VDSL: Vodafone will "Schneckeninternet" in den Ruhestand schicken

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Wenn es um schnelles Internet in Deutschland geht, sieht sich Vodafone an der Spitze. Deutschland-Chef Marcel de Groot hat nun in einem Interview gesagt, er wolle „Schneckeninternet in den Ruhestand“ schicken. Was meint er damit?
Ein Vodafone Logo auf einer Stele am Vodafone-Campus in Düsseldorf

Vodafone will das Ende von VDSL

„24 Millionen gigabitfähige Haushalte sprechen für sich. Beim Gigabit sind wir die klare Nummer 1“, sagte der Niederländer, der seit knapp einem Jahr an der Spitze von Vodafone Deutschland steht. In einem langen Interview mit der FAZ (Paywall) spricht er darüber, wie er sein Unternehmen in Deutschland aufgestellt sieht – heute und in der Zukunft. Dabei machte er vor allem in Bezug auf die Internetversorgung in Deutschland eine klare Ansage: „Das VDSL-Internet über die Telekom-Kupferleitungen hat keine Zukunft. Da ist bei niedrigen Bandbreiten Schluss“, so de Groot. „Deutschland sollte jetzt die Chance nutzen und dieses Schneckeninternet in den Ruhestand verabschieden.“

Vodafone will Glasfaser-Wettbewerb anheizen

Tatsächlich ist mit VDSL heute in der Praxis kein Anschluss schneller als 250 Mbit/s im Downstream. Eine Größenordnung, die für den Großteil der Haushalte in Deutschland derzeit vollkommen ausreichend ist. Auch aus diesem Grund ist die Wechselrate zu Glasfaserleitungen so gering. Doch ein Blick in die Zukunft zeigt: de Groot hat perspektivisch recht. Mit VDSL werden die meisten deutschen Haushalte in einigen Jahren nicht mehr auskommen. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens EY geht davon aus, dass in acht bis zehn Jahren der Großteil der Haushalte mehr als 250 Mbit/s benötigen wird. Das ist ein langer Zeitraum, allerdings wird Deutschland diesen auch benötigen, um Glasfaser flächendeckend ins Land zu bringen. In einem LinkedIn-Posting ergänzte de Groot: „Wir werden dieses Jahr den Glasfaser-Wettbewerb so richtig anheizen – mit dem größten vereinten Glasfasernetz der Republik.“ Vodafone vermarktet die Netze von Telekom und Deutsche Glasfaser unter eigenem Namen.

„Bei schnellem Internet schauen wir auf Glasfaser und Internet über Kabel-Glasfaser. Beides können wir anbieten“, so de Groot. Er ist jedoch der Auffassung: „Wir sollten viel stärker über Gigabit-Internet reden, denn am Ende ist es den Kunden egal, über welche Technologie sie Internet beziehen.“ Das allerdings dürfte viele Kunden heute noch abschrecken. Der Grund: Kaum jemand sieht für die eigenen vier Wände die Notwendigkeit, einen Anschluss mit 1.000 Mbit/s zu buchen, wenn 100 bis 300 Mbit/s praktisch ausreichen. Wohl auch deswegen vermarktet Vodafone aktuell seinen Gigabit-Anschluss für 45 Euro monatlich und somit zum gleichen Preis wie den 100-Mbit/s-Anschluss per Kabel. Vodafone positioniert sein Netz stets als Alternative zum Glasfaser-Netz.

Kabel-TV: Hälfte der bisherigen Kunden buchen Zugang – teils kostenlos

Im Angebot enthalten ist übrigens auch der legale Zugang zu Fernsehen und Radio über das Vodafone-Kabelnetz. Auf einen Aufpreis verzichtet der Anbieter im Rahmen eines Bundle-Angebots. Auf diesem Weg hält Vodafone die Buchungszahlen seines Kabelangebots künstlich hoch. Denn de Groot sagt im Interview mit der FAZ selbst: „Viele Kunden brauchen das Kabelsignal in der Wohnung nicht mehr, weil sie schon länger auch über digitale Wege fernsehen.“ Man habe es jedoch geschafft, mit etwa der Hälfte der betroffenen Menschen einen neuen TV-Vertrag abzuschließen. Dazu gehören auch die angesprochenen Kombiangebote.

Des Weiteren rückte de Groot davon ab, Schwarzseher im Kabel zu kriminalisieren. Dass jene, die das Kabel-TV-Signal nutzen, ohne dafür einen Vertrag zu haben, dies bewusst machen, „unterstellt eine kriminelle Energie, die in der Realität viel weniger verbreitet ist.“ Man stelle fest, dass jene Nutzer, die Vodafone abschaltet, häufig Menschen seien, die von der Änderung der Gesetzeslage im Sommer vergangenen Jahres nichts wussten. „Die meisten von ihnen schließen dann neue Verträge ab“, so de Groot. Künftig wolle Vodafone bei Privatkunden „TV, Festnetz und Mobilfunk enger zusammenbringen.“ Wie das konkret aussehen soll, präzisierte der Manager nicht. Er selbst ist seit 17 Jahren bei Vodafone tätig. Bisher bietet Vodafone schon Kombitarife an.

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