An Netflix ist das Jahr 2022 nicht spurlos vorbeigezogen. Erst musste der US-amerikanische Streaming-Anbieter seine Pläne für einen Zuwachs von 2,5 Millionen Nutzern im ersten Quartal zugunsten eines Verlusts in Höhe von 200.000 Abonnenten aufgeben. Dann hagelte es Kritik für dessen Vorstoß gegen Account-Sharing, also das Teilen von Konten. Und schließlich floppte der Start des neuen werbefinanzierten Abomodells – was Netflix auch finanziell teuer zu stehen kommen könnte. Dennoch dürften nicht sonderlich viele damit gerechnet haben, zum Jahresende die folgende Überschrift zu erblicken: „Netflix wird das nächste Unternehmen auf Microsofts Einkaufsliste sein“
Die Zukunft von Netflix ist ungewiss
Vorab: Konkrete Pläne zur Übernahme des Kult-Video-on-Demand-Dienstes existieren noch nicht. Zumindest nicht diesseits von verschlossenen Türen. Bisher stellen die Übernahmepläne somit eine reine Spekulation dar. Jedoch eine, mit einer vertrauenswürdigen Quelle – Reuters. Laut einer Prognose der Nachrichtenagentur könnte die Übernahme von Netflix durch Microsoft, dem Unternehmen hinter dem Betriebssystem Windows, schon im Jahr 2023 stattfinden. CEO Satya Nadella bewies bereits mit den Übernahmen von unter anderem Mojang Studios (dem Entwicklerstudio hinter Minecraft), LinkedIn und Activision Blizzard, dass er nicht vor hohen Anschaffungskosten zurückschreckt.
Ferner sei die Übernahme strategisch sinnvoll, denn Microsoft und Netflix sind bereits jetzt eng miteinander verbunden. So ist Microsoft etwa Netflix‘ Werbepartner für dessen neues, werbefinanziertes Abomodell. Zudem verfügt Microsofts Präsident Brad Smith über einen Sitz im Netflix-Vorstand. Und ein Bundle bestehend aus Xbox-Spielen und einem Streaming-Dienst könnte bei der Zielgruppe ebenfalls gut ankommen. Doch wie steht es um das Finanzielle?
Laut Reuters übersteigt der Marktwert von Microsoft mit derzeit rund 1,8 Billionen US-Dollar den Marktwert von Netflix um etwa das 13-fache. Der Streaming-Anbieter hatte zuletzt mit einem deutlichen Aktienabsturz zu kämpfen; von etwa 604 US-Dollar im November 2021 auf aktuell rund 273 US-Dollar – wobei die Tendenz seit Mitte 2022 steigend ist. Somit wäre der Zeitpunkt für eine Übernahme günstig und die errechneten 190 Milliarden US-Dollar Übernahmekosten (inklusive eines Aufschlags in Höhe von 30 Prozent) sollte Microsoft ebenfalls stemmen können. Ob der US-amerikanische Entwickler dies ebenso sieht, und auch das Kartellamt mitspielt, wird sich zeigen.