10 Millionen Glasfaser-Anschlüsse will die Telekom bis 2025 bauen, ganz Deutschland soll bis 2030 schnelles Internet haben. Das sind ambitionierte Ziele. Oder ist es „PR-Klamauk“? Dieser Vorwurf wird zumindest jetzt öffentlich laut.
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Der jüngste Coup der Telekom: Sie hat angekündigt, allein in Berlin eine Million Haushalte mit Glasfaserleitungen versorgen zu wollen. Das allerdings wird dauern. Bis Ende 2025 sollen es erst einmal „nur“ 600.000 Anschlüsse sein, der Rest der Telekom Glasfaser soll in den Jahren darauf folgen.
Die Pläne der Telekom wecken allerdings auch Skeptiker. Der „Business Insider“ zitiert heute gar Branchen-Kenner, die die Ankündigungen der Telekom als „PR-Klamauk“ bezeichnen. Dabei nennt Telekom-Chef Tim Höttges harte Fakten. Vor allem, wenn es ums Geld geht. Denn die jährlichen Ausgaben will Höttges auf 2,5 Milliarden Euro jährlich steigern. Eine „Rieseninvestition“, wie der Telekom-Chef vergangene Woche auf der Hauptversammlung des Konzerns sagte.
Doch genau diese könnte nicht ausreichen, rechnet Professor Torsten J. Gerpott im Business Insider vor. Gerpott ist Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung an der Uni Duisburg-Essen. Sein Schwerpunkt ist die Telekommunikation. Hier gilt er als in der Branche anerkannter Experte. Doch er zeigt sich skeptisch, was die Pläne der Telekom angeht. „Die Ziele scheinen mir vor dem Hintergrund der bisherigen Telekom-Ausbaugeschwindigkeit, von Engpässen im Tiefbau und der anspruchsvollen Bauvorschriften in Deutschland weniger eine seriöse Prognose zu sein als vielmehr PR-Klamauk.“ So lässt er sich von dem Magazin zitieren.
Zur Begründung sagt er, die Telekom sei „nie der Frontmann“ gewesen beim Glasfaserausbau. Es sei die Konkurrenz, die den Markt treibe. Das bis 2030 jeder Haushalt am Glasfasernetz hänge, könne er sich nicht vorstellen. Auch die genannten Investitionen deuten für ihn darauf hin. Der Ausbau eines Glasfaseranschlusses koste in ländlichen Gebieten 1.500 bis 2.500 Euro. Dem setzt er acht Millionen Anschlüsse bis 2024 und ein Investment von acht Milliarden Euro gegenüber. Das wären 1.000 Euro pro Leitung.
Auch die Konkurrenz empfindet die Pläne der Telekom als Herausforderung. Der Lobbyverband Buglas bezeichnet die Pläne der Telekom als „sportlich“ und wartet darauf, dass die Telekom den Markt „künftig in kooperativer Weise“ mit den Mitbewerbern bearbeitet. Beim Breko, einem weiteren Anbieterverband, freut man sich, dass die Telekom „endlich auch auf den echten Glasfaserausbau setzt. Die Breko-Verbandsunternehmen wollen in den kommenden Jahren „so viele Glasfaseranschlüsse wie möglich bauen“.
Und die Konkurrenz schläft nicht. Gerade erst hat DNS:net, aktiv vor allem im Osten Deutschlands, einen neuen Investor mit 2,5 Milliarden Euro gewonnen. 1 Million weitere Glasfaseranschlüsse will das Unternehmen in den kommenden Jahren ausbauen.
Glasfaser-Ausbau der Telekom: Geld allein ist nicht alles
Fakt ist: Der Glasfaserausbau hat zwei Herausforderungen. Erst muss die Glasfaserleitung möglichst nah an die Gebäude. Das hat die Telekom durch ihren VDSL-Ausbau in vielen Regionen Deutschlands schon geschafft. In den großen grauen Verteilern liegt die schnelle Breitbandleitung. Von hier muss sie jetzt aber in die Häuser und dann auch noch in die Wohnung. Die Häuser sind nur mit neuen Tiefbauarbeiten zu erreichen, in den Häusern sind oftmals ebenfalls teure Leitungsarbeiten erforderlich. Doch es kostet nicht nur Geld: Der Ausbau kostet Zeit und Manpower.