Es ist ein Paradigmen-Wechsel bei der Telekom. Denn erstmals wird sie in Kürze Glasfaser-Anschlüsse auf Leitungen schalten, die sie gar nicht gebaut hat. Konkret geht es um Glasfaser-Anschlüsse von M-net in München und NetCologne in Köln, wie beide Unternehmen mitteilten. Hier kann die Telekom bisher keine Glasfaser-Leitungen anbieten – es sei denn, sie würde ein eigenes Netz ausbauen. Hast du im Glasfaserausbau-Gebiet dieser beiden Anbieter einen Internetanschluss bei der Telekom bestellt, hast du in der Regel DSL oder VDSL bekommen. Im Hinblick auf mögliche Kupfer-Abschaltungen in den kommenden Jahren ist das kaum sinnvoll.
Telekom kann Glasfaser von M-net vermarkten
Die Verträge zwischen der Telekom und den beiden Regionalanbietern bestehen schon lange. Schwierig war die Umsetzung. Allein 20 Monate hat die Anpassung der Schnittstellen gedauert, die notwendig sind, damit die Telekom einen Glasfaseranschluss bei der M-net technisch so buchen kann, als wäre es die eigene Leitung. Für den Kunden soll es aus Sicht der Telekom keinen Unterschied machen, ob die Glasfaser von der Telekom oder einem anderen Anbieter verlegt wurde. Wie M-net Chef Nelson Killius vor Kurzem auf der Branchenmesse Anga Com in Köln sagte, werde die Deutsche Telekom ab Juli die entsprechende Möglichkeit haben. Sie kann dann ihre Kunden auf die Glasfaser-Leitungen der M-net schalten, korrigierte die zeitliche Angabe des M-net-Chefs allerdings auf der dritte Quartal 2024. Damit könnte die Telekom dann auch in den M-net-Ausbau-Gebieten, in denen die Glasfaser bis in die Wohnung reicht, Anschlüsse mit 500 oder 1.000 Mbit/s anbieten.
Verwirrung um Glasfaserleitungen der NetCologne
Bis es auch bei NetCologne soweit ist, dauert es noch etwas länger. Der Vertrag mit der Telekom sei zwar auch schon 2022 geschlossen worden. Aber auch hier dauert die Umsetzung der Open Access-Thematik auf der Ebene der Schnittstellen lange. Man rechnet damit, dass im vierten Quartal 2024 die ersten Kunden der Telekom das Netz von NetCologne nutzen können, war auf Nachfrage aus Köln zu erfahren.
Das allerdings sorgt für Verwirrung seitens der Telekom. Als Reaktion auf die Erstveröffentlichung dieses Artikels teilte und die Telekom mit, dass dies nicht stimme. „Nicht korrekt ist, dass wir dieses Jahr unsere FTTH-Produkte auf dem Netz der NetCologne anbieten werden. NetCologne verfügt über einen Glasfaserausbau, der nahezu ausschließlich aus Haushalten mit FTTB-Anschlüssen besteht. Hier bestehen die Kabel aus dem Keller bis in die Wohnung noch aus Kupfer, was die Technologie aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig macht. Deshalb ist die Behauptung von NetCologne nicht zutreffend. Wann FTTH Haushalte im Netz der NetCologne buchbar sein werden kann stand heute nicht beantwortet werden“. Die Telekom habeeine klare FTTH Strategie und werde ihre Glasfaser-Produkte ausschließlich auf gigabitfähigen und zukunftssicheren FTTH-Leitungen ihrer Wholebuy-Partner anbieten, so ein Sprecher.
Open Access kommt voran
Unabhängig von dieser Verwirrung arbeitet NetCologne daran, seine eigenen Kunden auch auf das Netz der Deutschen Glasfaser aktivieren zu können. Auch diese Umsetzung soll noch dieses Jahr in der Praxis greifen.
Mit diesen Schritten wird Open Access das erste Mal in einem größeren Stil Realität. Die lange Umsetzung von 20 Monaten und mehr zeigt aber auch, dass der Weg zu einer Glasfaser-Infrastruktur mit Wettbewerb für den Kunden ein weiter ist. Zwar gehen Insider davon aus, dass die ersten Vereinbarungen jeweils die schwierigsten sind und weitere Schnittstellen sich schneller umsetzen lassen. Dennoch ist der Weg, bis du einen Glasfaseranschluss über einen Provider wie 1&1 oder easybell bei jedem Glasfaseranbieter Deutschlands buchen kannst, noch weit. Für dich als Nutzer ist der Schritt wesentlich, weil du mehr Auswahl und Wettbewerb auf einem Netz hast. Und die Netzbetreiber erhöhen ihre Netzauslastung, weil auch Kunden das Netz nutzen, die keinen Vertrag bei NetCologne oder M-Net direkt abgeschlossen hätten.
So steht es um den Glasfaser-Ausbau der Telekom
Die Deutsche Telekom selbst meldete unlängst, dass 8,2 Millionen Haushalte einen Glasfaser-Tarif buchen können. Tatsächlich ist aber ein großer Teil dieser Anschlüsse nur als „Homes Passed“ deklariert. Das heißt, die Glasfaser-Leitung liegt noch nicht im Gebäude. Bestellt ein Kunde einen Glasfaseranschluss, so muss die Leitung erst ins Haus und dann in die Wohnungen verlegt werden. Das setzt die Zustimmung der Eigentümer voraus sowie die Verfügbarkeit von Bauunternehmen. Die Kennziffer Homes Passed (aktuell 17,9 Millionen Haushalte in Deutschland) ist daher umstritten. Ohne weitere Bauarbeiten buchbar sind Anschlüsse in 7,3 Millionen Haushalten.
Sehr gute Idee.