TV-Kabelnetze kämpfen um ihre Zukunft: Das ist der Grund

4 Minuten
Betreiber von TV-Kabeln haben es schwer. Erst verloren sie im vergangenen Jahr durch die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs eine sichere Einnahmequelle auf dem TV-Markt. Nun will man ihnen ganz die Existenz nehmen.
Ein Flatterband mit der Aufschrift
Achtung Kabel - dem Kabelnetz soll es an den Kragen gehenBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

TV-Kabel-Anbieter sprechen gern davon, dass es sich bei ihren Netzen um Glasfaser-Koaxial-Netze oder Glasfaser-Kabelnetze handelt. Was meinen sie damit? Sie betonen, dass auch sie Glasfaser zum Transport ihrer Daten einsetzen. Das aber erfolgt oftmals mitnichten bis zu dir in die Wohnung, wie es bei FTTH der Fall ist. Vielmehr kommt das Glasfaserkabel oftmals nur beim Transport bis zum nächstgelegenen Verteilerpunkt zum Einsatz. Dann kommt Kupfer zum Einsatz. Dieses Koaxialkabel endet meist in deinem Fernseher oder eben dem Internetrouter. Der Aufbau des Netzes ähnelt damit dem VDSL-Netz. Dieses steht im Rahmen einer sogenannten Kupfer-Glas-Migration aber perspektivisch vor der Abschaltung.

Telekom forderte Abschaltung der Kabelnetze

In der teils hitzig geführten Diskussion um ein Konzept für die Kupfer-Glas-Migration geraten im Rahmen der Abschaltung kupferbasierter Telekommunikationsnetze auch die Kabelnetze ins Fadenkreuz. Zuletzt hatte Ende vergangenen Jahres die Deutsche Telekom offen dafür geworben, dass auch die Kabelnetze bei einer Kupfer-Glas-Migration abgeschaltet werden sollten. Die Telekom will perspektivisch dort, wo sie ihr Glasfasernetz ausgebaut hat, DSL und VDSL abschalten. Hat jedoch nur ein Wettbewerber Glasfaser ausgeschaltet, sieht sie diese Notwendigkeit nicht gegeben.

Der Fachverband Rundfunk und BreitbandKommunikation (FRK), indem sich viele kleinere Kabelnetzbetreiber jenseits von Vodafone und Tele Columbus zusammengetan haben, tritt entsprechenden Ideen nun entschieden entgegen. „Dass gerade von Seiten der Deutschen Telekom so argumentiert wird, ist vielleicht nachvollziehbar, bleibt aber dennoch schlicht sachfremd“, sagt Ralf Berger, Vorsitzender des FRK. „Wer keine Kabelnetze besitzt, kann natürlich einfach fordern, sie abzuschalten. Aber sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer marktkonformen und kundenorientierten Breitbandversorgung.“

Kritik an VDSL Vectoring-Ausbau auch Jahre nach der Entscheidung

„Ohne Zweifel basieren auch die Koaxial-Kabelnetze auf Kupfer“, gibt der FRK in einer aktuellen Pressemitteilung unumwunden zu. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass die Kabelnetzbetreiber des FRK schon mit der Migration auf Glasfaser begonnen haben. Das sei schon zu dem Zeitpunkt passiert, „als noch mit politischem Rückenwind die DSL-Netze technisch hochfrisiert wurden“. Gemeint ist damit die Aufrüstung der VDSL-Netze (damals mit maximal 50 Mbit/s) auf VDSL Vectoring und Supervectoring mit dann 100 bzw. 250 Mbit/s. Dieser Schritt war seinerzeit sehr umstritten. Wettbewerber wurden aus dem Markt verdrängt und die Investitionen in Glasfasernetze in Frage gestellt oder gar ganz verschoben. „Dabei war von vornherein klar, dass die DSL-Vectoring- Technologie am Ende ist“, sagt Berger.

Die Kabelnetzbetreiber migrieren hingegen ihre Netze von reinen Kupfer- auf sogenannte hybride Glasfaser-Koaxialnetze (Hybrid Fiber Coax, HFC). Die Mitgliedsunternehmen des Lobbyverbandes würden tagtäglich den Glasfaseranteil in ihren Netzen erhöhen. Das reduziere auch den Energieverbrauch der HFC-Netze, indem dank Glasfaser auf aktive Technik wie etwa Signalverstärker verzichtet werden kann.

Tatsächlich versorgen die Kabelnetzbetreiber schon heute Millionen Haushalte mit Gigabit-Datenraten – zumindest im Downstream. Im Upstream, also für Videos, Bilder und große Backups, die ins Netz sollen, geraten die Kabelnetze aber ins Hintertreffen. Mehr als 50 Mbit/s sind technisch nur in Ausnahmefällen möglich. Und auch die Latenz ist höher als beim echten Glasfasernetz. Beim FRK gibt man hingegen zu bedenken, dass für den Glasfaser-Rollout der Kabelnetzbetreiber weder Straßen noch Bürgersteige aufgebrochen werden müssen. „Unsere Mitglieder überbauen sich zum Teil selbst, um den angeschlossenen Haushalten einen leistungs- und zukunftsfähige Breitbandversorgung zu bieten“, sagt Berger. „Diesen Prozess zu unterbrechen, indem die HFC-Netze abgeschaltet werden, ist kontraproduktiv.“

Diskussion auf vielen Ebenen

Auch Vodafone-Deutschland-Chef Marcel de Groot sieht im Kabelnetz eine Glasfaser-Alternative. „Gigabit ist Gigabit“, so Vodafone-Manager de Groot im November bei einer Veranstaltung in Berlin. Ebenfalls im November mischte sich die Bundesnetzagentur in die lautstark geführte Debatte zwischen Telekom, Wettbewerbern und Kabelnetzbetreibern ein. Ungewohnt deutlich sagte Präsident Klaus Müller. Die Begrifflichkeiten verunsichern die Bevölkerung und seien kontraproduktiv für den Glasfaserausbau.

Mitreden

1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Eridanous

    Auch ich habe (als Eigentümer) noch den Vodafone Kabelanschluss obwohl ich mit meinem IT Provider ein paar Euro günstiger wäre. Grund dafür ist alleine die Tatsache dass wir aufgrund der Grenznähe auch ORF 1 und 2 im Kabel haben. Das bietet kein anderer und dafür bezahle ich gerne mehr.

    Antwort

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein