Dass Schulen während des der Corona-Pandemie verschuldeten Lockdowns nicht gerade positiv glänzen konnten, ist kein großes Geheimnis. Seither haben sie jedoch enorm aufgerüstet und sind nun bereit für den digitalen Unterricht, richtig? Falsch! Eltern vergeben die Schulnote „mangelhaft“.
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Bis zum heutigen Tag ist normaler Schulunterricht in Deutschland noch Mangelware. Seien es Schutzmasken, Mindestabstände oder Homeschooling-Sessions – von normalem Unterricht sind wir noch weit entfernt. Zumindest sind die Schulen geöffnet und der Unterricht findet statt. Doch was wird im Falle eines zweiten Corona-bedingten Lockdowns passieren? Haben die Schulen ihre digitalen Kompetenzen soweit verbessert, dass sie die Aufrechterhaltung des Unterrichts gewährleisten können?
Diese Frage hat Bitkom sinngemäß in einer repräsentativen Umfrage an 1.003 in Deutschland ansässige Personen gestellt (ab 16 Jahren). Und ihre Antwort war mehr als niederschmetternd. So bewerteten Eltern schulpflichtiger Kinder die entsprechenden Fähigkeiten von Schulen mit der Note mangelhaft (4,6). Das Urteil der Grundgesamtheit aller Befragten fiel etwas positiver aus (4,3). Doch grundsätzlich sind die Bürger nicht von den getroffenen Maßnahmen überzeugt.
„Die Corona-Krise hat unser Bildungssystem vor eine Zerreißprobe gestellt. Bei vielen Bürgern wurde massiv Vertrauen verspielt, weil Unterricht zu oft ersatzlos gestrichen wurde und viele Schulen nicht in der Lage waren, die ihnen anvertrauten Schüler auch nur ansatzweise zu betreuen.“
Bitkom-Präsident Achim Berg
Homeschooling soll zum Standard werden
Wenn Covid-19 etwas Gutes hervorgebracht hat, dann ist es die positive Einstellung seitens der Bürger und der Politik gegenüber der Digitalisierung. Viele Arbeitnehmer haben Bekanntschaft mit dem Homeoffice gemacht, während Schüler und Eltern das Gegenstück Homeschooling kennenlernen durften. Und diese Erfahrung scheint ihre Meinung geprägt zu haben. So glauben laut der Bitkom Umfrage zu Schulen 89 Prozent der Befragten (88 Prozent der Eltern), dass die Corona-Pandemie Defizite bei der Digitalisierung von Schulen offenbart hat. Darum fordern 87 Prozent der Bürger (90 Prozent der Eltern), dass Schulen ihre digitalen Kompetenzen stark erweitern. Sie sollen noch im laufenden Schuljahr per Homeschooling unterrichten können.
Knapp die Hälfte (47 Prozent der Befragten und 48 Prozent der Eltern) glaubt zudem, dass der Unterricht auch nach der Pandemie digital per Homeschooling stattfinden soll. Unter den Eltern vertritt jeder Fünfte sogar die Meinung, dass Homeschooling den normalen Unterricht bis zum Ende der Corona-Krise komplett ersetzen müsste. Und auch 28 Prozent der Gesamtbevölkerung unterstützen diese Meinung.
Eine schnelle Digitalisierung von Schulen dürfte allerdings nicht zu erwarten sein. Denn wie Achim Berg betont, kämen die Fördermittel des Digitalpakt Schule, der bis 2024 Bundesmittel in Höhe von fünf Milliarden Euro bereitstellt, nur tröpfchenweise bei den Schulen an. Ob sich dieser Sachverhalt in naher Zukunft ändert, sei fraglich.