„Ich glaube, das sieht in der Presse alles viel besser aus, als es in Wirklichkeit ist“, eröffnete der Geschäftsführer der Glasfaser-Telco Deutsche Giganetz, Jan Budden, das erste Diskussionspodium des Geburtstages des Wettbewerbsverbandes. Statt auf den Markt und die vergangenen 25 Jahre der Liberalisierung zurückzublicken, sprengte Budden das Podium. Er ließ durchblicken, dass er erst unlängst veröffentlichte Zahlen beim Glasfaserausbau für unseriös hält. Die Glasfaserversorgung in Deutschland läge nicht bei einem Drittel der Haushalte, es gebe „2,4 Millionen aktivierte Anschlüsse“ in der Republik. Und es kämen auch nur 500.000 Anschlüsse im Jahr dazu. Das sei weitaus weniger als erwartet. „Mit dieser Entwicklung werden wir nie im Leben die Ziele der Bundesregierung schaffen“, so Budden. Der Branchenverband Breko hatte gerade erst eine Glasfaserabdeckung in Deutschland von 35,6 Prozent vermeldet.
Warnung vor Glasfaser-Kollaps: Investoren werden das Land verlassen
Budden sprach von einem „perfekten Sturm“ mit hohen Zinsen, politischer Unsicherheit und schlechtem Konsumklima. Daher sehe man auch in den nächsten Jahren keine Besserung. Dabei sei der Glasfasermarkt „enorm wichtig für die Bruttowertschöpfung unseres Landes“. Man gehe von 450 Milliarden Euro aus.
Der Chef der Deutsche Giganetz nutzte das Podium und seinen Aufschlag, um vor allem gegen die Deutsche Telekom auszuteilen. „In jedem Projekt, in dem wir sind, ist die Deutsche Telekom mit über 2.000 Vertriebsleuten dabei und versucht ihr Kupfernetz zu verteidigen, weil sie überhaupt keinen Grund hat, die Glasfaser auszubauen.“ Die Telekom sitze auf 140 Milliarden Euro Schulden, machte Budden vor der versammelten Breitbandbranche des Landes eine Rechnung auf. Der Free Cashflow aus dem DSL-Geschäft betrage 7 Milliarden Euro. „Dieses Geld braucht die Telekom, um die Schulden zu bezahlen“, so Budden. „Wenn Sie für 40 Euro Umsatz bei einem Kunden, die Sie jetzt als Telekom schon haben, 3.000 Euro Extra investieren müssen für den Glasfaserausbau, um 5 Euro mehr Umsatz zu erzielen, gibt es keinen Case für die Deutsche Telekom“, stellte Budden in den Raum.
Der Glasfaser-Ausbau brauche nach Angaben von Budden homogene, große Cluster. „In Deutschland bauen wir aber total verzettelt in kleinen Gebieten aus. Das wird alles so nicht funktionieren. Investoren werden das Land verlassen, wenn es so weitergeht“, warnte der Glasfaser-Chef.
Netze sind zu wenig ausgelastet
Der Vize-Präsident der Bundesnetzagentur, Wilhelm Eschweiler, wollte das so nicht stehen lassen. Nach seinen Angaben gibt es 6,4 Millionen verlegte und 3,4 Millionen aktivierte und genutzte Glasfaseranschlüsse. Tatsache ist aber, dass ein Großteil der berichteten Glasfaseranschlüsse in Deutschland unter der Bezeichnung „Homes Passed“ läuft. Dabei ist die Glasfaser dann bestenfalls an der Grundstücksgrenze des Haushaltes, aber nicht in die Wohnung verlegt. Bei einer Buchung müssen erst noch aufwendige Arbeiten stattfinden. Die Deutsche Telekom ist gerade erst dazu übergegangen, bei Eigenheimen die Glasfaser nicht mehr „auf Vorrat“ in die Häuser zu verlegen, sondern nur noch, wenn sie auch genutzt wird. Auf diese Homes Passed-Anschlüsse bezieht sich auch die eingangs vom Breko erwähnte Ausbauquote.
In zwei Punkten sind sich die Wettbewerber der Telekom auch jenseits von Deutsche-Giganetz-Chef Budden einig: 90 Prozent der verlegten Glasfaserleitungen sind leer und werden nicht genutzt. „Wir müssen nicht nur Netze bauen, wir müssen sie auch auslasten“, fügte der CEO von 1&1 Versatel, Sören Trebst. Sein unternehmen richtet sich mit dem Glasfasernetz allerdings nur an Firmenkunden und rüstet unter anderem das Mobilfunknetz der Muttergesellschaft 1&1 mit Glasfaseranbindungen aus.
Der andere Punkt, bei dem große Einigkeit in der Wettbewerbsbranche herrscht, ist der von Budden angesprochene Überbau der Deutschen Telekom in vielen Glasfaserausbaugebieten. Es reiche oft schon die Ankündigung eines möglichen Überbaus, dass ein Ausbau von Glasfaserleitungen dann doch nicht zustande komme. Die Wettbewerber forderten von Politik und Regulierung, dass die Störmanöver der Telekom unterbunden werden. Doch dem erteilte man eine Absage. Ein Infrastrukturwettbewerb – und das ist eine zweite Glasfaserleitung faktisch – sei europarechtlich gewollt. Es gebe bis heute keine Hinweise darauf, wie man europarechtskonform eine Norm verabschiedet, die einen Überbau verhindert, ließ Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr durchblicken. BNetzA-Vize Eschweiler verwies auf eine neu eingerichtete Monitoring-Stelle für den Überbau und darauf, dass auch die Telekom sich hier als betroffenes Unternehmen bereits ausführlich zu Wort gemeldet habe.
an den bald 10 Millionen Adressen wo die Telekom eigene Glasfaser anbieten kann oder über Open access Partnerschaften verfügt, hat die Interesse am Glasfaser Ausbau.
dort wo Sie nur Kupfer hat natürlich nicht. Warum sollte die Telekom Interesse am Glasfaser Ausbau der deutschen Giganetz haben? Davon hat sie nichts.
Die neuen Netzbetreiber heulen aber nur rum, anstatt dritte auf ihre Netze zu holen oder die Attraktivität gegenüber den Kunden zu steigern.