Bei der besagten Brille handelt es sich um die „TCL RayNeo X2″ – eine sogenannte AR-Brille. Im Gegensatz zu einer VR-Brille entführt dich eine AR-Brille nicht in eine virtuelle Welt, sondern kann virtuelle Elemente in die echte Welt einfügen. Du hast beim Tragen der Brille also deine Umgebung stets im Blick.
TCL RayNeo X2: AR-Brille ausprobiert
Auf einem Event abseits des Messetrubels rund um den MWC konnten wir uns die Brille anschauen und ausprobieren. Optisch ist sie an das Design einer gewöhnlichen Brille angelehnt, fällt jedoch etwas klobiger aus. Grund dafür ist die in der Brille untergebrachte Technik. Im Rahmen steckt ein Snapdragon XR2 Prozessor, ein Akku für drei Stunden aktiver Nutzung sowie Mikrofone und eine Kamera. Die durchsichtigen Bildschirme sind in den Brillengläsern untergebracht.
Setzt man sich die Brille auf, wird man von einem Startmenü begrüßt, das im Raum zu schweben scheint. Das Bild ist nicht gestochen scharf, jedoch ausreichend hell, um auch im taghellen Raum mühelos ablesbar zu sein. Über eine Touch-Fläche am rechten Brillenbügel scrollt man durchs Menü und wählt die entsprechende App per Touch aus. Das geht zuverlässig und intuitiv. Wir probieren als Erstes das Highlight der Brille: den AR-Übersetzer.
Unbekannte Sprachen mit einer AR-Brille verstehen
Die Übersetzungs-Funktion der smarten AR-Brille soll eine Vielzahl an Sprachen erkennen und automatisch übersetzen können. Um dies zu testen, spricht ein chinesischsprachiger Mitarbeiter von TCL in seiner Muttersprache mit uns. Mit wenigen Sekunden Verzögerung blendet die AR-Brille entsprechende Untertitel für uns ein. Die Übersetzung ist gut genug, um dem Gespräch zu folgen und auf Englisch zu antworten.
Als der Mitarbeiter von seiner Kollegin unterbrochen wird, unterbricht er das Gespräch mit uns kurz. Wir lassen den Blick durch den Raum schweifen. Wenige Meter von uns entfernt unterhalten sich zwei Personen in Spanisch. Sofort beginnt die Brille damit, auch für diese Unterhaltung übersetzte Untertitel anzuzeigen.
So zeigt die Demo nicht nur, wie man in Zukunft fremde Sprachen verstehen kann. Denn hörgeschädigte Menschen könnten die Brille in Zukunft nutzen, um Unterhaltungen zu folgen, Durchsagen zu verstehen oder Videos ohne Untertitel zu schauen.
Was sonst noch möglich ist
Doch kann die AR-Brille von TCL nicht nur übersetzen. In unserer Demo haben wir noch einige weitere Funktionen ausprobiert. Mit dem integrierten Musikplayer kann man über kleine Lautsprecher an den Brillenbügeln Musik hören, ohne Kopfhörer zu tragen. Das ist jedoch auch schon mit Audiobrillen von Huawei, Bose und Co. möglich. Dank der integrierten Mikrofone dient die Brille auch als Freisprecher fürs Smartphone.
Spannender ist hingegen die eingebaute Kamera. Mit dieser kann man durch Tippen auf dem Brillenbügel Fotos und Videos aufnehmen und mit der entsprechenden App auf das eigene Smartphone übertragen. Leider nicht ausprobieren konnten wir die integrierte Navigation. Dabei soll einem die AR-Brille Richtungspfeile in der echten Welt einblenden können.
Die Schwächen
Die Entwicklung von AR-Brillen steht noch ganz am Anfang. Und auch, wenn die TCL RayNeo X2 schon in wenigen Monaten auf den Markt kommen soll, wirkt sie noch eher wie ein Prototyp. Das projizierte Bild ist relativ klein und liegt genau in der Mitte des Blickfelds. Jedoch gibt es immerhin einen Bildschirm für jedes Auge. Viele Konkurrenzprodukte verbauen nur in einer Seite ein Display, was schon nach kurzer Nutzungsdauer unangenehm ist.
Auch an der Schärfe des Bildes muss TCL noch arbeiten. Mit Sehstärke darf man die Brille in Deutschland übrigens nicht verkaufen. Das liegt an rechtlichen Beschränkungen. So handelt es sich bei einer Brille mit Sehstärke um ein Medizinprodukt, dass nur von einem Optiker angefertigt werden darf. TCL bietet jedoch ungeschliffene Gläser an, die man von einem Optiker an die eigene Sehstärke anpassen lassen kann.
Ein Preis für den europäischen Markt steht noch nicht fest, wird sich jedoch voraussichtlich zwischen 1.000 und 2.000 Euro bewegen. Vorerst ist die Brille nur in China erhältlich. Ein Marktstart in Europa ist aber noch in diesem Jahr denkbar.
TCL war jedoch nicht der einzige Hersteller, der auf dem MWC eine AR-Brille im Gepäck hatte. So haben wir uns auch das Konkurrenzprodukt von Oppo angeschaut.