Telekom: Hunderttausende Kunden müssen bald mehr zahlen

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Telefonieren über die Deutsche Telekom war noch nie wirklich günstig. Jetzt kündigt die Telekom an, dass sich für viele Kunden ab 2025 etwas ändern wird. Sie werden für viele Telefonate bald mehr zahlen müssen.
Ein Telekom-Shop mit einer Flagge davor
Telekom-Kunden müssen bald mehr fürs Telefonieren zahlenBildquelle: Thorsten Neuhetzki / Thorsten Neuhetzki

Als 1998 der Telefonmarkt liberalisiert wurde, gab es faktisch nur einen Anbieter, der Festnetzanschlüsse schaltete: die Deutsche Telekom. Um dennoch einen Wettbewerb beim Telefonieren zu erzeugen, setze der deutsche Regulierer auf ein Verfahren, das man als Call by Call bezeichnete. Die Idee: Vor jedem Telefonat solltest du eine fünfstellige Ziffer deiner Wahl vorwählen und damit den Anbieter für dein Telefonat bestimmen. Abgerechnet wurde dieses vom Anbieter entweder über eine eigene Rechnung oder über die Rechnung der Telekom. Der größte Unterschied: der Preis. Statt für ein Ferngespräch 50 Pfennig und mehr pro Minute zu bezahlen, waren auf einmal Gespräche quer durch Deutschland für 19 Pfennig und weniger möglich. Viele dürften sich noch an die Werbekampagnen von mobilcom (01019) oder Tele2 (01013) erinnern.

Call by Call verlor an Bedeutung

Seitdem ist viel passiert. Fast jeder Anschluss in Deutschland beinhaltet inzwischen eine Flatrate für Telefonate zu anderen Festnetzanschlüssen. Auch Handys lassen sich manchmal zum Pauschalpreis anrufen, die Bedeutung von Call by Call schwand in den vergangenen Jahren entsprechend. Schon längst muss die Deutsche Telekom regulatorisch kein Call by Call mehr anbieten. Durch eine vertragliche Vereinbarung mit ihren Wettbewerbern existiert die Netzbetreibervorauswahl aber bis heute.

Doch Ende 2024 ist endgültig Schluss mit Call by Call und damit auch mit der festen Einstellung auf einen anderen Anbieter, die Pre-Selection. Die Telekom und ihre Wettbewerber hatten diesen Schritt bereits vergangenes Jahr im Einvernehmen angekündigt. Jetzt macht die Telekom knapp ein halbes Jahr vor dem endgültigen Aus per Pressemitteilung auf die Änderung aufmerksam.

Telekom-Kunden verlieren Wahlmöglichkeit

„Anschlusskunden der Telekom telefonieren in Zukunft dann ausschließlich zu den jeweiligen Konditionen des Telekom-Tarifes“, heißt es von der Telekom. Für Call-by-Call-Nutzer besteht Handlungsbedarf, sofern die Voreinstellung auf andere Netzbetreiber fest im Endgerät einprogrammiert ist. Das kann etwa die Telefonanlage sein, in der ein Least Coast Router eingebaut ist. Die Einstellung sollte spätestens zum Ende dieses Jahres kundenseitig angepasst werden, um ab dem 1. Januar 2025 weiter telefonieren zu können, so die Telekom. Es scheint also kein automatisches Routing ins Telekom-Netz zu geben. Das ist insbesondere auch für die noch bestehenden Pre-Selection-Kunden relevant. Bei ihnen ist die 010xy-Kennung von der Telekom fest voreingestellt. Du solltest die Telekom bis Ende des Jahres beauftragen, diese Voreinstellung zu löschen. Ob du eine solche Voreinstellung hast, kannst du mit den Testnummern 0310 und 0311 herausfinden.

Auch wenn die Bedeutung von Call by Call für Telefonate innerhalb Deutschlands verschwindend gering geworden ist, so werden mit der Abschaffung ab Januar dennoch wohl hunderttausende Kunden mehr zahlen als bisher. Denn für Telefonate ins Ausland war Call by Call unschlagbar günstig. So kannst du beispielsweise für unter 1 Cent pro Minute in die USA telefonieren. Auch Frankreich und Polen sind für unter 1 Cent pro Minute erreichbar. Bei aktuellen Telekom-Tarifen zahlst du 2,9 Cent pro Minute. Deutlicher werden die Unterschiede bei Zielen wie Thailand. Statt 99 Cent pro Minute sind die Gespräche per Call by Call für unter 2 Cent zu haben. Ab 2025 ist damit Schluss.

Eine Alternative kann das Callthrough-Verfahren sein. Hier rufst du zunächst einen Computer an, der dich anschließend weiterverbindet. Die Kosten entstehen nur für die Verbindung zum Vermittlungscomputer. Das ist oftmals günstiger als eine direkte Verbindung per Handy oder Festnetz, aber teurer als Call by Call. Ein möglicher Anbieter für den Dienst ist durchwahl.app.

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