ist aufwendig und deswegen sehr teuer. Hinzu kommt, dass für die Produktion viel Energie benötigt wird, was nicht gerade den europäischen Leitlinien im Bereich der Nachhaltigkeit entspricht. Trotzdem möchte die am Donnerstag in Brüssel als Präsidentin der Europäischen Kommission wiedergewählte von der Leyen den E-Fuels eine Chance geben. Und so das für 2035 beschlossene Verbrenner-Aus in Europa aufweichen.
„Das Verbrenner-Aus ist Geschichte!“
Die Politikerin verspricht in ihren politischen Leitlinien für die kommenden fünf Jahre (PDF) einen Vorstoß für Ausnahmen beim Verbrenner-Verbot durch E-Fuels. Es sei ein technologieneutraler Ansatz notwendig, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Dabei sollen die synthetischen Kraftstoffe eine entscheidende Rolle spielen. Für den Vorsitzenden des Mitte-Rechs-Bündnisses EVP Manfred Weber ein klares Signal: „Das Verbrenner-Aus ist Geschichte“, sagte er der „Bild“.
Eigentlich sah das Ziel der EU vor, ab 2035 nur noch Neuwagen zuzulassen, die kein klimaschädliches CO₂ ausstoßen. Jetzt könnte es mit E-Fuels entsprechende Ausnahmen geben. Denn E-Fuels setzen im Gegensatz zu klassischen Kraft- und Brennstoffen kein zusätzliches CO₂ frei. Vielmehr sind die synthetisch hergestellten Kraftstoffe bereits mit CO₂ angereichert, das aus der Luft gewonnen wird; also längst freigesetzt ist. In der Gesamtbilanz kann man die synthetischen E-Fuel-Kraftstoffe daher als klimaneutral bezeichnen. Voraussetzung: Die Herstellung wird mit regenerativen Energiequellen wie Wind- und Solarstrom betrieben.
Autohersteller dürften aufatmen – E-Fuels sind der Grund
Eine gute Nachricht ist diese Rolle rückwärts insbesondere für (europäische) Autohersteller. Die hatten in den vergangenen Monaten zwar verkündet, in zehn Jahren nur noch Elektroautos bauen zu wollen. Zuletzt kämpften sie aber gleichzeitig mit enormen Problemen beim Absatz von Elektroautos. Weil die Herstellung von großen Batterien noch ziemlich kostenintensiv ist, sind E-Autos in der Regel sehr viel teurer als nahezu baugleiche Modelle mit Verbrennungsmotor.
Vielerorts stehen sich E-Autos deswegen bei den Händlern die Reifen platt. Jüngst hatte zum Beispiels Mercedes verkündet, länger als bisher geplant auf die Produktion von Verbrennern zu setzen. Zwar hatte es bei den E-Auto-Neuzulassungen im Juni einen spürbaren Aufschwung gegeben. Das lag aber primär an Dumping-Leasing-Angeboten bei Volkswagen, Tesla und anderen Herstellern.