Erst kürzlich hat China erstmals eine Anlage getestet, die CO₂ direkt aus der Luft herausfiltert. Das Prinzip bezeichnet man als sogenannte Direct Air Capture (DAC)-Technologie. Nicht nur China ist dabei aktiv. Auch Unternehmen wie Climeworks und CarbonCapture arbeiten fleißig an Verbesserungen der Technologien. Die USA und China positionieren sich damit erneut in einer Vorreiterposition. Die DAC-Technologie ist dabei zwingend erforderlich. Ohne CO₂ aus der Luft herauszufiltern, lässt sich die gewünschte Begrenzung auf 1,5 Grad der Erderwärmung nicht mehr erreichen.
Massenproduktion in China könnte Klimatechnologie schnell liefern
Wenn es einen Punkt gibt, den China wiederholt unter Beweis gestellt hat, ist es die Kapazität für die Massenfertigung des Landes. Je mehr Einheiten eines Produkts hergestellt werden, desto günstiger fällt die Fertigung für jedes Exemplar aus. Würde China seine Ressourcen bündeln, um mehr Anlagen zur Filterung von CO₂ anzufertigen, könnte schnell zahlreiche Geräte verfügbar werden. Die erfolgreich getestete Anlage lässt zumindest darauf hoffen, dass die Industrienation ihr Augenmerk darauf lenken könnte. Die sogenannte CarbonBox ist in einem Schiffscontainer installiert. Mit ihr soll es möglich sein, jährlich 600 Tonnen CO₂ aus der Umgebungsluft herauszufiltern. In der Vergangenheit konnte die Volksrepublik dank großzügiger staatlicher Subventionen bereits häufig mit Massenproduktionen aufwarten. Zuletzt erst stark in der Solar- und Batterieproduktion, zum Leidwesen der deutschen Solarindustrie. Gerade die Kosten der Anlagen sind bisher ein großer Hemmfaktor, um CO₂ effizient aus der Luft zu filtern.
Im Vergleich zu Solar- und Batterietechnologien sind auch die Betriebskosten der DAC-Technologie nicht zu vernachlässigen. Je nach System können sie zukünftig 30 bis 50 Prozent der gesamten Kosten ausmachen. Pro Tonne CO₂, die eingespeichert wird, entstünden dann etwa 200 Euro Kosten. Bei 600 Tonnen sind das bereits 120.000 Euro. Zehn bis 20 weitere Euro pro Tonne entstehen als Kosten für Transport und Speicherung. Eine Anlage wie jene, die China frisch getestet hat, verursacht damit allein Betriebskosten von 132.000 bis 144.000 Euro.
38,0 Milliarden Tonnen CO₂ wurden laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 weltweit ausgestoßen. 81 Prozent davon entstammen den G-20-Staaten. Die schiere Masse, die pro Jahr entsteht, lässt sich mit diesem Verfahren kaum wirtschaftlich rentabel kompensieren. Allein eine Million Tonnen CO₂ zu speichern, wäre mit Kosten von 220.000.000 bis 240.000.000 Euro verbunden. Damit hätten wir noch kein Prozent der jährlichen Ausstöße weltweit aus der Luft gefiltert. Die bisherigen Kosten fallen noch größer aus. Aktuell muss pro gespeicherter Tonne CO₂ mit bis zu 540 Euro gerechnet werden.
Europa und USA arbeiten an verbesserter Effizienz und modularen Anlagen
Wenn die Staaten langfristig die CO₂-Speicherung zur Entlastung unserer Atmosphäre nutzen wollen, muss die Technologie daher umso günstiger werden. Sowohl DAC-Unternehmen in Europa als auch in den USA lassen darauf hoffen, dass sich die Technologie in die gewünschte Richtung bewegt. Das Schweizer Unternehmen Climeworks etwa konnte ein neues Filtermaterial entwickeln, das nicht nur doppelt so viel CO₂ auffangen kann. Es benötigt dafür auch nur die Hälfte der Energie und kann dreimal länger genutzt werden. Durch technologische Fortschritte und Massenproduktion in größeren Fabriken wollen Unternehmen die Kosten bis 2030 deutlich senken können.
Zunächst gilt dafür ein Meilenstein von 360 Euro pro Tonne CO₂ als gesichert. Um langfristig sinnvoll CO₂ aus der Luft zu filtern, muss die Technologie jedoch viel rentabler werden. Der Richtwert, den Unternehmen dabei eigentlich anstreben, liegt bei 100 US-Dollar pro Tonne CO₂. Ein Wert, dessen Erreichbarkeit noch lange ungewiss bleibt, trotz internationaler Bemühungen. Die USA haben erst kürzlich 3,5 Milliarden US-Dollar an Förderung für die DAC-Technologie bereitgestellt. Nach erfolgreichem Testlauf in China könnte sich auch die chinesische Regierung bald mit Subventionen auf die neue Klimatechnologie stürzen. Spannend könnte die Speicherung vor allem im Kontext des Einsatzes von CO₂ als Brennstoff werden.