Damit Mobilfunksender ein Signal übertragen und du mit deinem Smartphone telefonieren und surfen kannst, brauchen die Sendemasten Strom. Viel Strom. Denn an nahezu jedem Standort befindet sich aktive Technik, die aus dem per Glasfaser angelieferten Signal ein sendefähiges HF-Signal macht. Diese aktive Technik und die aktiven Antennen brauchen Strom. Und das in zigtausendfacher Ausfertigung allein in Deutschland. Vodafone betreibt nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 26.000 Mobilfunkstationen. Bei der Telekom seien es mehr als 30.000, bei O2 mehr als 28.000. Wie nun bekannt wurde, dürfen die Mobilfunk-Anbieter die Anlagen aber teilweise herunterfahren und so den Stromverbrauch reduzieren – auch tagsüber.
Wie verschiedene Medien jetzt unter Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa berichten, hat die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde über die Netze ihren Segen dazu gegeben. Es geht dabei aber nicht um die komplette Abschaltung von Stationen, sondern um das Reduzieren der Sendeleistung bei bestimmten Frequenzbändern. In aller Regel sendet ein Sendemast nämlich nicht nur auf einer Frequenz, sondern auf zahlreichen unterschiedlichen Frequenzbändern. Für LTE kommen in der Regel Frequenzen um 800, 1800, 2100 und 2600 MHz zum Einsatz. Einige Anbieter setzen noch weitere Frequenzen um 700, 900 oder 1500 MHz ein. Dein Handy bündelt diese Frequenzen und erreicht so oftmals hohe Datenraten. Gleichzeitig können die Mobilfunkanbieter hohe Kapazitäten für viele Kunden gleichzeitig zur Verfügung stellen.
Diese hohen Kapazitäten werden aber beispielsweise nachts nicht oder nur selten gebraucht. Die Mobilfunker wollen nun einzelne Frequenzen zu bestimmten Zeiten in einen Standby-Modus versetzen, heißt es. Diese vermeintliche Neuerung überrascht. Denn tatsächlich passiert das schon länger. Im Oktober hatte Vodafone das erste Mal öffentlich im Rahmen einer Pressemitteilung darüber gesprochen. Nach unseren Informationen fanden entsprechende Abschaltungen nachts aber schon viel länger statt – nicht nur bei Vodafone. Meist handelte es sich dabei aber um „harte“ Abschaltungen zu bestimmten Uhrzeiten.
Im Oktober hieß es, Vodafone teste die Ausrichtung des Netzes an den tatsächliche Bedarf an 100 Stationen. Hochrechnungen gingen damals von Einsparmöglichkeiten von bis zu 30.000 Kilowattstunden am Tag aus – nur bei Vodafone.
Was passiert bei der dynamischen Mobilfunk-Abschaltung?
An Mobilfunk-Stationen, in denen gerade wenig Nutzer im Netz surfen, wird automatisch der dynamische Energiespar-Modus aktiviert. Dabei bleibe bei Vodafone nach Angaben aus dem Oktober stets gewährleistet, dass weiterhin mindestens 100 Mbit/s „in der Luft“ sind. Damit entspricht Vodafone den Lizenzauflagen. Es soll also kein komplettes Abschalten bestimmter Stationen geben, sondern ein dynamischen rauf- und runterfahren der Kapazitäten. Sobald der Bedarf wieder steigt, stelle das Netz automatisch auf volle Kraft mit noch höheren Bandbreiten um, hieß es.
Setzt also morgens der Berufsverkehr ein oder kommt es nachts zu einem Großereignis in der Nähe einer Station, so wird die Kapazität hochgefahren. Nachdem die Funktion bisher nur nachts zum Einsatz kam, kommt sie seit einigen Wochen auch tagsüber zum Einsatz. Das kann beispielsweise an Bahnstrecken relevant sein. Auch in Urlaubs- und Ausflugsregionen könnten Sender so im Winter oder bei schlechtem Wetter Strom einsparen – etwas wenn in einem Freizeitpark kaum Besucher unterwegs sind.