Ultimatum für Huawei und ZTE: Schluss in Deutschland

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Künftig darf in deutschen 5G-Netzen keine Technik von Huawei und ZTE mehr verbaut sein. Das geht aus einer jetzt beschlossenen Vereinbarung zwischen dem Bundesinnenministerium und den drei größten deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern hervor.
Chinesische Flagge hinter einer Mobilfunk-Basisstation.
Huawei und ZTE haben in 5G-Netzen in Deutschland keine Zukunft mehr.Bildquelle: Microsoft Copilot

Es hatte sich in den vergangenen Monaten bereits wiederholt abgezeichnet, jetzt ist es beschlossene Sache. Aus Angst vor Spionage und Sabotage, sollte es einmal zu Konflikten mit der chinesischen Regierung kommen, müssen die deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) alle noch vorhandenen Komponenten der chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und ZTE aus ihren 5G-Mobilfunknetzen entfernen. Das teilte am Donnerstag das Bundesministerium des Inneren und für Heimat in Berlin mit. 1&1 als vierter Handynetzbetreiber in Deutschland ist nicht betroffen. Das Unternehmen setzt in seinem neuen Open-Ran-Netz keine Komponenten von Huawei oder ZTE ein.

Deutschland will kritische Infrastruktur vor Spionage und Sabotage schützen

Grund für die nun geschlossene Vereinbarung: Die deutschen Mobilfunknetze sind elementarer Bestandteil der kritischen Infrastruktur des Landes und von entscheidender Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft. Besonders in den Sektoren Energie, Verkehr, Gesundheit und Finanzen müsse im Bereich der 5G-Netze in besonders hohem Maße auf die Sicherheit und die digitale Souveränität Deutschlands geachtet werden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagt, man habe die Risiken durch kritische Komponenten von Huawei und ZTE in deutschen 5G-Netzen genau geprüft. Jetzt habe man „eine klare und strikte Vereinbarung“ mit den betroffenen Mobilfunknetzbetreibern treffen können. „Im Kernnetz dürfen die kritischen Komponenten spätestens Ende 2026 nicht mehr eingesetzt werden. In den Zugangs- und Transportnetzen müssen die kritischen Managementsysteme spätestens Ende 2029 ersetzt werden“, so Faeser. Diese Vereinbarung gelte überall in Deutschland und nicht nur an einigen wenigen Standorten.

Ziel: krisenfeste 5G-Infrastruktur

Telekom, Vodafone und Telefónica müssen im Rahmen der gesetzten Fristen die entsprechenden Bauteile durch technische Lösungen anderer westlicher Hersteller ersetzen. So schütze man „die Kommunikation der Bürgerinnen und Bürger, von Unternehmen und des Staates“, führte Faeser weiter aus. Es gehe auch darum, einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden, um unabhängiger und krisenfester zu werden.

Das sagen Telekom, Vodafone und O2

Ein Sprecher von Vodafone teilte auf Anfrage von inside digital mit, die nun geschlossene Vereinbarung sei technisch herausfordernd, aber machbar. „Bei Infrastruktur-Investoren sorgt sie endlich für die dringend nötige Vorhersehbarkeit.“ Künftig wolle man im 5G-Netz von Vodafone die Entwicklung von Open Ran Technologien weiter vorantreiben. „Damit schaffen wir mehr Vielfalt im Anbietermarkt und am Ende mehr Auswahl, Unabhängigkeit und Wettbewerb um die besten Netzkomponenten im Land.“

Bei der Telekom möchte man künftig ebenfalls verstärkt auf 5G in Kombination mit Open Ran setzen, ringt der getroffenen Vereinbarung aber nicht nur Positives ab. Sie greife „tief in unternehmerische und technologische Belange“ ein, sagte ein Sprecher gegenüber unserer Redaktion. Man habe aber ein gutes Gleichgewicht zwischen den Sicherheitsinteressen für unser Land und dem notwendigen weiteren Ausbau der digitalen Infrastrukturen in Deutschland finden können. Schon heute sei das Kernnetz der Telekom frei von Komponenten chinesischer Hersteller.

Und auch O2-Chef Markus Haas hat sich bereits mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet. Er sagt: „Der weitere Ausbau von Deutschlands Mobilfunknetzen zum Wohle aller kann nur im Schulterschluss von Staat und Wirtschaft gelingen. Deutschlands Verbraucherinnen und Verbraucher vertrauen auf starke und gleichzeitig sichere Netze, überall wo sie leben, arbeiten und unterwegs sind. Diesen Anspruch erfüllt die zwischen dem Bundesinnenministerium und den Netzbetreibern getroffene Vereinbarung für noch resilientere Netze.“

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