Unerwarteter Energiefund: Dieses Reservoir könnte Erde für 200 Jahre mit Energie versorgen

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Wissenschaftler sind direkt unter der Erde auf einen riesigen Vorrat an Energie gestoßen. Er könnte groß genug sein, um den gesamten Energiebedarf der heutigen Welt für 200 Jahre zu decken. Doch einige Stolpersteine verbleiben, um die Ressourcen auch tatsächlich nutzen zu können.
Satellitenaufnahme der Erde mit Blick auf Meer

Unerwarteter Energiefund - Dieses Reservoir könnte Erde für 200 Jahre mit Energie versorgen

Wenn die Welt klimaneutral werden möchte, sind einige Transformationen unserer heutigen Strom- und Wärmegewinnung notwendig. Deutschland selbst möchte die Klimaneutralität bis 2045 erreichen. Gelingen kann dieses Ziel jedoch nur, wenn fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl zunehmend aus der lokalen Energieversorgung verschwinden. Neben Sonnenenergie und Windkraft soll dabei vor allem Wasserstoff eine tragende Rolle spielen. Laut Experten hätte Wasserstoff das Potenzial, bis zu 30 Prozent der zukünftigen Energieversorgung abzudecken. Die Praxis gestaltete sich bisher jedoch schwierig, insbesondere was die Verwendung natürlicher Vorkommen des begehrten Wasserstoffes betraf. Der Fund eines US-Forscherteams könnte diese Hürde nun gelöst haben.

Unerwarteter Energiefund: Unterirdisches Wasserstoffvorkommen der Erde verblüfft

Einer Studie zufolge, die das Team rund um Geochemiker Geoffrey Ellis vor Kurzem im „Sciences Advances“ veröffentlichte, könnte das Vorkommen von natürlichem Wasserstoff unter der Erde viel größer sein, als man zunächst annahm. Eine durch das Team entwickelte Modellrechnung lässt vermuten, dass 6,2 Billionen Tonnen Wasserstoff unter der Erde verborgen sein könnten. Nur ein kleiner Anteil dieses Vorkommens würde laut Schätzung der Forscher bereits ausreichen, um den weltweiten Energiebedarf für 200 Jahre sicherzustellen. Fossile Brennstoffe könnte man damit komplett ablösen.

Dabei ist natürlich Wasserstoff die ideale Ressource, da keinerlei Energie aufgewendet werden muss, um Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Man bezeichnet ihn deshalb auch als goldenen oder weißen Wasserstoff. In der Natur kommt diese Reaktion als natürlicher Prozess in Gesteinen vor. Es gibt dutzende Prozesse, die in der Natur Wasserstoff hervorbringen können. Allerdings waren die meisten der bisherigen Vorkommen so gering, dass es sich kaum gelohnt hätte, sie auszuschöpfen. Industriell gefertigter Wasserstoff benötigt vergleichsweise viel Energie, wodurch die Produktion schnell unwirtschaftlich werden kann. Einige Vorhaben halten es daher für sinnvoll, bereits überflüssige Stromproduktionen wie Windkraft zur Herstellung zu nutzen.

Studie enthüllt – Grüner Wasserstoff noch teurer als befürchtet

Großes Reservoir in Mali sorgte für Umdenken

Als man vor wenigen Jahren im afrikanischen Mali ein großes Feld mit natürlichem Wasserstoff entdeckte, änderte sich die Betrachtungsweise von weißem Wasserstoff jedoch. Studienautor Ellis bezog daraufhin in seine Berechnungen die natürliche, unterirdische Produktion von Wasserstoff mit ein. Dabei handelt es sich bei den 6,2 Billionen lediglich um das Ergebnis, das am wahrscheinlichsten laut Modell ausfällt. Die Menge an Wasserstoff würde damit sämtliche bekannten Erdgasreserven in der Erde übersteigen. Laut Prognosen könnte der reale Wert überall zwischen einer Milliarde und zehn Billionen Tonnen Wasserstoff liegen. Bei natürlichen Wasserstoffreservoirs entfällt zudem eine aufwendige Lagerung des Rohstoffvorkommens. Man kann es schlichtweg in den Mengen fördern und liefern, in denen man den Wasserstoff benötigt.

Doch die Förderung erweist sich als der große Stolperstein der Entdeckung. Denn wenngleich dieser Energiefund riesig ausfällt, lässt sich vermutlich nur ein geringer Teil der Gesamtmenge realistisch fördern. Die Studie vermutet jedoch, dass selbst dadurch eine große Menge an nutzbarem Wasserstoff gewonnen werden könnte, um einen Anteil an der Energieversorgung zu leisten. Das größte Problem ist zurzeit, dass es unklar ist, wo genau der Wasserstoff überall unter der Erde gespeichert ist. Dadurch kann auch nicht vorhergesagt werden, wie zugänglich die jeweiligen Reservoire ausfallen. Viele von ihnen dürften zu tief im Erdreich liegen oder zu weit vor der Küste entfernt zu finden sein, um sich wirtschaftlich gewinnen zu lassen. Es bleibt somit abzuwarten, welche der natürlichen Wasserstoffvorkommen gefunden und tatsächlich gefördert werden können. Gelingt es jedoch, passende Ressourcen zu erschließen, könnte damit ein wichtiger Meilenstein der zukünftigen Energieversorgung gesichert sein.

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