Was ist bloß bei Twitter los? Seit Tesla-Chef Elon Musk bei dem Kurznachrichtendienst das Kommando übernommen hat, bleibt gefühlt kein Stein auf dem anderen. Tausende Mitarbeiter wurden entlassen, gesperrte Nutzerkonten wie jenes von Ex-US-Präsident Donald Trump wieder entsperrt, die Profile von kritisch über Twitter und Musk berichtende Journalisten dafür kurzerhand unzugänglich gemacht. Zudem vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue, zuweilen skurril anmutende Regeln aufgestellt werden.
Twitter verbietet Links zu anderen sozialen Netzwerken – und hebt das Verbot direkt wieder auf
Am vergangenen Wochenende kam es zum vorläufigen Höhepunkt der Comedy-Show: Über den offiziellen Support-Channel ließ Twitter wissen, dass es künftig verboten sei, in persönlichen Profilen Links auf fremde Social-Media-Plattformen wie Mastodon oder Facebook zu setzen. Das sei (unbezahlte) Werbung für andere Unternehmen und deswegen zu unterlassen. Wumms! Verkündet und beschlossen.
Offensichtlich hat man bei Twitter aber den massiven Gegenwind der eigenen Nutzerschaft unterschätzt. Am Sonntag formierte sich massiver Widerstand gegen diese Einschränkung. Nutzer begannen, QR-Codes mit hinterlegten Links auf andere Netzwerke in Profilbildern abzuspeichern, griffen Twitter und Konzernboss Elon Musk mit ungewohnt scharfen Worten an und kündigten nicht selten auch ihren Abschied aus dem Netzwerk an.
Elon Musk regiert entschuldigend – und stellt die Vertrauensfrage
Musk, am Sonntag noch beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu Gast, reagierte in der Nacht zu Montag. „In Zukunft wird es eine Abstimmung über größere Regeländerungen geben. Entschuldigt bitte, kommt nicht wieder vor“, schrieb der Multimilliardär über sein Twitter-Profil. Sämtliche Nachrichten des Twitter-Supports zu den beschlossenen Regeländerungen wurden in diesem Zusammenhang wieder gelöscht.
Und wenige Minuten später schob Musk dann den ultimativen Paukenschlag nach: „Sollte ich als Chef bei Twitter zurücktreten?“ Flankiert von einer Umfrage lässt er seitdem die Nutzer von Twitter darüber abstimmen, ob der Kurznachrichtendienst einen neuen Boss bekommen sollte, um zu ergänzen: „Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten.“ Politisch gesprochen stellt Musk sozusagen die Vertrauensfrage.
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jetzt ansehenMusk vor dem Aus als Twitter-Chef
Und in der Tat sieht es aktuell so aus, als müsste sich Twitter einen neuen Chefverantwortlichen suchen. Denn die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer spricht sich für einen Rücktritt von Musk aus: 57,5 Prozent von 17,5 Millionen Umfrage-Teilnehmern votieren dafür.
Damit ist das Chaos vollumfänglich perfekt. Fraglich dürfte aber sein, ob sich auf die Schnelle überhaupt ein Nachfolger von Musk an der Spitze von Twitter finden lässt. Musk, der die Plattform jüngst für 44 Milliarden US-Dollar gekauft hatte, wird schließlich als Lenker im Hintergrund an Bord bleiben. Und es besteht zu befürchten, dass ein neuer Twitter-CEO nicht mehr wäre als Musks Marionette an der Spitze des sozialen Netzwerks.