Einst waren es 160.000 öffentliche Telefone, die die Deutsche Telekom in ganz Deutschland aufgebaut hat. Heute sind es nur noch 12.000 Telefonzellen. Und auch diese erleben jetzt ihren letzten Jahreswechsel. Denn die Telekom dreht ihnen den Saft ab. Schon im Januar wirst du nicht mehr telefonieren können. Jegliche Telefonfunktion wird abgeschaltet – auch für den Notruf.
Teils nicht einmal ein Euro Umsatz pro Jahr
Doch der Notruf aus Telefonzellen habe in den vergangenen Monaten ohnehin keine Rolle gespielt, teilte die Telekom auf Nachfrage von inside digital mit. „Seit mindestens zwölf Monaten wurden keine Notrufe mehr über öffentliche Telefone abgesetzt“, hieß es Anfang Dezember von der Telekom.
Das Handy hat den Telefonzellen den Rang abgelaufen. Ohnehin gibt es die klassische „Zelle“ schon länger nicht mehr. Die bekannten „gelben Telefonzellen“ sind schon seit 2018 gar nicht mehr da. Stattdessen gibt es offene Stelen und Basistelefone. Doch mit Verbreitung des Mobilfunks sanken Beliebtheit und Nutzung der Telefonzellen Jahr für Jahr. Nun ist die Grenze der Wirtschaftlichkeit längst erreicht. Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht, heißt es von der Telekom. Im Durchschnitt macht ein Standort der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz im Monat. Und das steht in keinem Verhältnis zu den Unterhaltskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches übersteigen. Konkret sind das Betriebskosten, Standmiete und Reinigung. Und leider auch immer wieder Kosten für die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus und Diebstahl.
Rund 12.000 öffentliche Telefone der Telekom gibt es aktuell noch. Oft stehen die Stelen oder sogenannten Basistelefone an Bahnhöfen, Flughäfen oder auf Messegeländen. Wirtschaftlich sind sie nicht, dazu sind sie veraltet und verbrauchen zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr, je nach Ausstattung des Standorts.
Schon am 21. November hatte die Telekom die Münzzahlung an den öffentlichen Telefonen deaktiviert. In einem Monat, ab Ende Januar, wird dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen bzw. -häuschen eingestellt.
Aus Telekom-Festnetz wird Telekom-Mobilfunk
Im Anschluss beginnt dann der Abbau der Stelen, der voraussichtlich bis Anfang 2025 abgeschlossen ist. Allerdings werden nicht alle Stelen verschwinden. Denn in Absprache mit den Gemeinden nutzt die Telekom rund ein Viertel der Standorte für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks ohne öffentliche Telefoniefunktion weiter. Sie baut die Standorte mit sogenannten Small Cells um. Das sind kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken und damit den Mobilfunk weiter verbessern.
Dabei kommt jetzt in einem Versuch auch erstmals 5G zum Einsatz. Die notwendige Technik wird in die Stele eingebaut, die Antenne kommt ins Dach. Fertig ist der Handy-Sendemast. Gerade in Innenstadtlagen und Fußgängerzonen kann die Telekom so mehr Kapazität auf die Straße bringen. Zudem ist das Funksignal von den Telefonzellen-Standorten leichter in eine Fußgängerzone zu bringen als von Standorten auf einem Dach.
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