Die Deutsche Telekom und RTL Deutschland erproben die Produktion von Live-Video Inhalten im 5G Standalone Netz. Das gaben die beiden Unternehmen am Montag im Vorfeld des Mobile Word Congress (MWC) 2022 bekannt. Dabei handelt es sich um die ersten Anwendungsfälle von 5G Network Slicing in der Praxis. Reporter von RTL haben durch das Projekt die Möglichkeit, sich per 5G von vor Ort mit einem sendefähigen Videosignal bei garantierter Qualität in das laufende Live-Programm zu verbinden. Künftig sei es sogar denkbar, dass der Reporter dies ausschließlich mittels seines Smartphones machen kann.
Bislang arbeiten Reporter oft mit Satelliten-Verbindungen, die entsprechende SNG-Fahrzeuge und auch viel Zeit zur Einrichtung im Vorfeld benötigen. Eine Weiterentwicklung sind bereits die Rücksäcke von LiveU, bei denen die Reporter ihr Kamerasignal über LTE oder 5G abführen. Dazu nutzen die Rücksäcke in der Regel SIM-Karten aller Netze parallel. Das ist aber gerade bei größeren Veranstaltungen kein Garant für eine gute Verbindung. So wäre beispielsweise eine spontane Liveschalte von einer Großdemo vermutlich nicht möglich, weil die Netze mit den Signalen der Demonstranten überlastet sind.
Das neue Projekt von RTL und Telekom setzt deswegen auf 5G Network Slicing. Die Technologie teilt das Netz in logisch voneinander getrennte Bereiche auf. Ein solcher virtueller Netzabschnitt erlaubt künftig den Reportern, datenintensive Videosignale live vom Ort des Geschehens zu senden. Das Besondere: Die notwendigen Bandbreiten sind technisch zugesichert. Das gilt selbst für stark ausgelastete Mobilfunkzellen.
Live-Schaltung passt in die Hosentasche
„Dank 5G Standalone passt die gesamte Fernseh-Technik für eine Live-Schalte künftig in die Hosentasche“, so Telekom-Technologie-Vorstand Claudia Nemat. Diese 5G Lösung werde mobilen Journalismus revolutionieren. Man teste die neue 5G-Lösung gemeinsam und berücksichtigee so bereits in einem frühen Stadium die Bedürfnisse der Journalisten.
Erste Tests hätten ergeben, dass das 5G Standalone Netz der Telekom die hohen Ansprüche des TV-Betriebs an die Signalübertragung übertreffe. Es sei sicher und zuverlässig. Das Pilot-Projekt entwickeln die Telekom und RTL Deutschland in Laboren in Bonn. Aktuell prüfen die Partner die 5G-Lösung in einer Testumgebung in Berlin. Später soll eine breite Zielgruppe in der Medienlandschaft profitieren. Dazu zählen unter anderem Veranstalter von Events und Ausrüster. Perspektivisch soll 5G Standalone mit Network Slicing auch in sozialen Medien neue und kreative Echtzeit-Formate für Influencer ermöglichen.
Die aktuellen Tests laufen auf einer 5G Standalone (SA) Infrastruktur von Ericsson im 3,6 Gigahertz Frequenzband. Network Slicing ist eine zentrale architektonische Funktion bei 5G Standalone. Sie erlaubt mehrere, virtuelle Netze in einer einzigen Infrastruktur. Die Technik ermöglicht, dass jedes Slice unterschiedliche Dienstmerkmale erhält. Die Begrenzung auf 3,6 GHz reduziert aber zumindest derzeit noch die Einsatzmöglichkeiten. Zwar plant die Telekom ein bundesweites 5G Standalone-Netz, die Frequenzen um 700 MHz dürften aber zu wenig Spektrum haben für derartige TV-Signale. Im Bereich um 3,6 GHz wiederum gibt es aktuell nur 4.000 Antennen in ganz Deutschland, verteilt auf 180 Städte.