Unlautere Praktiken? Handelsverband setzt Temu unter Druck

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Schon länger steht Temu im Verdacht, gesetzliche Vorschriften in der EU zu missachten. Nun legt der Handelsverband mit weiteren Vorwürfen nach, die als Beschwerde gegenüber dem Bundeskartellamt vorgebracht wurden.
Shopping-App Temu in der Kritik: Deshalb sollte man hier lieber nicht einkaufen
Shopping-App Temu in der Kritik: Deshalb sollte man hier lieber nicht einkaufenBildquelle: Blasius Kawalkowski / inside digital

Die chinesische Handelsplattform Temu steht seit Längerem in der Kritik, die Gründe sind vielfältig. Das beginnt bereits bei der oftmals wenig wertigen Ware. Schon die Produktion ist für die Umwelt belastend, hinzu kommen die kurzen Lebenszyklen und der Transport per Flugzeug, der zudem die Flughäfen und Zollbehörden an ihre Belastungsgrenzen treibt. 

Darüber hinaus wird Temu auch immer wieder unterstellt, dass Sendungen so aufgeteilt werden, dass sie unter den bisher noch gültigen Zollfreigrenzen bleiben. Verbraucherschützer stören sich ebenfalls an den Billigprodukten, die in vielen Fällen keiner europäischen Sicherheitsprüfung standhalten würden. Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) stellte mit einer Reihe Testkäufen fest, dass die europäischen Produktsicherheitsvorschriften in vielen Fällen ignoriert werden.

Schreibt Temu seinen Händlern die Preise vor?

Hinzu kommt noch ein weiterer Verdacht, den der HDE in Form einer Beschwerde gegenüber dem Bundeskartellamt angezeigt hat. Offenbar diktiert Temu den auf seiner Plattform aktiven Händlern die Preise, die diese für ihre Produkte verlangen dürfen. 

Deren Angebote dürfen demnach lediglich 85 Prozent dessen kosten, was auf konkurrierenden Plattformen gefordert wird. Darüber hinaus soll sich Temu sogar das Recht vorbehalten, selbst über die Höhe des Verkaufspreises zu entscheiden. Damit entzieht der Anbieter der Infrastruktur den eigentlichen Geschäftstreibenden, die sogenannte Preissetzungshoheit, die gesetzlich geschützt ist. Zudem wären solche Vorgaben gegenüber anderen Konkurrenten wie Amazon oder Otto unlauter.

Auch an anderer Stelle sieht der Verband sowohl europäisches als auch nationales Recht missachtet. Im Rahmen von Testkäufen wurde offensichtlich, dass die Vorgaben der Preisangabenverordnung missachtet werden. So bewirbt Temu Preisreduzierungen mit auffälligen Countdowns, allerdings ist für die daran Interessierten kaum erkennbar, ob der Preis tatsächlich gesenkt wurde.

Wird mit solchen Rabatten geworben, muss eigentlich der niedrigste Preis der letzten 30 Tage angezeigt werden. Die Betreiber der Plattform ignorieren diese gesetzliche Vorgabe jedoch.

Händler in der EU durch US-Zölle stärker unter Druck?

Die Beschwerde des HDE dürfte nicht nur an den Erkenntnissen liegen, die im Laufe der eigens angestellten Untersuchung gewonnen wurden. Auch die enormen Zölle von inzwischen 104 Prozent, die die USA auf Waren aus China erheben, beunruhigen die Vertretung der Einzelhändler.

Die chinesischen Händler dürften versuchen, die Warenströme, die nun in den Vereinigten Staaten an Reiz verlieren, auf andere Märkte umzulenken. Und die Europäische Union (EU) mit ihren durchaus solventen Einwohnern ist da eine willkommene Alternative.

Mit der Beschwerde erhöht der Handelsverband den Druck vor allem auf die Hüter des Wettbewerbs in der EU. Offenbar soll auf diesem Weg erreicht werden, dass die bereits laufenden Untersuchungen beschleunigt werden, um die Händler besser vor der drohenden Schwemme der billigen Angebote aus China zu schützen.

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