Telekom, Vodafone & O2: Das ändert sich bei der Mobilfunk-Nutzung

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Die Mobilfunknetze in Deutschland waren noch nie so gut, wie aktuell. Doch auch die Nutzung war noch nie so intensiv – und sie verändert sich. Wie sehr, zeigen aktuelle Zahlen. Für die Mobilfunker ist das eine Herausforderung.
Eine Handynummer im Telefondisplay

Die Handynutzung in Deutschland verändert sich

Die Silvesternacht gilt bei den Mobilfunkern schon seit Jahren als der Zeitpunkt im Jahr, zu dem die Nutzung der Netze am intensivsten ist. In den 2000er Jahren war es üblich, dass es Stunden dauerte, bis im GSM-Netz ein Telefonat geführt werden konnte. Auch SMS waren mitunter erst am nächsten Morgen beim Empfänger. Das hat sich inzwischen kolossal geändert. Das GSM-Netz spielt faktisch keine Rolle mehr, die Telekom will GSM sogar abschalten. Über LTE und 5G sind derart große Kapazitäten vorhanden, dass du jederzeit telefonieren könntest. Doch genau hier haben die Mobilfunker die Rechnung ohne den Kunden gemacht. Denn die Mobilfunk-Nutzung hat sich komplett verändert. Gerade in diesem Jahr hat sich ein neuer Trend herausgestellt, an den die Mobilfunker ihre Netze anpassen müssen.

Silvester-Trend: Videotelefonat statt klassisches Gespräch

Statt einfach nur für den Neujahrsgruß zu telefonieren, wurde in diesem Jahr zum Jahreswechsel verstärkt zum Videotelefonat gegriffen. „Videotelefonate und Anrufe über Facetime und Co. sind immer beliebter und durch das verbesserte Mobilfunk-Netz in deutlich höherer Qualität möglich als noch vor ein paar Jahren – auch in der Silvesternacht, wenn Millionen Menschen gleichzeitig zum Handy greifen“, so Vodafone Deutschland-Chef Marcel de Groot. So stellte Vodafone fest, dass die Nutzer im Netz etwas seltener klassisch telefoniert haben, dafür häufiger datenintensive Videotelefonate geführt haben. „Diese Entwicklungen brachten in den ersten Stunden im neuen Jahr einen neuen Datenrekord in unserem Mobilfunk-Netz“, so de Groot. Allein in der ersten Stunde im neuen Jahr (0.01 Uhr – 1.00 Uhr) transportierte das Vodafone-Netz 500.000 Gigabyte Daten. Der Rückgang bei den klassischen Telefonaten betrug allerdings nur 3 Prozent.

Bei der Telekom hingegen verzeichnete man einen Anstieg der klassischen Telefonate. Mit zwölf Millionen Anrufen zwischen 20 und 3 Uhr haben die Nutzer eine Million mal mehr zum Telefon gegriffen als im Vorjahr. Das übertragene Datenvolumen lag im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent höher. Insgesamt flossen in der Silvesternacht zwischen 20 Uhr und 3 Uhr mehr als 2.900 Terabyte Daten durchs Netz. Im Vorjahr waren es 2.200 Terabyte. Besonders hoch war der Datenverkehr erwartungsgemäß in der ersten Stunde des Jahres. Dabei war insbesondere der Upload-Anteil höher als sonst üblich. Auch das ist ein Indiz für verstärkte Video-Telefonat-Nutzung.

Mobilfunk-Nutzung: Datentraffic binnen fünf Jahren verfünffacht

Auch im O2-Netz waren entsprechende Effekte zu spüren. So vermittelte O2 im Vergleichszeitraum von 20 bis 3 Uhr „nur“ noch 31 Millionen Gesprächsminuten. 11 Millionen davon in der ersten Stunde des Jahres. Im Vorjahr waren es im Gesamt-Zeitraum aber noch 35 Millionen.

Den größten Effekt verzeichnet O2 Telefónica für die Viertelstunde nach Mitternacht, in der sich die Upload-Werte im Netz schlagartig im Vergleich zu der Viertelstunde vor Mitternacht verdreifachten. In der Silvesternacht 2024/25 flossen zwischen 20 Uhr und 3 Uhr mehr als 5,5 Millionen Gigabyte mobile Daten durch das O2 Netz. Im Vorjahr waren es rund 4,4 Millionen Gigabyte. Vor fünf Jahren hingegen berichtete O2 noch 1,1 Millionen Gigabyte zum Jahreswechsel 2019/20.

Mobilfunk-Netze: Weiterer Ausbau notwendig

Speziell die rund um Mitternacht übertragenen Gigabyte zeigen, wie rasant die mobile Datennutzung zunimmt. Und es zeigt, wie sehr die Mobilfunker ihre Kapazitäten hochfahren müssen, um der Mobilfunknutzung gerecht zu werden. Das erfolgt durch zusätzliche Frequenzen an bestehenden Sendemasten, aber auch durch zusätzliche Standorte. Nicht zu verachten ist dabei die Bedeutung des Upstreams, die lange Zeit bei allen Anbietern kaum Beachtung fand. Beim Netzausbau haben alle drei etablierten Netzbetreiber angekündigt, in diesem Jahr weiter tätig werden zu wollen. Dabei wird es aber nicht bleiben. Ein Beispiel: Die Telekom hat angekündigt, binnen der kommenden vier Jahre alle Sendemasten mit einer Kapazität von 1 Gbit/s ausstatten zu wollen.

Auch der Ausbau des vierten deutschen Netzes von 1&1 wird weitere Kapazitäten in den Markt bringen – zumindest dort, wo der Netzbetreiber eigene Masten aufbaut. Gegen Ende dieses Jahres sollen die mehr als zwölf Millionen 1&1-Kunden in das neue Netz migriert sein und dann im National Roaming das Vodafone-Netz mitnutzen. Dort, wo 1&1 eigene Infrastruktur hat, entlastet diese aber die bestehenden Netze von Vodafone (und bisher O2). Die betreffenden Kunden nutzen hier dann die Frequenzen und Kapazitäten von 1&1. Zahlen zur Nutzung des Netzes an Silvester durch die aktuell etwas mehr als drei Millionen Nutzer des neuen Netzes gibt es von 1&1 übrigens nicht.

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