Ein Internetanschluss für 0 Euro. Und das mit bis zu 250 Mbit/s. Per Glasfaser. Was der neue Provider Giga Fiber seinen Kunden verspricht, klingt zu schön, um wahr zu sein. Dort wird der Anschein erweckt, es gäbe tatsächlich keine Haken bei dem geplanten kostenlosen Breitbandzugang. In den AGB ist aber eine Klausel versteckt, die Kunden dazu verpflichten soll, einen namentlich nicht näher genannten Zahlungsdienstleister zu nutzen, um etwa Mietzahlungen oder Abschläge für Energieversorger darüber zu begleichen. Auf diese Weise soll sich das Angebot von Giga Fiber refinanzieren. Eine Gefahr für den milliardenschweren Glasfaserausbau der Deutschen Telekom?
Telekom beobachtet 0-Euro-Internet von Giga Fiber
„Das lässt sich schnell beantworten: Nein!“, sagte Telekom-Finanzvorstand Christian Illek am Donnerstag in einer Fragerunde vor Journalisten auf Anfrage von inside digital. Etwas mehr ins Detail ging Telekom-Chef Tim Höttges, der seinem Vorstandskollegen bei der Beantwortung der Frage zur Seite sprang. Für ihn ist ein Angebot, wie es Giga Fiber anbietet, eines von vielen am Markt erhältlichen Promo-Angeboten, um Kunden zu ködern. „Am Ende müssen sich solche Angebote aber refinanzieren. Und dann müssen Kunden nach sechs oder zwölf Monaten plötzlich höhere Rechnungen bezahlen“, mahnt Höttges zur Vorsicht.
Einfach wegwischen möchte der Telekom-Boss den noch im Aufbau befindlichen neuen Wettbewerber aber offenbar auch nicht. Wenngleich es sich bei den bisherigen 0-Euro-Aussagen eher um Promotion und Marketing handele, müsse man abwarten, wie erfolgreich sich ein solches Angebot am Markt behaupten könne, so Höttges. In der bisher kommunizierten Form hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom aber trotzdem Zweifel, ob ein kostenloses Angebot ökonomisch funktionieren kann. Schließlich seien in den vergangenen Monaten auch Glasfaser-Anschlüsse und deren Ausbau wegen der zuletzt hohen Inflation teurer geworden.
Telekom will Glasfaser-Internet weiter ausbauen
Viel mehr möchte sich Höttges aber ohnehin auf den eigenen Glasfaserausbau fokussieren. Angst vor einem zuletzt mehrfach prognostizierten Glasfaserkollaps habe er nicht. „Wir haben Scheuklappen auf und machen unser Ding“, zeigte er sich mit Blick auf die kommenden Investitionen beim Glasfaserausbau gewohnt angriffslustig. Die Finanzierung bei der Telekom stehe auf gesunden Füßen. Man habe einen langen Atem, während zu knapp kalkulierte Angebote von Wettbewerbern jüngst verstärkt in turbulente Fahrwasser gerieten. Diese „fallen derzeit zusammen wie Kartenhäuser“, so Höttges.
Herausfordernd gestaltet sich für die Telekom unterdessen die Tatsache, dass viele Kunden offenbar nicht bereit sind, einen Aufpreis für Internet per Glasfaser zu bezahlen. Auch scheint die Bereitschaft, von einem (V)DSL– auf einen Glasfaser-Anschluss zu wechseln, überschaubar auszufallen. Möglicherweise auch, weil für die Nutzung eines Glasfasertarifs ein neuer, nicht gerade günstiger Router notwendig ist.
Viele Kunden könnten Glasfaser buchen, tun es aber nicht
Zahlen belegen das Dilemma recht deutlich: Bei der Deutschen Telekom hatten zum Stichtag Ende September 6,9 Millionen Haushalte die Möglichkeit, Glasfaser zu buchen. Das waren 2,4 Millionen Haushalte mehr als zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Tatsächlich haben aber erst 910.000 Kunden einen Glasfasertarif gebucht – 263.000 mehr als vor einem Jahr.
Das bedauert auch Höttges. Er würde sich von seinen deutschen Kunden „mehr Kauflust“ wünschen. Deswegen ist der aktuelle Ausbau auch eine Wette auf die Zukunft. Momentan erfolge er in der Erwartung, „dass die Kunden in den nächsten Jahren dann auch zu uns kommen“, so Höttges. Klingt ein wenig so, als müsse die Telekom in Zukunft neben dem teuren Glasfaserausbau auch noch eine signifikante Summe ins Marketing stecken, um mehr Kunden von schnellem, zukunftsträchtigem Internet per Glasfaser zu überzeugen.