Telekom DSL vor Abschaltung? Das steckt dahinter

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Immer wieder ist derzeit zu lesen und zu hören, dass die Telekom ihr DSL-Netz abschalten wird. Insbesondere bei der Glasfaser-Vermarktung wird diese Aussage genutzt. Doch was ist dran an einer Abschaltung von DSL und VDSL?
Ein DSL-Modem mit LED-Anzeigen

Ein DSL-Modem mit LED-Anzeigen

Wenn derzeit Glasfaser-Vermarkter an der Haustür klingeln, nutzen sie oft eine Aussage, um Druck auszuüben, einen neuen Vertrag abzuschließen: Die Telekom schaltet ihr DSL-Netz ab. Dabei tauchen immer wieder angeblich fixe Daten auf, zu denen die Telekom DSL abschalten werde. Besonders dreiste Vermarkter sprechen vom kommenden Jahr, andere sprechen von 2030 oder 2033. Doch all diese Daten sind falsch. Wahr ist aber auch: Über eine Abschaltung des Telekom-DSL-Netzes wird aktuell diskutiert. Und es gibt sogar schon erste Regionen, in denen DSL (und damit auch VDSL) abgeschaltet wird.

DSL: Es gibt kein fixes Abschaltdatum

Klar ist aber nach aktuellem Stand eines: Es wird kein festes Datum geben, an dem das DSL-Netz in ganz Deutschland abgeschaltet wird. Weder 2030 noch 2033 oder 2035. Vielmehr wird die Abschaltung je nach Region und Anschlussbereich sukzessiv erfolgen. Diese Daten richten sich danach, wie gut in den jeweiligen Regionen das Glasfasernetz schon ausgebaut ist. Erste Pilotprojekte sind bereits gestartet. So gibt es in Wiesbaden und Bad Salzungen in einigen Straßen schon heute keine neuen DSL-Anschlüsse mehr. Hierbei geht es aber nur um einige Hundert Wohnungen.

Ferner sind in diesen Regionen die DSL-Anschlüsse noch nicht deaktiviert. Die Anbieter vermarkten aber keine neuen DSL-Leitungen mehr. Ziel ist, bestehende DSL-Kunden in den kommenden Wochen und Monaten auf das Glasfasernetz umzustellen. Dann erst kann die Telekom die DSL-Technik tatsächlich abschalten.

„Wir rechnen damit, dass die Telekom die ersten Anträge 2025 stellen wird“, sagt Breko-Regulierungsexperte Benedikt Kind mit Blick auf weitere Regionen und Abschaltungen. Der Breko ist der Branchenverband der alternativen Glasfaseranbieter in Deutschland. Nach einem solchen Antrag bei der Bundesnetzagentur würde es für die entsprechenden Regionen aber noch ein bis vier Jahre dauern, bis wirklich am letzten DSL-Modem die Lampen ausgehen. Klar ist: Das alles geht nur mit Zustimmung der Bundesnetzagentur.

Für die Anbieter von Glasfaser-Leitungen hat eine DSL-Abschaltung gleich mehrere Vorteile. So lasten sie ihre Glasfaser-Netze besser aus, wenn DSL-Kunden künftig Glasfaser nutzen. Zudem kostet der Betrieb von DSL Geld – insbesondere, wenn es parallel ein Glasfasernetz gibt. Die Wettbewerber der Telekom befürchten allerdings, dass die Telekom das eigene DSL-Netz nur dort abschalten will, wo die Telekom Glasfaser ausgebaut hat. Sie fordern daher regulatorische Möglichkeiten, dass auch in Ausbaugebieten der Wettbewerber eine DSL-Anschaltung der Telekom beantragen kann. Die Telekom müsste ihre Kunden dann konsequenterweise auf das Netz des Mitbewerbers übertragen. „Die Telekom darf keine Gelegenheit bekommen, die Abschaltung ihres Kupfernetzes strategisch zu nutzen und damit dem Wettbewerb im Glasfaserausbau zu schaden“, so Breko-Geschäftsführer Stephan Albers.

Keine Panik wegen DSL-Abschaltung

Was bedeutet die geplante DSL-Abschaltung nun für dich? In jedem Fall solltest du, wenn ein Glasfaser-Anbieter in deiner Straße ausbaut, nach Möglichkeit dafür sorgen, die Leitung ins Haus legen zu lassen. Wir raten dir jedoch grundsätzlich davon ab, den Aussagen von Haustür-Vertretern zu trauen. Diese arbeiten in der Regel auf Provisionsbasis und sind darauf angewiesen, möglichst viele Verträge unterzeichnet einzureichen. Auch Verbraucherschützer warnen prinzipiell vor Haustür-Geschäften.

Solltest du überzeugt sein, dass du keine Glasfaser-Leitung benötigst, so werden die Anbieter dich natürlich langfristig mit der Ankündigung der Abschaltung vom Gegenteil überzeugen. Lass dich nicht unter Druck setzen, bedenke aber, dass du langfristig nicht an einem entsprechenden Anschluss vorbeikommen dürftest. Auch wenn du heute noch nicht den Bedarf siehst: Der Anspruch an eine Internetleitung wächst immer weiter.

Problematisch könnte noch die Definition werden, ab wann ein Glasfaser-Ausbaugebiet als ausgebaut gilt und DSL ausgedient hat. Denn die Telekom ist beispielsweise dazu übergegangen, nur noch Häuser, bei denen ein Vertrag vorliegt, mit einer Leitung zu versorgen. Das nicht angeschlossene Haus zählt dennoch als versorgt – in der Zählgröße Homes Passed. Homes Passed, also die Glasfaser-Leitung vor der Tür, ist aktuell die meistgenannte Zählgröße beim Ausbau der neuen Highspeed-Leitungen. Erfolgt hier allerdings die Abschaltung von Kupfer, bevor alle Häuser angeschlossen sind, müssten erneut die Bagger für den Ausbau anrollen, da die betreffenden Häuser sonst offline wären.

2 Kommentare

  1. Rolf Ernst
    Lest erst einmal euren Text und ergänzt die fehlenden Satzaussagen: "Homes Passed, also die Glasfaser-Leitung vor der Tür, ist aktuell die meistgenannte Zählgröße beim Ausbau der neuen Highspeed-Leitungen. Erfolgt hier allerdings die Abschaltung von <>, müssten erneut die Bagger für den Ausbau anrollen, da die betreffenden Häuser sonst offline wären."
  2. HUC
    dann nimmt man eben das im Haus vorhandene Koax Fernsehkabel auch für Internet von einem anderen Anbieter. Ist auch billiger wie Glasfaser und keine Bagger nötig.
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