Der 5G-Netzausbau kommt gut voran – der Funkloch-Abbau im älteren 4G-Standard weniger. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Vergleichsseite Verivox. Demnach betrage der Zuwachs im 5G-Netz 18 Prozent, der Fortschritt im LTE-Bestandsnetz jedoch nur ein Prozent. Vor einem Jahr waren 19 Prozent der bundesdeutschen Fläche unterversorgt, jetzt seien es 16 Prozent. Besonders schlecht schneiden süddeutsche Regionen ab. Der neue Netzbetreiber 1&1 hat für die Erhebung übrigens noch keine Rolle gespielt.
5G-Netzausbau kommt voran, LTE kaum
Der Anstieg bei der 5G-Versorgung der bundesdeutschen Fläche beträgt im Vergleich zum Vorjahr bei O2 22 Prozent, bei der Telekom 21 Prozent und bei Vodafone 12 Prozent. Das ergibt im Schnitt die erwähnte 18 Prozent. Im 4G-Netz hingegen, das für die Bestandsversorgung am wichtigsten ist, konnten alle drei Netzbetreiber in der Fläche nur um rund ein Prozent zulegen.
„Die aktuellen Daten lassen befürchten, dass einige deutsche Regionen noch lange auf eine angemessene Mobilfunkversorgung warten müssen,“ sagt Jens-Uwe Theumer, bei Verivox zuständig für das Thema Telekommunikation. Er schätzt, dass der Netzausbau von 5G in Ballungsgebieten für die Netzbetreiber lukrativer sei als das ungeliebte, mühsame Schließen von 4G-Netzlücken in ländlichen Regionen. Zudem gehe der Ausbau deutlich schneller, wenn bestehende Infrastruktur mit genutzt werden kann. Denn 5G gibt es in der Praxis nur dort, wo vorher schon LTE war. Funklöcher schließt 5G nicht.
Nach Angaben von Verivox sind in Deutschland 16 Prozent der Fläche weiterhin unterversorgt. Dort bietet dann, so die Rechenweise von Verivox, nur ein oder zwei Netzbetreiber ihre Datennetze an. Wer beim falschen Anbieter unter Vertrag ist, kann in diesen sogenannten „grauen Flecken“ nur das alte 2G-Netz seines Anbieters empfangen. Dieses ermöglicht lediglich Telefonate und allenfalls den Versand einer Messenger-Nachricht oder SMS.
Den höchsten Anteil an unterversorgten Flächen haben Baden-Württemberg und Hessen mit jeweils 22 Prozent vor Rheinland-Pfalz und Bayern (21 bzw. 19 Prozent). Bundesweit am schlechtesten schneidet der baden-württembergische Kreis Waldshut ab, dort sind mehr als 40 Prozent der Fläche unterversorgt. Weitere 19 deutsche Regionen verzeichnen über 30 Prozent „graue Flecken“. Bestes Flächenland im Hinblick auf Netzausbau ist Schleswig-Holstein (6 Prozent). In den Stadtstaaten gibt es praktisch keine Unterversorgung mehr. Die Verbesserungen zum Vorjahr bewegen sich in allen Bundesländern im niedrigen einstelligen Bereich.
Hier sind die Mobilfunk-Netze am schlechtesten
Zudem haben alle deutschen Flächenländer weiterhin „weiße Flecken“. In solchen Regionen kann kein Netzbetreiber mobiles Surfen anbieten – weder im 4G- noch im 5G-Netz. Im bundesdeutschen Schnitt betrifft das gut zwei Prozent der Fläche. In Rheinland-Pfalz liegt der Schnitt mit vier Prozent am höchsten. Von den 20 am schlechtesten versorgten Landkreisen oder Städten liegen allein sieben in Bayern. Das Berchtesgadener Land verzeichnet mit 24 Prozent der Fläche die meisten Datennetzlücken in Deutschland.
Laut Auflagen der Bundesnetzagentur sollen die Netzbetreiber die Versorgungsschere zwischen Stadt und Land schließen. „Insbesondere spärlich besiedelte Regionen sind unterversorgt“, sagt Jens-Uwe Theumer. Dabei gehe es selten um einzelne abgelegene Gehöfte, sondern oft um ganze Landstriche. Bremsklötze seien größtenteils zähe Genehmigungsverfahren oder eine schwierige bauliche Umsetzung vor Ort. Bis 2028 soll jeder Netzbetreiber mindestens 98 Prozent der Haushalte in dünn besiedelten Regionen und alle Bundesstraßen mit 100 Megabit pro Sekunde oder mehr versorgen. Für Landstraßen und Wasserwege sind mindestens 50 Mbit/s vorgesehen.
Theoretisch gibt es über einen Pakt zwischen den Netzbetreibern und das technische Verfahren MOCN die Möglichkeit, Kunden von Netzbetreibern, die eine Region noch nicht ausgebaut haben, Zugang zum Netz zu gewähren. Diese Standorte sind jedoch aufwändig bei der Einrichtung und offenbar ist das Verfahren bei den Netzbetreibern auch nicht sehr beliebt. Hinzu kommt, dass es hier nur um eine Freigabe des 800-MHz-Bandes geht, bei dem bestenfalls 75 Mbit/s pro Antenne für alle Nutzer zur Verfügung stehen.
Mit dem Thema Mobilfunk-Netzausbau und woran es scheitert, haben wir uns auch in unserem Podcast überMORGEN beschäftigt. Hier hat der Sprecher der Bundesnetzagentur, Fiete Wulf, auch erklärt, warum wir in Deutschland jetzt vier Mobilfunknetze haben und nicht nur eins.