Herbstzeit ist Netztest-Zeit. Traditionell gegen Ende des Jahres erscheinen die großen Mobilfunk-Netztests der Chip und Connect. Die gelten bei Telekom, Vodafone und O2 als Zeugnistag und sind für die Technikchefs der Unternehmen ein wichtiger unabhängiger Indikator. In diesem Jahr hat sich die Chip als Erstes der beiden Magazine aus der Deckung gewagt und die deutschen Mobilfunknetze auf den Prüfstand gestellt. Dabei haben die Tester – wie in jedem Jahr – unzählige Kilometer in Deutschland zurückgelegt und zusätzlich die Daten von 1,9 Millionen normalen Smartphones ausgewertet, die über Apps von normalen Nutzern übermittelt wurden. Das beste Handynetz ist – wenig überraschend – das der Deutschen Telekom mit der Schulnote 1,2 vor Vodafone (1,4) und O2 (1,6). Die Telekom räumt seit Jahren alle namhaften Netztests ab. Das 1&1-Netz hat man zwar stichprobenartig getestet, aber nicht in eine Gesamtwertung genommen.
Kaum noch Funklöcher: Netzabdeckung weit über 99 Prozent
Es sind beeindruckende Zahlen, die alle drei Netzbetreiber in ihren Netzen abliefern. Mehr als 99,76 Prozent aller Gespräche wurden erfolgreich verbunden (Telekom 99,99 Prozent). Die Verfügbarkeit von LTE&5G auf dem Land liegt bei über 99,0 Prozent (Telekom 99,69 Prozent).
Gar kein Telekom-Netz fanden die Tester nur in 0,2 Prozent der städtischen Test-Situationen und 0,96 Prozent der ländlichen Tests. Bei Vodafone waren es 0,29 und 1,58 Prozent der Tests und O2 zeigte in 0,5 und 2,18 Prozent der Fälle „kein Netz“. „Es geht in der Tat aufwärts“ attestierten die Chip-Redakteure den Mobilfunknetzen und bestätigen damit auch den Eindruck von inside digital vom Sommer, wonach Deutschlands Handynetze nicht so schlecht sind, wie ihr Ruf.
Handynetze im Zug noch immer ein Problem
Doch natürlich gibt es nach wie vor Schwierigkeiten in den drei deutschen getesteten Netzen. Vor allem dann, wenn du im Zug sitzt. Besonders große Schwierigkeiten hast du mit einem Handy im O2-Netz. 8,4 Prozent aller Telefonate hatten im Test eine schlechte Sprachqualität. Bei der Telekom waren es 3,2 Prozent, Vodafone verzeichnete 4,1 Prozent mit schlechter Qualität. Auch bei den Datendownloads im Zug konnte O2 nicht vollends überzeugen: Nur 88,9 Prozent waren erfolgreich. Zum Vergleich: Telekom 96,9 Prozent, Vodafone 93,6 Prozent. Nur für die Nutzung im Zug verteilten die Tester der Chip am Ende Schulnoten zwischen 1,7 (Telekom) und 2,6 (O2). Vodafone erreichte eine 1,9. Die Bahn will auch mit dem Austausch von Fenstern in den Zügen für besseres Handynetz sorgen. Außerdem sollen bald entlang der Bahnstrecken eigene Sendemasten gebaut werden.
Ebenfalls nicht überzeugen konnte O2 bei schnellen Downloads mit mehr als 100 Mbit/s. Nur 57,51 Prozent der Messungen waren hier erfolgreich (Telekom 84,08 Prozent). Im Alltag reichen auf dem Handy aber 5 Mbit/s aus. Hier erreichte O2 einen Erfolgswert von 95,5 Prozent, Vodafone 98,65 Prozent und die Telekom 99,05 Prozent.
1&1: Keine Wertung im Netztest, aber Probleme
Dem 1&1-Test schauten die Tester wie erwähnt nur bedingt auf die Finger. Der Grund dafür war, dass es im Testzeitraum zu viele Änderungen im 1&1-Netz gab, als dass ein vollständiger Netztest aus Sicht von 1&1 und den Testern sinnvoll gewesen wäre. Man hat sich daher auf Stichproben geeinigt. Waren die Test-Smartphones mit einem der 1&1-Sendemasten in Berlin verbunden, waren allerdings nur 93,4 Prozent der Downloads erfolgreich, 99 Prozent seien normal. Und auch die Sprachqualität überzeugte die Tester nicht vollends. Im nächsten Jahr wird sich das Netz beweisen müssen.