Zu wenig genutzt: Telekom schaltet 12.000 Telefonzellen ab

3 Minuten
Ganze 12.000 Anschlüsse wird die Deutsche Telekom in den kommenden Wochen abschalten. Denn sie werden aus Sicht des Konzerns zu wenig genutzt. Der Betrieb ist nicht wirtschaftlich. Jetzt bekommen sie eine neue Aufgabe.
Das Logo der Telekom auf einem Dach
Das Logo der Telekom auf einem DachBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Einst waren es 160.000 öffentliche Telefone, die die Deutsche Telekom in ganz Deutschland aufgebaut hat. Heute sind es nur noch 12.000 Telefonzellen. Und auch diese erleben jetzt ihren letzten Jahreswechsel. Denn die Telekom dreht ihnen den Saft ab. Schon im Januar wirst du nicht mehr telefonieren können. Jegliche Telefonfunktion wird abgeschaltet – auch für den Notruf.

Teils nicht einmal ein Euro Umsatz pro Jahr

Doch der Notruf aus Telefonzellen habe in den vergangenen Monaten ohnehin keine Rolle gespielt, teilte die Telekom auf Nachfrage von inside digital mit. „Seit mindestens zwölf Monaten wurden keine Notrufe mehr über öffentliche Telefone abgesetzt“, hieß es Anfang Dezember von der Telekom.

Das Handy hat den Telefonzellen den Rang abgelaufen. Ohnehin gibt es die klassische „Zelle“ schon länger nicht mehr. Die bekannten „gelben Telefonzellen“ sind schon seit 2018 gar nicht mehr da. Stattdessen gibt es offene Stelen und Basistelefone. Doch mit Verbreitung des Mobilfunks sanken Beliebtheit und Nutzung der Telefonzellen Jahr für Jahr. Nun ist die Grenze der Wirtschaftlichkeit längst erreicht. Fast jedes dritte öffentliche Telefon hat im letzten Jahr keinen einzigen Euro Umsatz gemacht, heißt es von der Telekom. Im Durchschnitt macht ein Standort der Telekom nur noch wenige Euro Umsatz im Monat. Und das steht in keinem Verhältnis zu den Unterhaltskosten, die den Umsatz um ein Vielfaches übersteigen. Konkret sind das Betriebskosten, Standmiete und Reinigung. Und leider auch immer wieder Kosten für die Beseitigung von Schäden durch Vandalismus und Diebstahl.

Eine Telefonsäule der Telekom
Eine Telefonsäule der Telekom

Rund 12.000 öffentliche Telefone der Telekom gibt es aktuell noch. Oft stehen die Stelen oder sogenannten Basistelefone an Bahnhöfen, Flughäfen oder auf Messegeländen. Wirtschaftlich sind sie nicht, dazu sind sie veraltet und verbrauchen zwischen 500 und 1.250 Kilowattstunden im Jahr, je nach Ausstattung des Standorts.

Schon am 21. November hatte die Telekom die Münzzahlung an den öffentlichen Telefonen deaktiviert. In einem Monat, ab Ende Januar, wird dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten und somit der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen bzw. -häuschen eingestellt.

Aus Telekom-Festnetz wird Telekom-Mobilfunk

Im Anschluss beginnt dann der Abbau der Stelen, der voraussichtlich bis Anfang 2025 abgeschlossen ist. Allerdings werden nicht alle Stelen verschwinden. Denn in Absprache mit den Gemeinden nutzt die Telekom rund ein Viertel der Standorte für die Verbesserung des örtlichen Mobilfunks ohne öffentliche Telefoniefunktion weiter. Sie baut die Standorte mit sogenannten Small Cells um. Das sind kleine Antennen, die Mobilfunksignale verstärken und damit den Mobilfunk weiter verbessern.

Dabei kommt jetzt in einem Versuch auch erstmals 5G zum Einsatz. Die notwendige Technik wird in die Stele eingebaut, die Antenne kommt ins Dach. Fertig ist der Handy-Sendemast. Gerade in Innenstadtlagen und Fußgängerzonen kann die Telekom so mehr Kapazität auf die Straße bringen. Zudem ist das Funksignal von den Telefonzellen-Standorten leichter in eine Fußgängerzone zu bringen als von Standorten auf einem Dach.

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19 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Christian Zichner

    Anstatt alles abzuschalten sollte man das Telefonieren gratis anbieten. Jetzt wo fast alle Sirenen abgebaut wurden und man auch noch das Bargeld abschaffen möchte könnten Telefonzellen in Konfliktzeiten lebensnotwendig werden.

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    • Nutzerbild Thorsten Neuhetzki inside digital Team

      Du hast schon mitbekommen, dass Sirenen gerade eher wieder AUFgebaut werden? Und was genau soll eine Telefonzelle bei der Bevölkerungsalarmierung helfen oder machen? Klingeln?

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      • Nutzerbild Blue

        bimmelimilim

        „Ja hallo?“

        „dies ist deine Warnung der Bevölkerung, bitte besuchen sie die Website des BKK http://www.bbk.de oder schalten ihre warnapp, ihren Fernseher oder ihr Radio ein“

        „möchten Sie die Warnung am Telefon hören? drücken Sie die eins“

        [1]

        „es ist eine Unwetter Warnung für den Landkreis Nord Sachsen vorhanden, bitte begeben Sie sich nach Hause und vermeiden den Aufenthalt im freien, ihre Bundesregierung“

        „OK danke“

        *mitten im Sturm essen hörer aufleg*

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      • Nutzerbild Karsten Frei

        „Früher“ war Telefon von Telekom mit der Spannung versorgt, und man könnte auch beim Blackout Polizei oder Hofdienst anrufen.
        Heute läuft ohne Strom und Internet gar NICHTS.
        Und so eine gelbe analoge Telefonzelle in 5 bis 10 Gehminuten ist, meiner Meinung nach, nichts Schlimmes.
        Außer historischer Bedeutung, kann so eine Zelle auch als ein Ortsmerkmal dienen, die Menschen können sich darauf orientieren.
        Außer klingeln, kann eine Telefonzelle wesentlich mehr.

