Aus 14 Kilometern Höhe: So will die Telekom Funklöcher stopfen

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Egal wie dicht die Mobilfunker ihre Netze bauen - es wird immer noch Lücken geben, die technisch oder wirtschaftlich nicht zu erschließen sind. Jetzt hat die Telekom einen im wahrsten Sinne abgehobenen Plan vorgestellt, die letzten Lücken im Netz zu schließen.
Telekom-Logo

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Der Plan der Telekom für eine flächendeckende Monbilfunkversorgung in einfachen Worten: Mobilfunk über Sender, die an Flugzeugen  beziehungsweise Drohnen befestigt sind. Doch dabei soll es sich keineswegs um normale Linienflieger handeln, sondern um autonom fliegende Flugzeuge des Technologiepartner Stratospheric Platforms Limited (SPL), die über den normalen Flughöhen unterwegs sind. Einen ersten Test dazu hat die Telekom jetzt in Bayern unternommen. Das Besondere: Im Gegensatz zu Verbindungen über Satelliten ist es mit der von der Telekom angepeilten Flugzeug/Drohnen-Variante möglich, niedrige Latenzen und eine Indoor-Versorgung zu realisieren. Denn zum Einsatz kommen normale LTE-Frequenzen, die somit auch von jedem Handy verarbeitet werden können – anders als beim Satelliten.

Erster Test im Oktober erfolgreich

Anfang Oktober demonstrierte die Telekom eine LTE Sprach- und Datenverbindung über eine am Rand der Stratosphäre fliegende Plattform, die vollständig in ein kommerzielles Mobilfunknetz integriert war. Dabei handelte es sich noch um ein Klein-Flugzeug, das die notwendige Technik an Bord hatte und auf etwa 14 Kilometern Höhe flog. Künftig sollen es spezielle Flieger beziehungsweise Drohnen sein, die die Sender an Bord haben.
Telekom testet LTE per Flugzeug
Im Test seien Voice-over-LTE-Anrufe (VoLTE), Videoanrufe, Datendownloads und Web-Browsing auf einem Standard-Smartphone möglich gewesen. Das Smartphone war während des Tests über die Antennen am Flugzeug mit dem normalen Mobilfunknetz der Telekom Deutschland verbunden. Genutzt wurden 10 MHz Frequenzbandbreite im Bereich des 2,1 GHz-Bandes. Das sind die bisherigen UMTS-Frequenzen, die jetzt auch für LTE und 5G genutzt werden. Dabei erreichten die Tester Download-Geschwindigkeiten von 70 Mbit/s und Upload-Geschwindigkeiten von 20 Mbit/s über eine Kanalbandbreite von 10 MHz. Bei einem Test in einem fahrenden Fahrzeug sei das Signal aus der Luft stabiler gewesen als ein Vergleichssignal von einem Sendemast am Boden.

Telekom: flächendeckendes Netz ohne Funkschatten

Durch die große Flughöhe und eine nahezu freie Sicht auf den Boden könne ein Flugzeug mit speziellen Antennen Funkzellen von bis zu 100 Kilometern Durchmesser versorgen und dabei das bestehende Mobilfunknetz am Boden ergänzen. Das ist auch das Ziel der Telekom: Bestehende Netze ergänzen, nicht ersetzen.
Dieses Flugzeug war eine fliegende Basisstation
Dadurch werden in Bereichen, die etwa durch geografische Höhenzüge bislang in einem Funkschatten liegen, die sogenannten „weißen Flecken“, zukünftig eine Mobilfunknutzung möglich, heißt es von der Telekom. Für Kunden erfolge dabei der Übergang der Verbindung von einem klassischen Mobilfunkmast zu einer fliegenden Antenne reibungslos und unbemerkt. „Gerade in Bereichen, die durch klassische Mobilfunkmasten nur schwer zu erschließen sind, werden fliegende Basisstationen eine sinnvolle und kosteneffiziente Ergänzung unseres Mobilfunknetzes sein“, sagt Bruno Jacobfeuerborn. Er ist für die Deutsche Telekom Aufsichtsratsmitglied bei SPL und Geschäftsführer der Telekom-Tochter Deutsche Funkturm. Der Plan von SPL: Die Entwicklung eines wasserstoffbetriebenen, ferngesteuerten Flugzeugs, der damit verbundenen Kommunikationskapazität und der zugehörigen terrestrischen Infrastruktur.

Zwischen 31 und 162 Zellen für ganz Deutschland notwendig

Für den möglichen Einsatz gebe es drei verschiedene Szenarien, die sich nach dann zur Verfügung stehenden Frequenzen richten. Einerseits könnte die Telekom über das Flugzeug das normale Mobilfunknetz komplett schließen. 57 Zellen bräuchte man für ganz Deutschland, um passable Datenraten anzubieten. Mit anderen Frequenzen und mehr Flugzeugen könnte man auch größere Kapazitäten für Highspeed-Hausanschlüsse über die Luft schicken. Hier bräuchte man dann 162 Zellen. Geht es nur darum, ein grundlegendes Netz zu schaffen, käme man mit 31 Zellen für ganz Deutschland aus. Damit könne man etwa alle Sensoren und IoT-Geräte ins Netz bringen. Bis die fliegenden Sendemasten ein flächendeckendes Telekom Netz schaffen, wird es aber noch etwas dauern. Der erste Flug ist für Mitte 2022 geplant. Telekom-Chef Tim Höttges rechnet mit einem kommerziellen Einsatz in etwa fünf Jahren.

6 Kommentare

  1. Klaus
    Hallo ? Wie ist den die CO2 Bilanz dieser Lösung? Wir können doch jetzt micht anfangen zusätzlichen Luftverkehr aufzubauen. Es sei denn, die Dinger können Klimaneutral mit Solarzellen in der Luft gehalten werden
  2. Maarqs
    100km Durchmesser resp. 50km Radius und 14km Höhe: Vom Zellenrand betrachtet erscheint das Flugzeug gerademal 15,6° über dem Horizont. Soviel zum Thema "von oben"
  3. Mathias Engelmann
    Wie kommt man bei den Bildern auf ein klassisches Kleinflugzeug? Das Flugzeug heißt G520 und hat einen Höhenrekord vor 30 Jahren aufgestellt. Und dieses Flugzeug bot im Rumpf für die ganze Technik platz und nicht nur für ein paar Antennen. War jedenfalls ein interessantes Projekt
    • Thorsten Neuhetzki
      Unkenntnis des Redakteurs über das Flugzeug. Aber letztlich bleibt es ein Flugzeug, künftig sollen es ja Drohnen sein.
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