Nachgemessen: Solarmodule sind oft schwächer als Hersteller behaupten

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Solarmodule gibt es mittlerweile bereits als Schnäppchen im Supermarkt. Doch halten sie auch, was sie versprechen? Forscher haben dazu eine langfristige Messreihe analysiert und zeigen, wie groß die Abweichungen von der in Aussicht gestellten zu tatsächlich gelieferten Leistung sind.
Nachgemessen: Solarmodule sind oft schwächer als Hersteller behaupten

Nachgemessen: Solarmodule sind oft schwächer als Hersteller behaupten

Solarmodule sind zu einer Massenware geworden, die selbst bei Discountern zu Schnäppchenpreisen verkauft wird. Deren Qualität scheint dabei nicht die größte Rolle zu spielen, wie eine langjährige Messreihe des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) nahelegt.

Für die Untersuchung wurden Leistungsdaten ausgewertet, die von 70.000 Solarmodulen in 1.034 Leistungsmessungen während der Jahre 2012 bis 2023 gewonnen wurden. Es wurden ausschließlich Module getestet, die von einem der im jeweiligen Jahr zehn größten Hersteller stammten. Insgesamt wurden damit monokristalline Siliziumzellen von 15 Produzenten ausgewertet – mit einem überraschenden Ergebnis. 

Ist der Boom schuld? Qualität nimmt seit 2016 ab

Bei ihrer Analyse stellten die Forscher fest, dass die Werte bei den Angaben zur Leistung und den tatsächlichen Messergebnissen deutlich abwichen. Es zeigte sich außerdem, dass die Unterschiede in der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraums, also bis 2016, geringer waren. Die von den Herstellern versprochenen Parameter wichen zunächst weit weniger stark ab. Im Mittel waren es lediglich 0,6 Prozent im Vergleich zu den letztlich erreichten Messdaten. Dabei wurden zudem häufiger positive Abweichungen festgestellt.

Ab 2016 lässt sich eine nachlassende Qualität bei den überprüften Solarzellen in der Messreihe des ISE erkennen. Die gelieferten Leistungen konnten nun zumeist nicht mehr mit den Verheißungen der Hersteller mithalten. Die größten Abweichungen wurden 2023 gemessen. Die Performance blieb im Durchschnitt rund 1,3 Prozent hinter den Angaben zurück. Im vergangenen Jahr hat sich der Wert auf 1,2 Prozent verbessert, was allerdings immer noch vergleichsweise hoch ist. 

50.000 Haushalte ohne den versprochenen Strom

Um die Dimensionen anhand der auf den ersten Blick gering wirkenden Unterschiede zu verdeutlichen, bemüht einer der Autoren der Studie, Daniel Philipp, ein eindrückliches Bild: „Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt.“ Das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 50.000 Haushalten mit jeweils vier Personen. 

Keine Angaben machen die Forscher zu den Gründen, warum im Laufe der letzten Jahre immer weniger Leistung geliefert wird als versprochen. Es kann nur darüber spekuliert werden, dass sich an dieser Stelle auch der teilweise ruinöse Preiskampf der Hersteller zeigt. Die Preise für die Module sind allein von 2010 bis 2020 um 90 Prozent gefallen. Aus Sicht der Käufer wäre an dieser Stelle eine unabhängige Prüfung durch eine Institution wie den TÜV durchaus sinnvoll.

Bildquellen

  • perowskit-solarzellen-das-steigt-hinter-der-neuen-generation-an-solarzellen: Foto von Zbynek Burival auf Unsplash
  • Nachgemessen: Solarmodule sind oft schwächer als Hersteller behaupten: Foto von Benjamin Jopen auf Unsplash

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