Wie stark die Gier hierzulande zupacken kann, bekommt der Stromkunde in Deutschland bereits zu spüren. Damit Windkraftanlagen errichtet werden können, schließen Energieversorger entsprechende Pachtverträge mit den Grundbesitzern dieser Flächen ab. Geeignete Flächen in Deutschland sind begrenzt, was dazu führt, dass die Pachten für Windräder stetig stiegen. Jetzt drohen diese Kosten, einen neuen Höchstwert zu erreichen.
Teure Tendenz bei Windkraftanlagen: So wird es teuer für dich
Die Landesforste vergeben die Landnutzung für Windräder an den höchsten Bieter. Diese Regelung begünstigte in den vergangenen Jahren die Erhöhung der Pachtbeträge für Windräder. Wer ein Grundstück an einem windreichen Standort besitzt, kann damit viel Geld verdienen. Angesichts der Ausbaupläne der Bundesregierung und staatlicher Fördermittel schießen die Pachtpreise für gute Standorte in die Höhe. Auch wenn es keine offizielle Statistik zu den Pachtpreisen in Deutschland allgemein gibt, ist die Tendenz deutlich, wie taz berichtet. Stark steigende Flächenpachten drohen die Branche auszubremsen. Ein Nachteil, der nicht nur direkt die Energieunternehmen betrifft. Fördergelder, die zur Finanzierung von Windrädern genutzt werden, stammen aus Steuergeldern. Ebenso werden die Kosten für den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen auch an Stromkunden weitergereicht.
Je schlimmer also die Pacht am Ende ausfällt, desto härter trifft es den Verbraucher. Die Entwicklung ist dabei besorgniserregend. Während ursprünglich eine Pacht von etwa zehn Prozent der jährlichen Stromerzeugung eines Windrads branchenüblich war, sind diese Zeiten längst vorbei. Teilweise sind Windradbetreiber gezwungen, Pachten von 30 Prozent der jährlichen Erzeugung des Windrads zu zahlen. Sogar Extremfälle, in denen bis zu 50 Prozent verlangt werden, sind bereits aufgetreten. Für die Besitzer der Grundstücke können das Einnahmen von bis zu einer halben Million sein. Nicht nur die lukrativen Geschäfte für einzelne Grundbesitzer treiben dabei den Preis nach oben.
Ausgerechnet die Landesforste, die in den Wäldern der Mittelgebirge über viele Windkraftstandorte verfügen, gehören zu den Preistreibern. Schuld daran sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die ein bestimmtes Vergabeverfahren von den Landesforsten fordern. Sie sind durch das Vergaberecht und das Haushaltsrecht daran gebunden, die Flächen per Ausschreibung meistbietend zu verpachten. Würden sie dieses Maximum nicht erzielen, stünden sie vor dem Vorwurf, öffentliche Güter zu verscherbeln. Je höher die Nachfrage auf den einzelnen Standorten jedoch ausfällt, desto stärker steigt die Pacht für die Gebiete an.
Das Problem erhält wenig politische Aufmerksamkeit
Das Dilemma ist keineswegs unbekannt, das Ausmaß scheint jedoch zuzunehmen. Der Bundesverband Windenergie (BWE) hatte bereits 2022 ein Konzept zur Pachthöhenbegrenzung entwickelt. Dieses sieht vor, dass der fixe Pachtanteil maximal das 45-fache der landwirtschaftlichen Pacht erlaubt sein sollte. Ebenso erhält die Pacht eine variable Komponente von 0,4 Cent pro Kilowattstunde. Welche Bezugsfläche angesetzt wird, soll anhand des vom Rotor überstrichenen Geländes ermittelt werden. Trotz der Beschlusslage des Branchenverbands stößt der Vorstoß bisher auf keinen fruchtbaren Nährboden in Politik und Öffentlichkeit.
Dabei könnte eine gesetzliche Höchstgrenze für die Pacht das einzige Instrument darstellen, um die Überspitzung der Pachtpreise abzufangen. Das jetzige System bevorzugt vor allem jene Anbieter, die die größte Pacht erbringen können. Lokale Arbeitsunternehmen und deren Arbeitsplätze verlieren dadurch an Boden und Expansionsmöglichkeiten. Ganz zu schweigen von der Belastung für die Allgemeinbevölkerung, wenn die Kosten in der laufenden Unterhaltung von Windrad-Standort zu Windrad-Standort immer weiter zunehmen. Ohne Fördermittel vom Bund wären derart hohe Pachten bereits nicht mehr realisierbar.