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  2. Nutzerbild Paul

    Der Abbau der Telefonzellen macht nun wirklich Sinn. Schonung von Ressourcen und Arbeitskräften. An alle die dem hinterher trauern: wie viele Gespräche habt ihr in den letzten 5 Jahren aus Telefonzellen geführt? Na also 🙂

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  3. Nutzerbild Jessika Boenigk

    Ich habe zuletzt um die Jahrtausendwende so ein Telefon genutzt. Solange die Notrufsäulen an Autobahnen erhalten bleiben ist doch alles gut. Diese SOS-Points, vielleicht auch an anderen abgelegenen Orten, können echt hilfreich sein!

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  4. Nutzerbild Blue

    ich wäre für den Erhalt an neuralgischen Punkten, wie Flughäfen, Bahnhöfen, usw.

    sofern im freien (dann Aufladung über Solar.) nur Strom Verbrauch, wenn der hörer abgenommen wird.

    Anbindung über Kupfer oder Mobilfunk oder Glasfaser.

    das Kabel sollte auch in der Zelle verschwinden um Vandalismus weniger zu beflügeln.

    ggf. der Umbau zu Notruf/Info points wie in der Berliner U-Bahn. ein bisschen smallcell noch, für das Flughafen Innere wäre top und volle Karten Zahlungs Kompatibilität.

    für internationale Reisende doch immer noch Mal notwendig, wenn das Telefon nicht geht.

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  5. Nutzerbild Christi

    Egal was wir hier schreiben oder wünschen – die Abbautrupp’s sind schon unterwegs gewesen bevor dieser Artikel hier erschienen ist !!! Und traurig bin ich über den Abbau ehrlich nicht – das letzte Mal als ich so eine „Zelle “ – nee war es ja nicht – nutzen musste war der Handy-Akku leer und dann stehst Du an so einem offenen Teil und alle umstehenden Personen können alles mithören ! Irgendwie fand ich das ziemlich peinlich ! Der Zeit hat sich gewandelt ! Obwohl frag mal jemanden ob er dir kurz sein Handy leiht selbst für einen Notruf ist dies meist schon schwierig !

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  6. Nutzerbild Paul

    Wir müssen doch Deutschland komplett Abschaffen Keiner braucht es mehr, Wofür denn nich? Weñ selbst die obersten Politiker mit Deutschland nichts mehr am Hut. haben?

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  7. Nutzerbild Wilfried Lettow

    Schade das es soweit kommen muss.

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  8. Nutzerbild Dennis

    Vielleicht einfach mal praktisch denken. Orte vorhanden. Leitungen vorhanden. Telefon ab. Notrufzentrale ran und zusätzlich für die Innenstädte kostenfreie Hotspots.

    Kann ja auch von der öffentlichen Hand finanziert werden, dann brauchen wir die Steuergelder nicht nur ins Ausland schicken.

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  9. Nutzerbild Schwarzes Tigerle

    2005, in der Stadt, von aussen Straßenlärm. Gleichzeitig das Gespräch so leise und mit Rauschen und irgendwelchen Störgeräuschen (sogar leichtes 50 Hz Brummen). So ein anstrengendes Gespräch hatte ich zuvor und später nicht mehr.
    Hat 3 Minuten gedauert und über einen 1€ gekostet, Kurzstrecke, waren vielleicht 5km im selben Vohrwahlbereich…

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  10. Nutzerbild Michael Steinhausen

    Vorbei ist vorbei. Dann kann der ehemalige Staatskonzern in anderen Bereichen billiger werden. Spart ja die Unterhaltskosten. Wird leider nicht passieren. 99,9 Prozent Wahrscheinlichkeit.

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  11. Nutzerbild Benjamin Bussmann

    Es vergeht nicht eine Woche wo uns inside digital mit clickbait Headlines beglückt. Mich nervt es inzwischen und ab jetzt seid ihr Blockiert.
    Glückwunsch

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  12. Nutzerbild Tele

    @Michael Steinahuaen:

    Die eingesparten Kosten würden dann 0,01 € pro Anachluss ausmachen der billiger wird….

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  13. Nutzerbild Konrad

    Für Cineasten:
    Diesen genialen, preisgekrönten spanischen Kurzfilm von 1972 wird in 50 Jahren keiner mehr verstehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=1H1_p6B4Ugo&ab_channel=RTVEArchivo

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  14. Nutzerbild Manuela

    Ich habe mir ein Handy zugelegt weil ich kein Zugriff auf eine Telefonzelle habe, die nächste ca. 2,5 km entfernt! Und dann noch keine Privatsphäre mehr, was geht es fremde an was ich zum Beispiel mit meinem Arzt besprechen muss?? Und zusätzlich noch die unmögliche Kosten! Da bin ich mit dem Handy und meinem Anbieter viel besser dran und ich brauche keine 2,5 km laufen und meine Privatsphäre ist auch gewährleistet!! Und das schöne daran, die Telekom kann mich mal…

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    • Nutzerbild Karsten Frei

      In Zeiten, wo kein Strom oder Internet gibt, wird dir so eine Zelle das Leben retten. Und manche haben schon sogar drinnen übernachtet.
      Man sollte den Mund nicht zu voll nehmen.

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  15. Nutzerbild Bernd Schröder

    Wenn es keinen Strom und kein Internet gibt, funktioniert auch die Telefonzelle nicht.

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