Telekom-Netz: Brauchen WhatsApp-Nachrichten bald länger?

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Gravierende Veränderungen im Netz der Deutschen Telekom. Sie könnten dazu führen, dass Verbindungen zu WhatsApp, Instagram und Facebook bald deutlich langsamer sind. Was steckt dahinter und wen betrifft das Problem?
Messenger, WhatsApp
WhatsAppBildquelle: guteksk7 / shutterstock.com

Damit Daten von einem Internetanschluss zu einem Internetdienst übertragen werden können, müssen die Daten zwischen verschiedenen Netzen übergeben werden. Denn üblicherweise befinden sich die Server von – beispielsweise WhatsApp – in einem anderen Netz als dein Anschluss bei Vodafone, Telekom & Co. Diese sogenannten Peerings gibt es als öffentliche Austauschknoten, sogenannte Peering Points wie dem DeCIX. Hier schließt, vereinfacht gesagt, jeder Netzbetreiber seine Glasfasernetze an und die Daten können ausgetauscht werden. Alternativ gibt es sogenannte Private Peerings oder Direct Peerings, also private Zusammenschlüsse. Auf diese setzt die Deutsche Telekom vorrangig. Doch genau so ein privates Peering wird nun offenbar beendet. Das trifft dich vor allem dann, wenn du die Dienste des Meta-Konzerns nutzt, also WhatsApp, Instagram oder Facebook.

Zwischen Meta und Telekom schwelt seit Jahren ein Rechtsstreit

Seit Jahren schwelt ein komplizierter Rechtsstreit zwischen Meta und der Telekom. Dabei geht es um Gebühren, die die Telekom von Meta für die Durchleitung der Daten in ihr Netz haben will. Dem Vernehmen nach gab es bisher mehr als 20 Übergabepunkte an verschiedenen Orten in Deutschland zwischen der Telekom und Meta, über die Daten in nicht unerheblichen Größenordnungen geflossen sind. Gerade erst teilte das Bonner Unternehmen mit, dass Instagram die meistgenutzte Social-App am ersten Wochenende des Münchner Oktoberfestes war – gefolgt von WhatsApp. Nach Angaben von heise.de verlangt die Telekom inzwischen 20 Millionen Euro von Meta für den Datentraffic, die Meta aber nicht zahlen will – obwohl ein Gericht der Telekom inzwischen das Geld zusprach.

Um die rechtmäßigen Zahlungen dennoch zu vermeiden, hat Meta nach Angaben der Telekom entschieden, seine Datenverkehre statt wie bislang über den direkten Weg nunmehr über einen Transitanbieter ins Netz der Telekom zu leiten. Verhandlungen zur weiteren direkten Zusammenschaltung habe Meta scheitern lassen. Damit werden die Daten von Meta nun über einen Drittanbieter geroutet – ein Umweg. Für die neuen Übergabepunkte hat die Deutsche Telekom nach eigenen Angaben ausreichend Kapazitäten zur Abwicklung des Datenverkehrs geschaffen. „Wir haben also unsererseits alles dafür getan, damit unsere Kunden weiterhin alle Dienste Metas in gewohnter Qualität nutzen können. Der Beginn der Umleitung der Datenverkehre in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist reibungslos erfolgt“, so die Telekom. Meta hingegen befürchtet Einschränkungen für die Nutzer, nimmt diese aber offenbar in Kauf.

Ist das der Anfang vom Ende?

Das ganze Thema ist nicht ohne Brisanz. Seit Jahren fordern die großen Telekom-Anbieter in Europa, dass sich US-Konzerne wie Meta, Alphabet (Google), Amazon oder Netflix am Netzausbau beteiligen. Ihr Datentraffic sorge dafür, dass die Netze immer stärker ausgebaut werden müssten. Umgekehrt gibt es die Argumente, dass die Netze von den Endverbrauchern durch die Grundkosten gezahlt werden und diese für eine schnellere Leitung auch mehr zahlen würden. Ursächlich für den Traffic seien auch die nachfragenden Verbraucher, nicht die Server der Anbieter.

Kämen nun weitere Anbieter auf die Idee, ihre privaten Peerings mit der Telekom aufzugeben, wäre das für Kunden im Backbone der Telekom wohl schlussendlich eine Verschlechterung. Jeder Umweg, den Daten nehmen müssen, verschlechtert die Qualität. Die Telekom fordert in einem Statement dazu auf, dass dieser Streit nicht auf dem Rücken der Kunden ausgetragen wird.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Paul

    Finde ich super von der Telekom. Sollen Facebook, Google, Apple, Microsoft, Amazon und Netflix, die mit ihren Diensten den Großteil des Datenverkehrs verursachen natürlich auch für die Leitungen zahlen. Steuern werden hierzulande ja eh kaum entrichtet.

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